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„Wir haben alles selbst in der Hand“

Nikolaj Jacobsen im Interview

Drei Spieltage vor dem Saisonende beträgt der Vorsprung der Rhein-Neckar Löwen einen Punkt auf den Verfolger SG Flensburg-Handewitt. Im Interview spricht Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen über das spannende Saisonfinale, das kommende Bundesligaspiel bei der HSG Wetzlar, und nennt Gründe, warum es diese Saison mit dem ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte der Rhein-Neckar Löwen klappen kann.

Nikolaj Jacobsen, nach der Niederlage des THW Kiel am vergangenen Wochenende ist aus dem Dreikampf um die Meisterschaft ein Zweikampf mit der SG Flensburg-Handewitt geworden.

Nikolaj Jacobsen: So kann man das sehen. Aber wir haben immer noch die beste Ausgangslage, denn wir haben alles selbst in der Hand. Gewinnen wir unsere letzten drei Saisonspiele, können die Teams hinter uns machen was sie wollen. Daran hat sich auch nach dem Sieg von Flensburg in Kiel nichts geändert.

Das leichteste Restprogramm dürfte wohl die SG Flensburg-Handewitt mit Spielen gegen Eisenach, Stuttgart und den Bergischen HC haben.

Jacobsen: Was ist schon ein leichtes Restprogramm? Ich höre seit Wochen, dass wir das leichteste Restprogramm haben, jetzt auf einmal ist es Flensburg. Jedes Spiel muss erst einmal gespielt werden. Das gilt für uns, genau wie für Flensburg. Rechnerisch hat auch Kiel noch Chancen.

Für viele Experten fällt die Entscheidung in der Meisterschaft am kommenden Wochenende, wenn die Rhein-Neckar Löwen zur HSG Wetzlar müssen.

Jacobsen: Nach unserer Niederlage in Berlin habe ich auch gelesen, dass nun der THW Kiel auf jeden Fall Deutscher Meister wird. Auch nach dem Spiel in Wetzlar haben wir noch zwei Partien zu absolvieren.

Welche Erinnerungen haben Sie an den 17. April 2015?

Jacobsen: Das war in der vergangenen Saison, damals haben wir in Wetzlar gespielt und verloren. Keine guten Erinnerungen also.

Am kommenden Sonntag müssen die Löwen erneut zur HSG Wetzlar, wie ist die Ausgangslage?

Jacobsen: Wir fahren nach Wetzlar, um dort zu gewinnen und zwei Punkte zu holen. Und auch dann sind wir sicher noch nicht durch.

Was zeichnet die Mittelhessen aus?

Jacobsen: Sie spielen zu Hause unheimlich stark, viel besser als auswärts und haben ein begeisterndes Publikum hinter sich. Flensburg hat dort verloren, das sollte für uns Warnung genug sein. Sie haben absolute Topspieler in ihren Reihen, mit Andreas Wolff den deutschen EM-Helden im Tor, der an einem guten Tag ein Spiel alleine entscheiden kann. Dazu kommt mit Steffen Fäth jemand, der auch mal einfache Tore aus dem Rückraum machen kann. Leicht wird es am Sonntag ganz sicher nicht.

Warum reicht es am Ende doch, und warum werden die Rhein-Neckar Löwen am Saisonende Deutscher Meister?

Jacobsen: Ich weiß nicht, ob wir Deutscher Meister werden. Aber ich hoffe es sehr. Wir hätten es uns nach dieser starken Saison verdient, müssen aber noch dreimal alles geben. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir es schaffen können.

Was ist der Grund für die Zuversicht, was machen die Rhein-Neckar Löwen anders als in der vergangenen Saison, als es nicht zum Titel gereicht hat?

Jacobsen: Die Rollen sind ein wenig anders, in der vergangenen Saison waren wir zu diesem Zeitpunkt in der Verfolgerrolle, jetzt werden wir gejagt. Die Mannschaft hat sich natürlich auch weiterentwickelt. Wir haben bisher vier Saisonspiele verloren, in Kiel, in Melsungen, in Berlin und gegen Flensburg. Das ist keine Schande, das passiert vielen anderen Teams auch. In der letzten Saison haben wir aber auch gegen die vermeintlich kleinen Clubs einfach zu viele Punkte liegen lassen.

Hat die Mannschaft daraus gelernt, gibt es weitere Gründe für den positiven Saisonverlauf?

Jacobsen: Das glaube ich schon. Wir wollen aus jedem Spiel lernen und natürlich auch aus Niederlagen. Mads Mensah und Harald Reinkind spielen diese Saison zudem ihr zweites Jahr in der Bundesliga. Sie haben beide einen großen Schritt nach vorne gemacht, das macht uns auch stärker als in der vergangenen Saison.

Wie groß wäre die Bedeutung der Meisterschaft für die Rhein-Neckar Löwen, nachdem es in der Vergangenheit so oft nicht mit einem Titelgewinn geklappt hat?

Jacobsen: Ich kann nur für mich sprechen, und die Zeit, seit ich hier Trainer bin. In der letzten Saison war der THW Kiel besser und ist verdient Meister geworden. Diese Saison wollen wir es schaffen, und wenn man so lange Tabellenführer ist wie wir, ist dieses Anspruchsdenken wohl auch realistisch.

Wie groß ist die Angst noch von Flensburg abgefangen zu werden?

Jacobsen: Wir haben keine Angst. Wenn Flensburg am Ende Deutscher Meister werden sollte, dann haben sie es auch irgendwo verdient. Seit unserem Sieg in Flensburg im vergangenen Dezember haben sie kein Spiel mehr in der Bundesliga verloren. Das ist schon beeindruckend. Durch den Sieg bei uns im Rückspiel, haben sie sich zurückgemeldet im Kampf um den Titel. Wir können froh sein, dass sie zu Beginn der Saison ein paar Probleme hatten, wo sie Punkte haben liegen lassen. Wenn wir ehrlich sind, vor der Saison hat man nur über Kiel und Flensburg als Meisterschaftskandidat gesprochen, sicher nicht über uns.