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„Wir haben intensiv gefeiert“

Hendrik Pekeler im Interview

2010 war er im All-Star-Team der Junioren-EM, ein Jahr später Junioren-Weltmeister, und da hatte Hendrik Pekeler seine Zeit beim THW Kiel schon hinter sich.  Der Norddeutsche wechselte dann zunächst zum Bergischen HC und dann nach Lemgo, wo er A-Nationalspieler wurde. Aber erst unter Dagur Sigurdsson blühte der Kreisläufer im Nationaltrikot richtig auf, machte im Sommer 2015 den nächsten Karriereschritt mit seinem Wechsel zu den Rhein Neckar Löwen. Als Spieler der Löwen wurde der 24-jährige Stammspieler im Nationalteam und war eine der Säulen beim EM-Titel in Polen im vergangenen Januar. Seit dem letzten Wochenende ist Hendrik Pekeler nun auch noch Deutscher Meister. Mit dem heutigen Testspiel der DHB-Auswahl gegen Russland schließt sich ein Kreis für ihn, denn in „seiner“  Mannheimer SAP-Arena feierte er sein Länderspieldebüt 2012 gegen Island. Anwurf der Partie ist um 19 Uhr, Tickets gibt es noch an der Abendkasse. Vor dem Duell sprach Pekeler über seine Rolle im Nationalteam, die gewonnene Meisterschaft mit den Löwen und über die kommenden Olympischen Spiele.

Ist ein Länderspiel in Mannheim für dich als Löwe etwas Besonderes?

Hendrik Pekeler: Es ist für mich das erste Mal in meiner Nationalmannschafts­-Karriere, dass ich dort in einem Länderspiel auf dem Feld stehe, wo ich grade unter Vertrag bin. Das gab es weder in Solingen noch in Lemgo. Daher ist das schon speziell. Man kennt sich aus, man muss nicht weit reisen, und es wird sicherlich auch etwas Besonderes vor den eigenen Fans zu spielen. Dass wieder rund 10.000 Zuschauer erwartet werden, zeigt auch, dass wir hier in einer handball-verrückten Region sind. Ich hoffe der Meistertitel vom vergangenen Wochenende bringt noch ein paar mehr Zuschauer in die Arena.

Wird es schwer werden, gleich nach dem Abschluss der Bundesligasaison den Schalter auf Nationalmannschaft umzulegen, nach dem Titelgewinn am vergangenen Sonntag und den Feierlichkeiten am Montag musstet ihr Nationalspieler bereits am Montagabend wieder mit der Nationalmannschaft trainieren.

Hendrik Pekeler: Diesen Zeitplan hätten wir ja sowieso gehabt, wenn wir uns nicht direkt für die WM in Frankreich qualifiziert hätten. Dann hätten nun zwei Qualispiele auf dem Programm gestanden. Aber so sind wir nur eine Woche zusammen, haben die Partie gegen Russland in Mannheim und gehen dann in den Urlaub. Sicherlich hätten uns nach dem Gewinn der Meisterschaft ein paar freie Tage gut getan, aber so haben wir nach dem Spiel in Nettelstedt eben sehr intensiv gefeiert, denn schon am Montagabend war ich mit Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki schon wieder im Training der Nationalmannschaft.

…aber mit dem Ziel, bei Olympia dabei zu sein, lässt sich dieses Programm doch einfacher umsetzen?

Hendrik Pekeler: Ja, dieses große Ziel haben wir natürlich alle vor Augen. Keiner von uns Spielern war je bei Olympischen Spielen, das ist der besondere Reiz, dass es die Spiele eben nur alle vier Jahre gibt.

Hattest du Rio auch schon im Hinterkopf, als du in Krakau auf dem EM-Podium standest und ihr euch so direkt für Olympia qualifiziert hattet?

Hendrik Pekeler: Ich denke, da standen andere Gedanken im Vordergrund, aber im zweiten Moment war es schon so, dass man sich überlegte: Hey, keine WM-Quali, keine Olympia-Quali, keine zusätzliche Belastung im sowieso schon engen Spielplan, mit der Gefahr zu scheitern. Der Titel war also im wahrsten Sinne Gold wert. Das hat man ja zum Beispiel an den Spaniern gesehen, wie schnell es passieren kann, dass man die Olympischen Spiele verpasst. Wir waren 2012 nicht dabei, da war der Druck also umso größer. Also gut, dass wir das so gelöst haben.

Was hat sich für dich persönlich nach dem EM-Titel geändert, spürst du den „Hype“ um die Nationalspieler?

Hendrik Pekeler: Ich werde viel häufiger auf der Straße oder in der Bahn erkannt, und habe viel, viel mehr Medienanfragen für Interviews. Daran spüre ich es am meisten.

Hat sich durch den EM-Titel etwas im Verhältnis der Nationalspieler untereinander geändert?

Hendrik Pekeler: Nein, wir sind genau wie vorher, die gleichen bad boys. Wobei es mich eigentlich ärgert, dass unsere interne Sache mit den bad boys nach außen gedrungen ist. Ich kann es ehrlich gesagt derzeit nicht mehr hören, es hat sich abgenutzt. Vielleicht müssen wir uns etwas Neues überlegen.

„Golden boys von der Copacabana“ hört sich doch gut an?

Hendrik Pekeler: Hört sich gut an und wäre genial, wenn es so kommt.

Wie wird sich die Olympiavorbereitung gestalten – anders als die Vorbereitung auf eine Welt- oder Europameisterschaft?

Hendrik Pekeler: Es ist ja meine erste Olympiavorbereitung, deswegen kann ich zu den Inhalten noch nicht viel sagen. Die Vorbereitung ist natürlich viel länger als sonst. Vor einer WM oder EM sind es zwei bis zweieinhalb Wochen, für Olympia haben wir erst eine Woche, dann Pause, in der wir unsere Hausaufgaben machen müssen, und dann fast vier Wochen. Das ist dann schon intensiver, aber da werden die Grundlagen geschaffen.

Bei Olympia ist noch etwas anders – Bundestrainer Dagur Sigurdsson darf für Rio nur 14 Spieler nominieren. Habst du dich mit diesem Thema schon befasst?

Hendrik Pekeler: Auch wenn es Härtefälle geben wird, war das bisher für mich noch kein Thema. Ich habe mich noch nicht damit befasst, weil es bis zum Länderspiel gegen Russland auch noch andere Dinge auf meiner Liste waren. Man wird eben sehen, ob jede Position doppelt besetzt wird, oder ob sich Dagur anders entscheidet.