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„Werden immer besser“

Guðmundur Guðmundsson im Interview / Am Samstag gegen Velenje

Guðmundur Guðmundsson mangelt es nicht an Engagement. Der Trainer der Löwen ist mit vollem Einsatz dabei, wenn seine Cracks auf der Platte stehen. Zuletzt war der Isländer gefordert, denn in Velenje und Göppingen standen die Partien auf des Messers Schneide, doch letztlich sprangen für die Badener zwei Siege heraus. Das liegt nach der Einschätzung des Coaches daran, dass die Löwen als Team besser geworden sind. Und deshalb ist Guðmundsson durchaus optimistisch, dass auch die kommenden Aufgaben ein erfolgreiches Ende haben werden. In die Zukunft möchte er zwar keinen Blick wagen, aber die Entwicklung der Truppe in den zurückliegenden Wochen stimmt ihn zuversichtlich, dass die positive Serie weitergehen wird. Auch in den anstehenden Begegnungen gegen Velenje und Wetzlar.

Guðmundur, in der zurückliegenden Woche haben die Löwen zwei wichtige Schritte in die richtige Richtung gemacht und sowohl in Velenje als auch in Göppingen gewonnen. Du als Trainer musst sehr zufrieden sein?

Wir haben insgesamt viele gute Spiele hinter uns. Ich finde, die Mannschaft hat eine gute Entwicklung genommen und wir werden als Mannschaft besser und besser. Wir haben uns vorgenommen, auf dem Spielfeld zu zeigen, wie gut wir sind.

In welchem Bereich hat sich die Truppe in Deinen Augen besonders verbessert?

Wir haben in der Abwehr Fortschritte gemacht und eine super Torhüterleistung gezeigt. Außerdem haben wir unsere Leistung im Angriff gesteigert, wir spielen jetzt konsequenter und besser miteinander. Und letztlich halten wir als Mannschaft zusammen und kämpfen auf dem Feld als Einheit. Wir arbeiten fokussiert und werden dadurch besser und besser.

Wie sieht es vor den kommenden beiden Aufgaben personell aus?

Patrick Groetzki hatte zuletzt Probleme mit der Muskulatur im Oberschenkel, deshalb haben wir ihn in Göppingen geschont, um kein Risiko einzugehen. Wir hoffen aber, dass er jetzt wieder zurückkehren kann.

Beim Auswärtssieg bei Frisch Auf kehrte zudem Žarko Šešum in den Kader zurück …

Ja, darüber waren wir alle sehr froh. Žarko hatte zuvor ein paar Tage mit der Mannschaft trainiert und unsere Aufgabe ist es jetzt, ihn Stück für Stück wieder zu integrieren. Wir freuen uns, dass er nach seiner Augenverletzung wieder dabei ist. Er ist für mich sehr wichtig, weil er für das Team in der Abwehr und im Angriff wertvoll ist.

Zunächst geht es für euch gegen Velenje darum, den Einzug ins Halbfinale zu schaffen. Wie siehst Du die Chancen?

Wir haben das Hinspiel mit zwei Toren Differenz gewonnen. Das ist gut, aber im Handball bedeuten zwei Treffer noch kein Polster. Wir wollen auch das Rückspiel gewinnen, aber das ist keine einfache Aufgabe. Velenje hat auf jeder Position gute Leute, aber ich hoffe darauf, dass wir die Unterstützung der Zuschauer haben. Der achte Mann kann viel bewirken. Wir sind jetzt noch ein Spiel vom Halbfinale entfernt und hoffentlich gelingt uns der Sprung unter die letzten Vier.

Anschließend geht es in der Bundesliga gegen Wetzlar weiter …

Ja, und auch das wird kein Selbstläufer. Wir haben keine guten Erfahrungen mit Wetzlar und konnten im vergangenen Jahr nur einen Punkt in der SAP Arena behalten. Wir sind also gewarnt, auch, weil Wetzlar einen Trainerwechsel vorgenommen hat und deshalb besonders heiß sein wird. Die HSG hat die Qualität, um guten Handball zu spielen und wird kämpfen bis zum Umfallen, um sich aus der Abstiegszone zu befreien.

Die Löwen haben in der Bundesliga noch sieben Heim- und drei Auswärtsspiele. Deshalb scheint das Erreichen des dritten Platzes noch möglich. Hast Du diese Gedanken ebenfalls?

Nein, damit beschäftige ich mich nicht, auch wenn es stimmt, dass wir noch viele Heimspiele haben, teilweise gegen unsere direkten Tabellennachbarn. Aber wir haben in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen damit gemacht, wenn wir uns mit Eventualitäten beschäftigt haben. Wir gehen den Weg, uns immer auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren. Wir wollen uns in jeder Partie gut verkaufen und dann sehen wir am Ende, wie weit wir gekommen sind.

Nach den beiden Partien gegen Velenje und Wetzlar gibt es für die Löwen erneut eine Pause, weil Länderspiele über Ostern anstehen. Ist das nicht schade, weil es gerade gut läuft?

So ist eben der Spielplan gestrickt und mit der Qualifikation für die Olympischen Spiele stehen wichtige Begegnungen für die Nationalmannschaften auf dem Programm. Wir hatten in dieser Saison schon einige Pausen und bisher sind wir immer gut damit zurecht gekommen. Deshalb denke ich, dass uns das auch diesmal wieder gut gelingen wird.

Für Dich als Trainer bedeutet die anstehende Olympia-Qualifikation vom 6. bis 8. April ebenfalls eine Umstellung. Wie schaffst Du es, beide Aufgaben sauber zu trennen und dennoch jeweils das Beste geben zu können?

Für mich ist die Situation nicht neu, ich fülle das bereits ein paar Jahre so aus. Ich komme damit klar und habe einen guten Weg für mich gefunden. Ich fokussiere mich immer voll auf die Aufgabe und den Job, der gerade ansteht. Da bin ich dann voll dabei, erst danach kommt etwas anderes. Und bis jetzt habe ich es geschafft, beide Jobs unter einen Hut zu bekommen.

Island gewann bei den Olympischen Spielen 2008 sensationell die Silber-Medaille. Wie wichtig wäre eine erneute Qualifikation für die Spiele?

Das kann man eigentlich gar nicht beschreiben, es wäre unheimlich wichtig für uns, erneut dabei zu sein. Das ganze Land hofft darauf, weil es Handball liebt. Alle Menschen auf Island fiebern mit uns mit, wir haben bei den Länderspielen eine Einschaltquote von um die 80 Prozent, das dürfte Weltrekord bedeuten.

In der Qualifikationsrunde bekommt ihr es mit Kroatien, Japan und Chile zu tun, es wird von einer leichten Gruppe gesprochen, da zwei Teams das Ticket für London buchen.

Diese Gruppe kann auch gefährlich sein, wenn man davon ausgeht, dass es einfach wird. Die Entwicklung im Welthandball ist so, dass es keine einfachen Gegner mehr auf diesem Niveau gibt. Ich bin lange genug dabei, um zu wissen, dass es nicht einfach wird. Japan hat bei der letzten WM beispielsweise sehr gute Resultate erzielt und Österreich deutlich geschlagen. Wir werden alles in die Waagschale werfen müssen, aber ich glaube fest daran, dass wir in London mit von der Partie sein werden.

Der Abstand zwischen der Olympia-Qualifikation und dem nächsten Bundesliga-Duell der Löwen am 10. April in Hamburg ist gering. Da dürfte es schwer werden, eine optimale Vorbereitung hinzubekommen?

Die Spieler werden am Montag zurück in Kronau sein und am Dienstag müssen wir schon nach Hamburg fliegen. Das ist wahrlich nicht optimal. Ich kann deshalb nicht verstehen, dass der Spielplan so gestaltet wird, dafür habe ich kein Verständnis.

Immerhin stehen die Hamburger vor dem gleichen Problem, denn auch sie haben Spieler bei der Olympia-Quali im Einsatz.

Ja, natürlich ist das so. Ich behaupte ja nicht, dass allein die Löwen benachteiligt sind. Vielmehr geht es um die Nationalspieler ganz allgemein. Die Jungs haben über Ostern drei Spiele in drei Tagen vor der Brust, in denen es um sehr, sehr viel geht. Und direkt danach sollen sie in der Bundesliga spielen. Das ist eine unglaublich hohe Belastung. Die Spieler sind schließlich keine Maschinen.