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Zugabe-Rufe nur für MKB Veszprém

Veszprem. Die Partie war schon lange aus, und die Mannschaften saßen in den Kabinen. Doch Champions-League-Spiele in der schmucken Arena in Veszprém haben etwas von einem Pop-Konzert – vor allem, wenn die Heimmannschaft wie gestern in der Königsklasse gegen die Rhein-Neckar Löwen mit 34:30 (17:12) gewinnt. Die Fans des MKB Veszprém KC blieben einfach so lange und lautstark auf den Rängen, bis die Mannschaft noch mal aufs Parkett kam, um mit den 5000 Zuschauern zu feiern.

Die Löwen waren da schon lange unter der Dusche, für eine Zugabe bestand schließlich auch kein Anlass. Selbst Uwe Gensheimers Trefferquote, die mit 11/5-Toren einmal mehr zweistellig ausfiel, war diesmal zu wenig.

Roggisch sieht früh Rot

„Die technischen Fehler haben uns das Genick gebrochen“, blickte der Linksaußen auf die 60 Minuten im ungarischen Hexenkessel, der das Löwen-Rudel schon zu Beginn mächtig zu beeindrucken schien. Fehlwürfe, Abspielfehler, unnötige Zeitstrafen – bis zum 8:3 (14.) trafen die Badener auf ihrer Handball-Klaviatur immer die falsche Taste. Und bevor die völlige Hilflosigkeit um sich griff, zog Trainer Ola Lindgren per Time-Out die Notbremse. Doch dieser Rückstand sollte schon richtungsweisend sein, den zweiten Genickschlag bekamen die Löwen mit der frühen Roten Karte für Oliver Roggisch verpasst (23.). „Total daneben“, fand Geschäftsführer Thorsten Storm diese Entscheidung. Keine Frage: Zumindest die dritte Zeitstrafe für den Abwehrchef war mehr als zweifelhaft. Aber letztendlich standen sich die Löwen gestern Nachmittag meistens selbst im Weg. Bis auf drei Tore kämpften sich die Badener beim 14:11 nochmals heran, um dann aber mit einem Fünf-Tore-Rückstand in die Pause zu gehen.

Im zweiten Abschnitt liefen die Gelbhemden beim 25:17 (42.) sogar Gefahr, sich wie zuletzt in Hamburg eine Packung einzuhandeln, doch auch das zweite Time-Out Lindgrens zeigte immerhin mildernde Wirkung. „So durften wir uns kein zweites Mal verkaufen“, hatte das Team laut Michael Müller seine Lektion gelernt. Und der schwedische Coach nahm aus den letzten 20 Minuten ebenfalls das Positive mit. „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie sich in ein Spiel zurückkämpfen kann“, kommentierte Lindgren das zwischenzeitliche 28:24 (49.). Dass Karol Bielecki in Unterzahl hier ein weiteres seiner acht Tore zielstrebig in die Maschen hämmerte und im nächsten Angriff Veszprém mit einem mustergültigen Fehlpass zum Gegenstoß einlud, war allerdings bezeichnend für das Auf und Ab im Löwen-Spiel. Als die Ungarn von 29:25 auf 31:25 (54.) erhöhten, war der letzte Funken Hoffnung endgültig verloschen.

Der Gruppensieg ist nach der Niederlage fast nicht mehr möglich. „Jetzt müssen wir die Ziele neu definieren“, sagte Manager Storm. Die Verteidigung des zweiten Tabellenplatzes hinter Veszprém habe nun Priorität. „Natürlich bin ich lieber Erster als Zweiter, aber auch lieber Zweiter als Dritter“, brachte er seine simple Erfolgsphilosophie auf den Punkt, die mit Blick auf die künftige Auslosung nach den noch zwei ausstehenden Gruppenspielen im weiteren Verlauf der Champions League sicher ihre Berechtigung hat.

Von Thorsten Hof

 22.02.2010