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Wenn es weh tut, die Füße hochzulegen (MM)

Vor vier Tagen nutzte Patrick Groetzki noch einmal die Gelegenheit. Der glühende Fußball-Fan machte sich auf den Weg nach Stuttgart, schaute sich dort den 2:1-Sieg „seines“ FC Bayern beim VfB an. Keine Frage: Wenn es um seinen Lieblingsverein geht, kommt der Rechtsaußen des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen momentan nicht aus dem Feiern heraus. Er ist Fan und Mitglied bei den Münchnern, erlebte 2013 im Londoner Wembley-Stadion zusammen mit Klubkollege Oliver Roggisch den Champions-League-Triumph des Rekordmeisters hautnah mit. „Das war ein richtig geiles Erlebnis“, sagt Groetzki, der aus seiner großen Leidenschaft neben Handball kein Geheimnis macht: „Ich will nicht sagen, dass ich in jeder freien Minute Fußball schaue, aber ich verbringe viel Zeit damit, um Fußball zu schauen oder etwas darüber zu lesen. Gerade die Tage vor Schließung des Transferfensters sind für mich ganz besonders. Ganz so, als ob Weihnachten und Ostern zusammenfallen. Da muss ich ständig nachgucken, was passiert.“

Seit Freitag sind in der Fußball-Bundesliga keine Wechsel mehr möglich – und Stadionbesuche werden in den nächsten Wochen für den 24-Jährigen auch wohl eher eine Ausnahme bleiben. Die EM-Pause in der Handball-Bundesliga ist vorbei, zum Start in die Rest-Rückrunde steht für die Gelbhemden am Mittwoch das Topspiel bei der SG Flensburg-Handewitt an. Am Sonntag folgt dann der Champions-League-Kracher gegen Veszprém. „Für uns geht es knackig los“, fasst der Rechtsaußen das harte Start-Programm treffend zusammen: „Gerade das Spiel in Flensburg ist sehr wichtig. Wir können viel gewinnen, aber auch verlieren.“

Holen die Badener im hohen Norden zwei Punkte, bleiben sie halbwegs im Rennen um die Meisterschaft. Auf jeden Fall würde ein Sieg aber die Ausgangsposition im Kampf um die Champions-League-Plätze extrem verbessern. Da in der nächsten Saison nur maximal drei deutsche Teams in der Königsklasse starten dürfen, wird es noch schwieriger, sich ein Ticket für die Champions League zu sichern. „Kiel nehme ich als Tabellenführer mal raus. Dahinter kommen Flensburg, Berlin, Hamburg und wir. Alle vier Mannschaften spielen etwa auf einem Niveau und haben den Anspruch, in der Champions League vertreten zu sein. Das wird eine echte Herausforderung, unter die ersten Drei zukommen“, sagt Groetzki, der übrigens nur Handball und Golf mit der linken Hand spielt: „Ich schreibe mit rechts und spiele Tennis mit rechts. Das ist irgendwie ganz komisch, hat mir beim Handball aber definitiv nicht geschadet.“ Widerspruch zwecklos. Denn bei den Löwen gehört er längst zum Stammpersonal – wie auch in der Nationalmannschaft.

Dumm nur, dass die DHB-Jungs im Januar Pause hatten und die EM nach dem Aus in der Qualifikation nur als TV-Zuschauer verfolgen durften. Das eine oder andere Mal habe er deshalb schon seelische Schmerzen verspürt, gibt Groetzki zu. Oder anders ausgedrückt: Es tat weh, die Füße hochzulegen. „Die Strapazen einer EM hätte ich gerne auf mich genommen“, kann der Rechtsaußen dem spielfreien Januar trotz der guten Möglichkeit zur Regeneration nur wenig Positives abgewinnen.

Bei der WM 2015 will er deshalb unbedingt wieder auf der Platte stehen und Polen in den Play-offs aus dem Weg räumen. „Wir haben sicherlich nicht den einfachsten Gegner zugelost bekommen. Ich bin trotzdem guter Dinge, dass wir diese Aufgabe meistern und uns für die Weltmeisterschaft qualifizieren werden“, meint der 24-Jährige, der sich nicht nur als Handballer, sondern auch als DJ einen guten Ruf erworben hat. Sowohl bei den Löwen als auch in der Nationalmannschaft ist er in der Kabine für die Auswahl der richtigen Songs zuständig. „Ich höre viel Musik und habe außerdem ein Faible dafür, mir Songtexte ganz schnell zu merken“, sagt der gebürtige Pforzheimer und lacht: „Ich muss ein Lied ganz oft nur zwei Mal hören und kann es dann schon auswendig – wäre das doch bloß auch früher in der Schule so gewesen.“

Von Marc Stevermüer