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Wiederentdeckung der Geschwindigkeit

Rhein-Neckar Löwen schlagen in der Euro League das Top-Team aus Nantes in atemberaubender Manier

Wiederentdeckung der Geschwindigkeit: Rhein-Neckar Löwen schlagen in der Euro League das Top-Team aus Nantes in atemberaubender Manier.
Patrick Groetzki schließt aus dem Vollsprint ab.

Wiederentdeckung der Geschwindigkeit: Die Rhein-Neckar Löwen schlagen HBC Nantes mit 36:32 (19:17) und liefern gegen einen der Top-Favoriten auf den EHF European League-Titel ein echtes Statement ab. In Gruppe A übernehmen die Löwen mit 4:0 Punkten die Tabellenführung – und das nicht nur hochverdient, sondern auch in besonders überzeugender und temporeicher Art und Weise.

Dieses Spiel kennt von Beginn an nur einen Gang: den höchsten. Beide Teams drücken massiv aufs Tempo, wo es nur geht. Gegentor? Schnelle Mitte! Ballgewinn? Langer Pass zum Gegenstoß! Dass die Löwen dabei einen Tick konsequenter vorgehen, immer ein paar Tore vorneliegen, tut der Stimmung im Heidelberger SNP dome richtig gut. Bejubelt wird zunächst vor allem eine Kombination: Juri Knorr spielt auf Jannik Kohlbacher – Tor! Fünfmal spielt sich diese Szene ab, und zwar in den ersten 15 Minuten. Danach bekommen die Franzosen die Zentralachse der Löwen zwar besser in den Griff. Dafür treffen die Löwen dann an anderer Stelle – insbesondere über den bestens aufgelegten Rechtsaußen Patrick Groetzki.

Wiederentdeckung der Geschwindigkeit: 36 Tore in 30 Minuten

So geht es mit 19:17 in die Pause. 36 Tore in 30 Minuten, das ist ordentlich. Auffällig dabei: 16 dieser 30 Minuten spielt eines der beiden Teams in Unterzahl. Acht Zeitstrafen in einer Halbzeit – das sagt viel aus über die Intensität. Das gefällt Sebastian Hinze. Der Löwen-Cheftrainer hatte genau diesen Aspekt zuletzt als Schwerpunkt ausgemacht, explizit und immer wieder seine Mannschaft dazu aufgefordert, den Einsatz hochzuhalten. Weil das gegen Nantes über die komplette erste Hälfte funktioniert, geht es verdientermaßen mit zwei Toren Vorsprung in die Kabine. Beste Werfer sind zu diesem Zeitpunkt die erwähnten Kohlbacher (5) und Groetzki (4). Beide profitieren von einem Juri Knorr, der sich in absoluter Hochform präsentiert, zur Pause bereits zehn Torvorlagen verzeichnet. Wahnsinn!

Wiederentdeckung der Geschwindigkeit: Rhein-Neckar Löwen schlagen in der Euro League das Top-Team aus Nantes in atemberaubender Manier.
Hart geht es zu in den Zweikämpfen.

Halbzeit zwei eröffnet? Juri Knorr mit einem Doppelpack (21:19, 34.). Im Tor der Löwen darf jetzt Mikael Appelgren für David Späth (4 Paraden) ran. Dennoch schafft Nantes durch seine Führungsspieler Aymeric Minne und Theo Monar den Ausgleich (21:21, 36.). Wichtig, dass sich Andreas Holst ein Herz nimmt, zweimal trifft. Nantes will schnell dagegenhalten, verliert mehrmals den Ball – und schon steht es wieder 25:22 zugunsten der RNL (40.). Dieses Spiel wird die Mannschaft gewinnen, die weniger Fehler macht – und in dieser Disziplin zeigen sich die Löwen heute deutlich verbessert. Knorr stellt mit seinem siebten Tor auf 27:25, Groetzki veredelt einen Gegenstoß nach Appelgren-Parade mit dem 28:25 – Auszeit Nantes (42.).

Wiederentdeckung der Geschwindigkeit: Andreas Holst zündet Raketen

Nach dem 29:25 durch Holst sind die Löwen erstmals auf vier Tore enteilt (45.). Holst mit seinem fünften Treffer stellt auf 31:27. Die dänische Nachverpflichtung dreht mal so richtig auf in dieser wichtigen Phase. Nach dem Anschlusstreffer von Theo Monar drückt Hinze zum zweiten Mal den Auszeit-Buzzer (31:30, 50.). Seine Jungs drohen den hart erarbeiteten Vorsprung komplett zu verspielen. Goldwert ist der Hammer von Niclas Kirkeløkke zum 32:30 (51.). Block gegen Minne, Rakete Holst: 33:30 für die Löwen! Der Däne hat heute sein Break-out-Game. Zum allerbesten Zeitpunkt. Weil Knorr das 34:30 nachlegt, muss Nantes die letzte Auszeit nehmen (54.).

Kohlbacher mit Tor Nummer sechs markiert die Vorentscheidung (35:30, 56.). Zweieinhalb Minuten vor Schluss erheben sich die Löwenfans im SNP dome – aus Respekt vor und Freude an einer rauschhaften Darbietung. Nach 60 fast schwindelerregenden Minuten steht ein deutlicher und verdienter Löwen-Sieg, der in der gesamten EHF European League für Beachtung sorgen dürfte.

Rhein-Neckar Löwen – HBC Nantes 36:32 (19:17)

Wiederentdeckung der Geschwindigkeit: Rhein-Neckar Löwen schlagen in der Euro League das Top-Team aus Nantes in atemberaubender Manier.
Jannik Kohlbacher liegt schräg in der Luft.

Löwen: Appelgren (ab 31., 5 Paraden), Späth (1.-30., 4 Paraden) – Kirkeløkke (6), Plucnar, Knorr (8/2), Óskarsson, Móré, Holst (6), Davidsson, Groetzki (4), Schefvert (1), Gislason (2), Lindenchrone, Jaganjac, Zacharias (2), Kohlbacher (6)

Nantes: Pesic (ab 40.-54., 2 Paraden), Hallgrimsson (1.-40. und ab 54., 8 Paraden) – Minne (7), Rivera (5/4), Cavalcanti (1), Avelange Demouge, Ovnicek (1), Damatrin (1), Bos (3), De la Breteche (1), Höghielm (3), Toto, Monar (6), Odriozola (4), Nassequela, Simonnet

Trainer: Sebastian Hinze – Gregory Cojean

Schiedsrichter: Lars Jorum & Havard Kleven

Zuschauer: 2403

Strafminuten: Kirkeløkke (2), Schefvert (2), Lindenchrone (2), Zacharias (2) – Cavalcanti (2), Toto (2), Monar (2), Odriozola (2)

Siebenmeter: 2/2 – 4/4

Vergebene / parierte Siebenmeter:

Spielfilm: 2:0, 3:1, 5:3, 7:5, 10:7, 11:10, 14:11, 15:12, 15:14, 17:14, 18:15, 19:17 (HZ), 20:18, 21:21, 23:22, 25:22, 28:25, 30:27, 31:28, 31:30, 35:30, 35:31, 36:32 (EN)