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„Wir können uns noch lange nicht zurücklehnen“
Ola Lindgren vor dem Rückspiel in der Champions League gegen Valladolid
Ola Lindgren gehört nicht zu den Lautsprechern seiner Zunft, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen besticht mit Ruhe und Ausgeglichenheit. Das ist der Weg, mit dem er sein Team voranbringen möchte. Seit Juli 2009 hat der Schwede das Zepter bei den Badenern in der Hand und steht kurz vor einem großen Erfolg. Noch nie schaffte es Lindgren als Trainer ins Viertelfinale der Champions League und nach dem 30:29-Hinspielerfolg bei BM Pevafersa Valladolid stehen die Chancen glänzend, dass es die Löwen unter die besten acht Teams in Europa schaffen. Am Sonntag, 17:15 Uhr, steugt die Partie in der SAP ARENA.
Herr Lindgren, die Löwen haben das Hinspiel gegen Valladolid knapp mit 30:29 gewonnen. Waren Sie mit der Leistung der Mannschaft und dem Resultat zufrieden?
Ich glaube schon, dass die Jungs ein gutes Spiel gemacht haben. Es ist nicht einfach, in Valladolid zu bestehen, denn es handelt sich immerhin um den Tabellendritten in Spanien. Aber wir haben es verstanden, nur wenig einfache Tore zuzulassen. Allerdings haben wir zu viele Strafzeiten und Siebenmeter bekommen, insgesamt bin ich aber zufrieden. Aber wir dürfen uns nicht auf dem Ergebnis ausruhen, es ist noch keine Entscheidung darüber gefallen, wer ins Viertelfinale einzieht. Wir können uns noch lange nicht zurücklehnen.
Ist der knappe Sieg vielleicht sogar etwas trügerisch, weil das Team sich in Sicherheit wiegen könnte?
Nein, das denke ich nicht. Wir alle wissen ja, wie stark dieser Gegner ist. Wir sind darauf eingestellt, dass wir 60 Minuten voll gefordert werden. Das wird ein Kampfspiel und sicher bis in die Schlussphase eng. Wir sind darauf vorbereitet und hoffen auf die Unterstützung der Fans in der SAP ARENA.
Gab es im Hinspiel Überraschungen aus Ihrer Sicht, was die Spielweise des Gegners betrifft?
Nein, Valladolid hat das gezeigt, was wir im Vorfeld erwartet haben. Wir haben sie vielfach auf Video gesehen und waren gut auf sie vorbereitet. Die Mannschaft ist technisch sehr gut, spielt einen schnellen Ball und ist immer torgefährlich.
Im Hinspiel war Óscar Perales gesperrt, in Mannheim ist der Rückraumspieler wieder für die Spanier am Ball. Inwieweit beeinflusst das Ihre Vorbereitung auf den Achtelfinal-Gegner?
Im Hinspiel haben Raúl Entrerríos und Eduardo Gurbindo auf den Positionen insgesamt elf Tore geworfen, auf denen auch Perales zum Einsatz kommt. Deshalb denke ich nicht, dass sich für uns etwas ändern wird. Aber die Jungs sind auf seine Spielweise eingestellt.
Worauf kommt es an, damit die Löwen den Einzug ins Viertelfinale schaffen?
Wie eigentlich immer ist die Abwehrleistung mit einem guten Torhüter die Basis für ein erfolgreiches Spiel. Wir müssen diszipliniert auftreten und dürfen uns wenige Fehler erlauben, denn die werden von den schnellen Spaniern bitter bestraft. Insgesamt glaube ich, dass wir gut vorbereitet sind.
Haben Sie bei Ihrer Mannschaft eine noch stärkere Fokussierung auf die Aufgaben festgestellt, schließlich befindet sie sich mitten in der entscheidenden Saisonphase?
Wir haben diese Situation seit Januar. Jedes Spiel ist für uns wichtig, fast jedes Duell hat für uns Endspielcharakter. Und es bringt nichts, jetzt voraus zu schauen, denn wir müssen uns immer auf die nächste Aufgabe konzentrieren. Die Mannschaft will unbedingt ins Viertelfinale einziehen und arbeitet deshalb sehr konzentriert. Das tut sie aber schon seit meinem ersten Tag hier.
Sie sind seit einem dreiviertel Jahr bei den Löwen. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Mannschaft seither?
Im Handball braucht ein Team immer Zeit, um sich zu finden. Da wir viele neue Spieler geholt haben und hier etwas aufbauen wollen, war klar, dass es schwierig werden kann. Ich bin aber zufrieden, wie sich die Mannschaft entwickelt. Ich finde, wir sind schon ein Stück vorangekommen. Mit den neuen Akteuren, die in der nächsten Saison zu uns kommen, wollen wir noch einmal einen Schritt nach vorne machen. Ruhe und Geduld sind die Tugenden, die wir jetzt brauchen, denn ich bin überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
In welchen Bereichen fehlt noch etwas?
Ich finde, dass das Wort „fehlen“ hier nicht richtig ist. Wir haben die Möglichkeit, ins Viertelfinale der Champions League einzuziehen, sind beim Final Four in Hamburg dabei und liegen in der Liga in Schlagdistanz zu Rang drei. Wir sind noch nicht auf dem Niveau, das Kiel und Hamburg haben, aber es fehlt nichts Grundsätzliches mehr. Wir müssen die Mannschaft jetzt weiterentwickeln.
Wo hat das Team noch größere Entwicklungsmöglichkeiten?
Die Jungs können in allen Bereichen noch besser werden. Dafür trainieren wir jeden Tag sehr intensiv. Wenn wir die Klasse von Hamburg oder Kiel erreichen wollen, müssen wir uns auch noch steigern. In einer Entwicklung kann es aber nicht nur große Schritte nach vorne geben, man muss auch mal kleinere Schritte machen.
Wie haben Sie sich mit Ihrer Familie in der Region eingelebt?
Es gefällt mir gut hier, ich mag die Gegend. Nur leider hatte ich noch nicht so viele Möglichkeiten, hier etwas zu unternehmen, da wir wahnsinnig viel unterwegs sind. Eigentlich haben wir jede Woche zwei Spiele, da bleibt wenig Zeit, um die Region zu erkunden.
Sie leben mit Ihrer Frau und den Kindern in Heidelberg, fühlen Sie sich wohl?
Ja, das kann ich absolut sagen. Wir alle sind hier angekommen. Meine Frau und die Kinder haben auch mehr Möglichkeiten, sich schon einzuleben. Das funktioniert gut.