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Wie Tag und Nacht (WNZ)

HSG Wetzlar verliert bei den Rhein-Neckar Löwen nach toller erster Halbzeit 18:26

Beim Spitzenreiter Rhein-Neckar Löwen setzte es am Sonntagnachmittag eine 18:26 (11:10)-Pleite. Allerdings gibt das Ergebnis nicht annähernd die großartige Leistung der Grün-Weißen in der ersten Halbzeit wieder.

Da hatten die Gäste dem weiter verlustpunktfreien Tabellenführer die Zähne gezeigt und ihn gewaltig in Bedrängnis gebracht. Entsprechend stolz zeigte sich Trainer Kai Wandschneider in der Pressekonferenz über Durchgang eins: „Mit der Leistung vor der Pause bin ich hochzufrieden. Da haben wir eine bärenstarke Deckung aufs Parkett gebracht mit einem klasse aufgelegten Andreas Wolff dahinter.“

In den zweiten 30 Minuten wendete sich dann das Blatt. Wie Tag und Nacht kehrten sich auf einmal die Verhältnisse um. „Plötzlich haben wir enorme Probleme gegen die phantastische Defensive der Löwen bekommen und kaum noch Torgefahr ausgestrahlt. Vor allem von der linken Seite.“

Die Folge: Die HSG konnte vor 9606 Zuschauer am Familientag der Löwen in der SAP-Arena in Mannheim nicht mehr den Spielverderber geben. Die beim 9:6 (24.) noch mit drei Toren vorn liegenden Gäste von der Lahn gerieten beim 12:13 (35.) wieder ins Hintertreffen. Und hatten fortan nichts mehr zu bestellen. „Dass wir in Durchgang zwei nur noch sieben Treffer erzielen konnten, spricht für sich“, meinte Torwart Nikolai Weber, der am Sonntag seinen 35. Geburtstag feierte.

Einen weiteren Grund neben der erheblichen Steigerung der Badener sah der nur bei einem Siebenmeter und ab der 49. Minute zum Einsatz gekommene Routinier in den Unparteiischen. „Ich bin nun wirklich keiner, der die Schiedsrichter kritisiert. Aber die haben uns drei, vier glasklare Siebenmeter verweigert. Das 18:26 hört sich am Ende übel an, trotzdem können wir erhobenen Hauptes nach Hause fahren.“

Auch der schier unermüdliche Ankurbeler in der Rückraummitte, Florian Laudt, wollte das Positive mitnehmen. „30 Minuten haben wir unser System, hinten aggressiv zu decken und vorne unsere Angriffe lange vorzubereiten und immer wieder Nadelstiche zu setzen, hervorragend umgesetzt.“ Der wurfgewaltigte Rückraum der Hausherren mit Alexander Petersson, Andy Schmid und Kim Ekdahl du Rietz konnte hier ebenso keine Akzente setzen wie am Kreis das Kraftpaket Rafael Banea.

Die Hausherren schienen mit ihrem Latein fast schon am Ende, als Löwen-Bändiger Nikolaj Jakobsen die Reißleine zog und Ende der ersten Halbzeit den langen Harald Reinkind und den bulligen Mads Mensah Larsen für die beiden Halbpositionen brachte. „Durchgang eins war extrem hart für uns“, gab Jakobsen unumwunden zu, „da waren wir einfach zu ungeduldig, wollten zu früh zu viel. Aber Wetzlar hat das natürlich auch hervorragend gemacht.“ Bis der Bruch folgte und vor allem Linksaußen Uwe Gensheimer (10/6) wie entfesselt auftrumpfte. „Wir haben dann zielstrebiger gespielt und unser Keeper Mikael Appelgren hat sich um 30 Prozent gesteigert“, so der Löwen-Coach. Über die Station 16:13 (39.) enteilte seine Truppe auf 21:15 (51.), womit das Spitzenduell gelaufen war und der Tabellenführer die Verhältnisse gerade gerückt hatte. Jakobsen musste freilich auch zugeben: „Acht Tore Unterschied hört sich viel an. Wetzlar hat uns aber das Leben schwer gemacht.“ Genau das zeigt das Resultat nicht.