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„Wir haben das drauf!“ – Die Löwen sind vor dem Flensburg-Spiel optimistisch (RNZ)

Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson glaubt an den nächsten Coup in Flensburg.

Heidelberg. Es klingelt. Ein Mal, zwei Mal, drei Mal – aber kein viertes Mal. Es wird ersetzt, durch ein langgezogenes: „Ja, hallo.“ So wie immer eben, wenn Gudmundur Gudmundsson, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen, an sein Mobiltelefon geht. Voll fokussiert, leicht gestresst wirkt er dann. So ist er: Ein Handball-Workoholic durch und durch. Besessen von seinem Sport, fest verwurzelt zwischen den Kreisen.

Die EM-Pause hat er längst abgehakt. Seit Tagen zählt nur noch eins: der nächste Gegner, die Mammutaufgabe im hohen Norden. Denn auf die Gelben wartet kein gemütlicher Aufgalopp in eine spannende Rest-Rückrunde, nein, es geht sofort richtig zur Sache. „Genau so kann man es sagen“, pustet Gudmi tief durch, „auf uns kommt wohl die schwerste Aufgabe zu, die in dieser Saison auf einen zukommen kann.“

Im Klartext: Die Löwen müssen nach Flensburg, treffen sofort auf den Mit-Favoriten auf den Titel. Reinschnuppern ist da nicht. Gudmundsson warnt: „Wenn wir dort etwas holen wollen, müssen wir wirklich alles richtig machen.“ Abwehr, Angriff, Torhüter: das komplette Programm.

Trotzdem muss kein Wunder her. Das haben Andy Schmid und Co. in dieser Saison schon häufiger bewiesen. Gerade der Pokal-Coup in Kiel ist da in Erinnerung geblieben. Ein Abend, an dem eigentlich alles gepasst hat. Am Mittwoch ab 20.15 Uhr soll nun eine Wiederholung her. Und Gudmi wäre nicht Gudmi, wenn er nicht an den nächsten Coup glauben würde. Der Isländer: „Dass wir das drauf haben, steht außer Frage.“

Die Vorzeichen sind jedenfalls gut. Die EM ging spurlos an den Löwen vorbei, Verletzte gibt es keine. Lediglich ein paar angeschlagene Asse. Nikola Manojlovic ist so einer. Der Serbe ist umgeknickt, wurde zuletzt geschont. Wobei die letzte Woche ohnehin eher im Zeichen der Regeneration stand. Gudmundsson machte eher in Taktik. Redete viel, erklärte Spielzug für Spielzug. Einstudiert wurde das Ganze dann aber praxisnah: In zwei Testspielen. Gegen die eigene zweite Mannschaft und die SG Leutershausen. „Mir war wichtig, dass die Jungs wieder gemeinsam etwas Spielpraxis sammeln konnten“, erklärt Gudmundsson im RNZ-Gespräch: „Wobei jeweils natürlich der Klassenunterschied erkennbar war.“

Richtig, hört sich alles sehr gut an, nach einem entspannten, völlig zufriedenen Trainer. Doch das täuscht, gewaltig sogar. In ihm brodelt es. Schuld daran sind aber nicht seine Spieler, sondern ein Spiel, das am Samstag in Leipzig stattfand: das Allstar-Game. Gleich sieben Löwen wurden dazu abkommandiert. Für Gudmundsson ein Unding: „Da hast du die Mannschaft gerade wieder beisammen, und dann wird sie schon wieder auseinander gerissen. Ich verstehe die Logik dahinter nicht.“ Und weiter: „Das ist schon eine ganz merkwürdige Veranstaltung, so kurz vor dem Start in die restliche Saison.“

Klar, dass sich das dann auch auf den Trainingsplan auswirkt. Mangels Personal gab Gudmundsson am Samstag und Sonntag trainingsfrei. Erst heute wird in der Kronauer Trainingshalle wieder gepasst und geworfen. Morgen steht dann der Reisetag an. Mit dem Flieger wird der Löwen-Tross in Hamburg einschweben. Von dort aus geht es weiter nach Flensburg, wo in einem Hotel eingecheckt wird.

Von Daniel Hund