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Zahnlose Löwen (RNZ)

Kiel. Der THW Kiel, ausgerechnet der THW Kiel. Als ob die Bundesliga-Handballer der Rhein-Neckar Löwen derzeit nicht genug Probleme hätten, jetzt stand für die gelbe Rumpf-Sieben auch noch das Duell beim ungeschlagenen Rekordmeister an. Ein Himmelfahrtskommando, sagten die einen. Und die anderen? Die blieben positiv, ganz entspannt, sprachen im Vorfeld von einer Chance, davon, dass man gerade dort rein gar nichts zu verlieren habe. Enttäuscht waren gestern Abend dann aber alle.

Verlieren ja, aber bitte nicht so. Es war gegen 21 Uhr, als die Badener die Platte in der Ostseehalle verließen. Wie begossene Pudel sahen sie da aus, die Löwen. Bloß schnell in die Kabine, ab unter die Dusche – lautete das Motto. Hinter ihnen lagen 60 Handball-Minuten zum Vergessen, zum Heulen. Mit 25:33 (9:17) gab’s auf die Pfoten. Katzenjammer überall.

Reden fiel da schwer. Auch Thorsten Storm. Doch er tat es dennoch. Reden gehört zu seinem Job. In guten wie in schlechten Zeiten. Der Manager: „Dass es hier schwer ist und die Chance gerade derzeit gering ist, war mir klar. Aber unser eigener Auftritt geht so nicht“, analysierte der Ex-Kieler. Und weiter: „Das war zu ängstlich. Wir waren chancenlos und der THW wurde kaum gefordert. Schade!“

Los ging es mit einer One-Man-Show. Filip Jicha, der Rückraum-Gigant, traf und traf. Der Tscheche schoss die ersten vier Tore der Kieler. 4:2 stand es da (6.). Doch die Löwen blieben zunächst unbeeindruckt, glichen durch einen Distanz- KrachervonUweGensheimerzum4:4 aus. Kurz darauf dann der Bruch: Oliver Roggisch, der Abwehrchef, kassierte eine Zeitstrafe und der THW-Express nahm Fahrt auf, brauste binnen zwei Minuten von 7:6 auf 10.6 (16.) davon. Ohne Zwischenstopp ging’s weiter auf 13:6.

Nun zog Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson die Notbremse, bat zur Auszeit, zum kurzen Taktik-Plausch. Vor allem einen musste er aufbauen. Karol Bielecki, der völlig neben sich stand. Der Pole feuerte etliche Würfe aus der zweiten Reihe ab. Bitter dabei: Er traf meist nicht mal das Tor. Und so kam es wie es kommen musste: Die „Zebras“ waren schon zur Pause unaufhaltsam davon galoppiert, führten mit 17:9.

Besser wurde es auch nach dem Wechsel nicht. Die Löwen schauten, die Kieler spielten. Für die Galaktischen von der Ostsee war es fortan nur noch eine Art Schaulaufen. Und auch die Fans machten mit: Minutenlang schwappte die La-Ola-Welle durch die Ostseehalle.

Von Daniel Hund