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Wenn Klasse Klasse trifft

MANNHEIM. Welch ein Spiel, welche Spannung, welche Klasse! Die Rhein-Neckar-Löwen und der FC Barcelona Borges teilten sich gestern in der ausverkauften SAP-Arena mit 38:38 (22:17) die Champions-League-Punkte.

„Dass man Barcelona nicht mit acht Toren Unterschied aus der Halle schießt, war klar“, meinte Abwehrmann Oliver Roggisch hinterher. Genau diesen Vorsprung hatten die Löwen zwischenzeitlich herausgeschossen. In einer ersten Halbzeit, in der der Mannschaft von Trainer Gudmundur Gudmundsson fast alles gelang. Egal, welche Abwehrformation Xavi Pascual auch entgegensetzte. 6-0, 5-1, 4-2, nichts half gegen den Sturmlauf der Löwen.

Uwe Gensheimer, mit 15/4 Treffern der absolute Schützenkönig, ließ Danjel Saric nach elf Minuten entnervt das Tor verlassen. In der 17. löste dieser den entnervten Johan Sjöstrand wieder ab und mauserte sich im zweiten Abschnitt fast noch zum Sieggaranten. „Uns ist in der ersten Halbzeit alles gelungen, in der zweiten kamen dann die Fehlversuche, aber das ist normal“, meinte Henning Fritz, der den im ersten Abschnitt starken Slawomir Szmal in der Schlussphase gut ersetzte.

Denn das war die ganz heiße Phase des Spiels, das die 13.200 Fans trotz des Unentschiedens begeisterte. Pascual hatte nun im Rückraum das Beste, was ein Trainer derzeit weltweit aufbieten kann: Laszlo Nagy, Raul Entrerrios und Iker Romero. Sie sorgten dafür, dass die im ersten Abschnitt vor allem durch Bjarte Myrhol glänzend arbeitende Löwen-Defensive Löcher bekam. „Wir haben in der zweiten Halbzeit zu viele Tore in der Mitte bekommen“, stellte Gudmundsson fest, der seinem Kollegen und dem FC Barcelona Danke sagte: „Für ein tolles Spiel, ich werde diesen Nachmittag nie vergessen.“

Pascual wohl auch nicht, jedenfalls nicht die letzten Sekunden. Deren 19 standen noch auf der Tafel und 38:38 Tore. Ballbesitz Barcelona. Pascual brachte den siebten Feldspieler. Doch unverständlicherweise versuchte es Iker Romero viel zu schnell mit der Brechstange, wurde zweimal geblockt: Ballbesitz Löwen. Noch sechs Sekunden, siebter Feldspieler. Nach einigem Hin und Her durfte der Freiwurf ausgeführt werden, doch Olafur Stefansson, lange Zeit sehr guter Anspieler, dann am Knie blessiert, ließ sich von Victor Tomas den Ball abjagen. Dessen Wurf landete im Löwen-Tor. Zu spät, nach der Schlusssirene, befanden die dänischen Schiedsrichter Jens Nybo und Leif Poulsen.

„Wir werden keinen Einspruch einlegen, aber diese Szene wirft erneut die Frage auf, warum es bei Basketball und Eishockey den Fernsehbeweis gibt, und beim Handball nicht“, monierte Xavi Pascual.

Die Löwen behaupten nach diesem Remis Platz zwei in der Gruppe A hinter dem THW Kiel und haben das Achtelfinale sicher erreicht.
Rhein-Neckar-Löwen: Szmal, Fritz (ab 44. plus zwei Siebenmeter, einer gehalten), Rominger (n.e.) – Stefansson (2), Lund, Bielecki (3) – Cupic (5), Gensheimer (15/4) – Myrhol (9) – Roggisch, Sesum (1), Gunnarsson (1), Schmid (2), Groetzki (n.e.), Tkaczyk (n.e.), Sigurdsson (n.e.), Rominger (n.e.)

FC Barcelona Borges: Saric, Sjöstrand (11. – 17.) – Nagy (2), Entrerrios (6), Rutenka (2/1) – Rocas (1), Ugalde (3) – Noddesbö (3) – Jernemyr, Romero (10/6), Tomas (3), Igropulo (4), Sorhaindo (2), Garcia (1), Sarmiento, Oneto (1)

Spielfilm: 1:3 (3.), 3:3 (5.), 3:4 (6.), 7:4 (10.), 12:7 (15.), 17:9 (20.), 18:13 (25.), 22:17 (Halbzeit), 23:20 (33.), 29:25 (41.), 29:29 (44.), 30:31 (46.), 34:32 (49.), 36:38 (58.) – Zeitstrafen: 4/3 – Siebenmeter: 5/5 – 8/7 – Beste Spieler: Myrhol, Gensheimer, Szmal – Romero, Entrerrios, Saric – Zuschauer: 13.200 (ausverkauft) – Schiedsrichter: Nybo/Poulsen (Dänemark).

Von Dietmar Einzmann

 21.02.2011