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„Wir werden kämpfen wie die Löwen“

Das Trainerduo der Zweiten Mannschaft spricht über das CL-Spiel in Kielce

Es ist ein historischer Moment für die Rhein-Neckar Löwen und für den Handballsport an sich. Gewollt war die Situation keineswegs, aber aufgrund der Terminproblematik blieb den Löwen keine andere Wahl, als die zweite Mannschaft am Samstag (16 Uhr) in der VELUX EHF Champions League zum Viertelfinal-Hinspiel beim polnischen Serienmeister PGE Vive Kielce zu schicken, während das Profiteam kurz danach die Bundesligapartie beim THW Kiel bestreitet (18.10 Uhr). Im Gespräch erläutert das Trainerduo der Rhein-Neckar Löwen II André Bechtold und Michel Abt die Lage vor dem womöglich einmaligen Auftritt ihrer Mannschaft. 

Am 8. März ist sprichwörtlich die Bombe geplatzt: Die Löwen schicken die zweite Mannschaft zum Hinspiel nach Kielce. Wer hat euch informiert und wie habt ihr den Tag im Nachgang erlebt?

André Bechtold: „Als Michel mich informiert hat, habe ich das zunächst für einen Scherz gehalten und gehofft, dass es letztendlich noch eine Lösung zwischen den Verbänden gibt. Die Zahl der Anrufe und der Nachrichten ist seit Verkündung dieser Nachricht aber tatsächlich extrem gestiegen.“

Wie seht ihr die Entwicklung der Geschehnisse zwischen HBL und EHF und wie bewertet ihr die Entscheidung der Löwen?

André Bechtold: „Man kann einfach nicht verstehen, wie unkoordiniert das Ganze abläuft. Seit Jahren wird danach gestrebt, ähnlich professionelle Strukturen wie beispielsweise beim Fußball aufzubauen, aber in der Realität sind wir meilenweit davon entfernt. Auf der einen Seite gibt es Regelungen, dass international die Hallen auf beiden Seiten Zuschauertribünen haben müssen oder in der Dritten Liga Hallen nicht mehr benutzt werden dürfen, in denen zuvor jahrelang Bundesligahandball problemlos gespielt worden ist. Das stellt die Vereine vor enorme finanzielle und organisatorische Probleme. Aber auf der anderen Seite bekommen Verbände keinen ordentlich abgestimmten Spielplan auf die Reihe. Hier muss man ganz klar sagen: Man kann nicht immer von den Vereinen mehr Professionalität verlangen und andererseits von Verbandsseite aus irgendwelche Unstimmigkeiten zusätzlich auf dem Rücken der Vereine austragen.“

Für viele aus eurem Team wird es vermutlich das größte Spiel in ihrem Leben. Wie hat die Mannschaft die Nachricht aufgenommen?

Michel Abt: „Die meisten waren zunächst ähnlich ungläubig wie wir beide. Aber ja, natürlich freuen sich die Spieler auch auf solch eine Möglichkeit. Auf der anderen Seite ist es aber eine Katastrophe für unsere erste Mannschaft, die sich durch die Hauptrunde gearbeitet hat und eine realistische Chance auf das Erreichen des Final Four dadurch genommen bekommt. Für unsere Spieler freuen wir uns. Ich denke aber auch, dass das Unverständnis über die Chance, die den Löwen dadurch genommen wurde, überwiegt.“

Kielce hat 2016 die Champions League gewonnen. Was ist beim Hinspiel möglich?

Michel Abt: „Ich denke, es ist vermessen, sich in Kielce gegen diese Mannschaft etwas auszurechnen. Wir werden dennoch alles aus uns herausholen und auf jeden Fall kämpfen wie die Löwen, damit wir uns am Ende als Team nichts vorzuwerfen haben.“

Wie schaut die Kaderplanung für das wichtige Spiel aus? Dürfen auch die Spieler, die ein Zweitspielrecht haben, das Spiel bestreiten? Reisen Spieler des Bundesligakaders mit nach Polen?

André Bechtold: „Leider gar nicht gut. Die Spieler mit Zweitspielrecht in Friesenheim wie Max Haider, Pascal Kirchenbauer und Leon Bolius dürfen nicht spielen. Zusätzlich hat sich ja bekanntlich mit Max Trost ein weiterer unserer Leistungsträger das Kreuzband gerissen. Lars Röller wie auch Sebastian Trost sind zudem angeschlagen. Und momentan ist es nicht geplant, dass Spieler aus dem Bundesligakader das Team ergänzen, da auch die Löwen bekanntlich einige Verletzungssorgen haben.“

Am Freitag habt ihr auch das Ligaspiel gegen den TV Neuhausen zu bestreiten. Wie wurde dieser Terminkonflikt gelöst?

Michel Abt: „Wir werden versuchen, dass zumindest die Spieler mit Zweitspielrecht, ergänzt mit der A-Jugend, im Verbund etwas Zählbares mitnehmen können. Das heißt, wir werden zumindest für dieses Spiel am Freitagabend eine schlagkräftige Truppe aufbieten können.“