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„Zaubermaus“ Jacobsen auf der Trainerbank

Eine Bestätigung steht zwar noch aus, aber Nikolaj Jacobsen wird der neue Coach der Rhein-Neckar Löwen

MANNHEIM. Viele Jahre wirbelte er auf dem linken Flügel beim THW Kiel in der Handball-Bundesliga, bald wird Nikolaj Jacobsen bei den Rhein-Neckar Löwen an der Seitenlinie stehen. Vom Interesse am Trainer des dänischen Meisters Aalborg und ersten Verhandlungen zwischen ihm und dem EHF-Pokalsieger hatte diese Zeitung bereits vor Wochen exklusiv berichtet, nun steht der Wechsel des ehemaligen Weltklasse-Linksaußen zu den Gelbhemden praktisch fest. Nur ein paar Kleinigkeiten sind noch zu klären.

Vertrag über drei Jahre

Wie diese Zeitung aus mehreren dänischen Quellen erfuhr, erhält Jacobsen beim EHF-Pokalsieger einen Dreijahres-Vertrag. Eine Einigung mit dem Trainer wollte Löwen-Manager Thorsten Storm gestern allerdings nicht bestätigen. „Ich befinde mich in finalen Gesprächen mit einem Kandidaten“, sagte der Geschäftsführer lediglich und kündigte eine Bekanntgabe der Entscheidung bis Ende nächster Woche an. In Dänemark heißt es, Jacobsen werde wahrscheinlich schon am Montag seinen Abschied aus Aalborg verkünden. Der Verein sei darüber bereits seit einigen Tagen informiert.

Vertraglich ist der 41-Jährige eigentlich noch bis 2015 an den dänischen Meister gebunden, eine Ausstiegsklausel ermöglicht ihm jedoch einen früheren Abschied und die Nachfolge von Gudmundur Gudmundsson, der die Löwen nach dieser Saison verlässt und dänischer Nationaltrainer wird.

„Schon als Spieler wollte ich mich mit den Besten messen, deswegen bin ich nach Deutschland gegangen. Als Trainer bin ich genauso ehrgeizig. Die Bundesliga ist mein Ziel – und die Löwen sind ein interessanter Verein“, unterstrich Jacobsen zuletzt, wie sehr ihn die Bundesliga reize. Löwen-Manager Storm kennt er noch aus der gemeinsamen Zeit in Kiel. Der aktuelle Geschäftsführer des badischen Bundesligisten war damals für das Marketing beim THW verantwortlich, während Jacobsen – als einstige „Zaubermaus“ im Trikot mit der Nummer 5 bei den Norddeutschen unvergessen – mit den Kielern viele Erfolge feierte. Von 1997 bis 2004 spielte er in Deutschland, noch immer beherrscht er die Sprache.

Doch nicht nur deshalb passt der Däne erstklassig ins Anforderungsprofil der Gelbhemden, die in Zukunft noch konsequenter auf den Nachwuchs setzen wollen. Jacobsen hat sich in seiner Heimat bereits einen Namen als exzellenter Talentförderer gemacht, in Aalborg stehen aktuell sechs Profis zwischen 19 und 22 Jahren im Kader. Und mit dieser jungen Mannschaft wurde er nach seinem Amtsantritt 2012 völlig überraschend Meister vor dem hoch favorisierten Starensemble von KIF Kolding-Kopenhagen.

Möglicherweise kommt es in dieser Saison sogar zu einem Duell zwischen Jacobsen und den Löwen. In der K.o.-Runde der Champions League können beide Mannschaften noch aufeinandertreffen. Auf dem Weg Richtung Achtelfinale wollen die Badener aber heute (20.30 Uhr/Sportzentrum „Harres“ St. Leon-Rot) erst einmal HC Zagreb aus dem Weg räumen. „Das ist eine sehr interessante Mannschaft, weil sie aus vielen jungen und talentierten Spielern besteht. Die Jungs sind alle gut ausgebildet und bis in die Haarspitzen motiviert, wenn sie sich gegen einen Bundesligisten beweisen können“, sagt Trainer Gudmundsson.

Von Marc Stevermüer