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Zeit zum Nachdenken

Löwen gehen hart mit sich ins Gericht nach enttäuschendem Heim-Auftritt gegen Hamburg

Zeit zum Nachdenken: Rhein-Neckar Löwen gehen hart mit sich ins Gericht nach enttäuschendem Heim-Auftritt gegen den HSV Hamburg.
Ljubomir Vranjes gestikuliert nach einer Auszeit.

„Das gibt uns definitiv etwas zum Nachdenken für die nächsten zwei Wochen. Es ist natürlich nicht gleich alles kaputt, was wir in den letzten Wochen geleistet haben, aber es tut schon weh, heute so ein Spiel hier zu zeigen.“ Was Patrick Groetzki nach dem 28:34 (16:18) seiner Löwen gegen den HSV Hamburg am Donnerstagabend in der SAP Arena sagt, sind offene Worte. Das ehrt ihn. Und doch muss man sich fragen: Warum drehen sich diese Löwen immer wieder im Kreis?

Mit Ljubomir Vranjes als Cheftrainer hatte sich das Gefühl verfestigt: Diese Mannschaft ist auf dem richtigen Weg. Einsatz, Leidenschaft, Teamgeist – das war, bis auf wenige Ausnahmen, alles zu sehen. Und jetzt so etwas. „Ich bin unglaublich enttäuscht“, so beginnt der Löwen-Coach seinen Part auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. In der Folge wird er sagen, dass das „viel zu wenig“ war von seiner Mannschaft, dass er einen „schwarzen Tag“ erlebt habe an diesem Abend, dass man darüber werde reden müssen.

Zeit zum Nachdenken: Guter Start gibt keine Sicherheit

Tatsächlich starten die Löwen gut in die Partie, führen 3:1. Juri Knorr bestätigt seinen persönlichen Aufwärtstrend der letzten Wochen. Youngster Lion Zacharias macht auf links außen einen starken Job. Die Abwehr verschiebt gut. Dann, nach und nach, erst in kleineren, dann größeren Wellen, gleitet den Löwen die Partie völlig aus den Händen. Häufen sich die leichten Fehler. Gehen die Köpfe nach unten. Ergeben sich die Gelben in ihr Schicksal.

Zeit zum Nachdenken: Rhein-Neckar Löwen gehen hart mit sich ins Gericht nach enttäuschendem Heim-Auftritt gegen den HSV Hamburg.
Albin Lagergren springt vorbei an Casper Mortensen.

„Wir hatten uns gerade nach dem guten Spiel am Samstag gegen Flensburg viel vorgenommen, wollten noch einmal nachlegen und bestätigen, dass wir im Moment gut drauf sind. Aber das war ein kleiner Rückfall, das war einfach nicht gut genug. Klar, könnte man wieder sagen, man muss das schleunigst abstellen und es wäre auch schön, wenn es funktionieren würde. Aber daran arbeiten wir schon seit den letzten ein oder zwei Jahren und bekommen es leider nicht hin“, fällt die Analyse von Rekord-Löwe Groetzki ernüchternd aus.

Direkt nach dem Spiel steht Andy Schmid das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Er kann es schlicht nicht glauben, dass seine Löwen wieder in die alten Muster zurückgefallen sind. Juri Knorr rätselt genauso, sowohl am Mikrofon bei Kevin Gerwin als auch bei Sky. Und Mait Patrail sagt: „Da hat heute wenig gepasst, weder in der Deckung noch im Angriff, auch die Körpersprache war nicht da. Wenn man das mit dem Spiel gegen Flensburg vergleicht, dann ist das wie Tag und Nacht. Wir haben keine Zweikämpfe gewonnen, weder vorne noch hinten. Hamburg hat vielleicht nicht die bessere Mannschaft, aber vom Kopf her waren sie einfach mehr da als wir.“

Zeit zum Nachdenken: Einfach abhaken wird es nicht geben

Kopf, Körpersprache – wo auch immer die Löwen ansetzen wollen in den kommenden zwei Wochen bis zum nächsten Pflichtspiel: Sie haben viel zu tun. Dass in der anstehenden Länderspiel-Pause viele Löwen-Spieler mit ihren Nationalmannschaften unterwegs sind, macht die Aufarbeitung nicht leichter. Klar ist: Im Derby gegen den TVB Stuttgart am 21. April zuhause in der SAP Arena braucht das Team eine Kehrtwende um 180 Grad. Gegen Hamburg sieht das mit den ehrlichen Worten Patrick Groetzkis nämlich leider so aus: „Es sind einfach ganz viele Dinge, die da zusammengekommen sind und damit ist auch – egal gegen welchen Gegner – kein Sieg möglich. Ich finde, Hamburg hat spritziger gewirkt, irgendwie flinker auf den Beinen, sie waren auch aggressiver als wir. Sie haben auch weniger Fehler gemacht, ganz klar.“

Einfach abhaken – das wird es nach einer solchen Leistung nicht geben. Das sind sich die Löwen selbst, vor allem aber auch ihren Fans schuldig, die an einem stürmischen und regnerischen Wochentag-Abend in die SAP Arena gekommen sind. Gegen Stuttgart müssen wieder andere Löwen auf dem Feld stehen. Die von Patrick Groetzki angesprochene Zeit zum Nachdenken, sie sollte dringend klug genutzt werden, um vielleicht doch noch herauszukommen aus dem Teufelskreis dieser gebrauchten Löwen-Saison.