Veröffentlichung:

Wie ein Besessener (Lampertheimer Zeitung)

Löwen erteilen dem HSV eine kleine Lehrstunde / Landin überragend

(br). Das war fast schon meisterlich: Die Rhein-Neckar Löwen bauten in der Handball-Bundesliga ihre Siegesserie aus. Den zehnten Triumph feierten die Gelben am Mittwochabend aber nicht gegen irgendein Team. Die Mannschaft um Nationalspieler Uwe Gensheimer verpasste dem Champions-League-Teilnehmer HSV Hamburg in dessen Halle mit einem souveränen 30:23 (14:10)-Erfolg eine kleine Lehrstunde. Mit 20:0-Punkten führen die Löwen damit weiterhin die Tabelle an. Einzig Titelverteidiger THW Kiel mit 19:1-Punkten sitzt den Mannheimern derzeit im Nacken.

Gudmundur Gudmundsson, Trainer und Dompteur des Löwen-Rudels, zeigte sich nach der Galavorstellung vor 9075 Zuschauern in der O2-World baff. Der Isländer staunte: „Noch besser kann man nicht spielen. Wir hatten mit Niklas Landin einen unglaublich guten Torwart, im Angriff haben wir auf die verschiedenen Abwehrformationen der Hamburger immer eine Antwort gewusst.“ Schon nach sieben Minuten hatten die Löwen das Heft in die Hand genommen, führten mit 4:1 und zwangen HSV-Trainer Martin Schwalb zu einer frühen Auszeit. Doch kurz danach netzte Patrick Groetzki zum 5:1 (8.), und nach einem weiteren Hamburger Fehlwurf markierte Gensheimer den sechsten Treffer der Löwen. Torhüter Niklas Landin war in den ersten 20 Minuten der Partie beinahe nicht zu bezwingen. Auf der anderen Seite verhinderte HSV-Keeper Enis Tahirovic ein frühes Debakel. In der Schlussphase der ersten Halbzeit kamen die Hanseaten dann noch zu leichten Toren. Die 14:10-Pausenführung der Löwen war aufgrund der optischen Überlegenheit der Mannheimer für den HSV mehr als schmeichelhaft.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs verkürzten die Hamburger zunächst durch zwei Tore von Igor Vori auf 13:16 (34.). Weitere Treffer von Marcin Lijewski und Domagoj Duvnjak ließen die Führung der Löwen dann auf 17:15 (38.) schrumpfen. Sollten die Kurpfälzer wie so oft in der Vergangenheit einen Einbruch erleiden? Nein, in dieser Saison scheinen die Gelben einfach nervenstärker zu sein. Schwächere Phasen werden gut weggesteckt – auch diesmal. Mit vier Toren in Folge zogen die Löwen auf 21:15 (44.) weg, Landin hielt wie ein Besessener, brachte es am Ende offiziell auf 17 Paraden. Als Gensheimer zum 27:19 (51.) traf, warf auch HSV-Coach Martin Schwalb frühzeitig das Handtuch. Der Trainer setzte das Zeichen der weißen Fahne, indem er seine Talente Max-Henri Herrmann und Stefan Terzic einwechselte, um ihnen Bundesliga-Erfahrung zu geben. Die Löwen ließen das Spiel ausklingen. Bjarte Myrhol sorgte für den Schlusspunkt. Der Jubel der Mannheimer kannte nach dem 30:23-Coup beinahe keine Grenzen mehr.

Löwen-Manager Thorsten Storm genoss den Triumph beim Erzrivalen sichtlich und sagte: „Das ist ein neues Gefühl, hier zu gewinnen. Und es fühlt sich gut an.“ Der Manager stapelte aber weiter tief: „Wir haben eine gute erste Sieben, aber die Spieler, die danach kommen, müssen in der Bundesliga noch viel lernen.“ Kapitän Uwe Gensheimer sagte: „Wir sind hier hergefahren und wussten, dass wir eigentlich locker aufspielen können. Natürlich sind wir überglücklich über den tollen Lauf, aber wir denken weiter nur von Spiel zu Spiel.“ Die nächste Begegnung wartet auf die Mannheimer bereits am morgigen Samstag. Dann müssen die Löwen um 15 Uhr beim aktuellen Tabellen-13. VfL Gummersbach ran.

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Jacobsen; Gensheimer (12/4), Petersson (5), Ekdahl du Rietz (5), Groetzki (3), Myrhol (2), Schmid (2), Roggisch, Sesum (1), I. Guardiola, G. Guardiola, Steinhauser, Bitz.

Lampertheimer Zeitung