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Wenig Glanz – aber starker Schlussspurt (MM)

Rhein-Neckar Löwen gewinnen beim Aufsteiger Bietigheim nach gutem zweiten Durchgang mit 32:22

BIETIGHEIM. Viel Kampf, noch mehr Krampf. Schon wieder. Immerhin gab es aber erneut zwei Punkte. Die Rhein-Neckar Löwen haben in der Handball-Bundesliga auch ihr zweites Saisonspiel gewonnen, wussten aber bei der SG BBM Bietigheim-Bissingen nicht zu überzeugen. Nach enttäuschender erster Halbzeit steigerten sich die Gelbhemden nach dem Seitenwechsel und gewannen beim Neuling mit 32:22 (10:11).

„In der ersten Halbzeit haben wir nicht genug investiert , um ein Bundesligaspiel zu gewinnen. Es war vor dem Seitenwechsel alles ohne Herz und ohne Kopf, danach haben wir alles richtig gemacht. Aber so hätte ich das gerne über 60 Minuten“, sagte Trainer Nikolaj Jacobsen.

Im Angriffsspiel knüpften die Löwen vor 4378 Zuschauern an den schwachen Heimspiel-Auftakt gegen den SC Magdeburg an. Viel zu behäbig und uninspiriert agierte der Vize-Meister in der Offensive. Nach Ballverlust von Alexander Petersson ging der Aufsteiger gleich 1:0 in Führung und wurde von Minute zu Minute frecher. Die Bietigheimer spürten, dass gegen diese harmlosen – phasenweise sogar einfallslosen – Gelbhemden etwas drin ist.

Die Badener quälten sich durch die Partie, hatten beim 3:3 erstmals die Chance, in Führung zu gehen. Doch wieder schenkte Petersson den Ball her. Der Isländer ist eigentlich als „Mr. Zuverlässig“ bekannt, doch gestern lief beim Linkshänder zunächst wenig zusammen. Früh schickte Trainer Nikolaj Jacobsen deshalb Harald Reinkind auf die Platte, doch die Probleme blieben.

Nach einer Viertelstunde führte der Neuling mit 5:3. Unglaublich, aber wahr: Dem Vizemeister gelangen in 15 Minuten wirklich nur drei Treffer. Das ist nicht nur schwach, das ist indiskutabel. Und hätte Niklas Landin nicht gleich mehrfach in höchster Not gerettet, wäre der Rückstand noch größer gewesen.

In Überzahl nahmen die Gelbhemden erst einmal das 4:6 (19.) hin, beim 8:8 (24.) war mit viel Qual und Kampf der Ausgleich hergestellt. Jetzt hätte sich sogar die Möglichkeit geboten, endlich das erste Mal in Führung zu gehen. Wieder waren die Badener ein Mann mehr auf dem Feld – ein Zustand, der allerdings nicht von Dauer sein sollte. Andy Schmid betrat zu früh das Spielfeld, Wechselfehler, Zeitstrafe, Ballbesitz Bietigheim. Dieser Fauxpas war fraglos bezeichnend für den enttäuschenden Auftritt des Vize-Meisters, bei dem das Katastrophen-Karussell richtig Fahrt aufgenommen hatte. Mit dem 10:11-Rückstand zur Pause waren die Löwen noch gut bedient.

Deutlich zielstrebiger trat die Jacobsen-Sieben nach dem Seitenwechsel auf. Jetzt stand auch Petersson wieder auf der Platte – und der Isländer hatte offenbar alles verdrängt, was ihm vorher nicht gelungen war. Er besorgte beim 12:11 (33.) die erste Führung für die Löwen, die jetzt immer wieder zu Ballgewinnen in der Abwehr kamen und auf 16:13 (38.) erhöhten. Auch im Positionsangriff fand der Vize-Meister jetzt immer wieder Lösungen. Das 20:15 (42.) verschaffte erst einmal ein wenig Luft, die Badener gewannen mehr und mehr die Spielkontrolle, spielten sich frei und kamen zu vielen Gegenstoßtreffern – ohne dabei restlos zu überzeugen. Letztendlich erfüllten sie die Pflicht. Mehr aber auch nicht. „Wir sind in der ersten Halbzeit nicht aus dem Quark gekommen“, ärgerte sich Gensheimer: „Ich bin froh, dass der zweite Durchgang besser war als der erste.“

Von Marc Stevermüer