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Zwei Rückkehrer eröffnen neue Optionen

Karlsruhe. Den großen sportlichen Reiz versprühte das Champions-League-Duell zwischen den Rhein-Neckar Löwen und Bosna Sarajevo zumindest aus Sicht der Gastgeber nicht mehr. Bereits vor der abschließenden Partie in der Vorrundengruppe B war dem badischen Handball-Bundesligisten der zweite Tabellenplatz sicher. „Wir hatten uns trotzdem vorgenommen, das Spiel zu gewinnen. Das ist uns gelungen, auch wenn es kein glanzvoller Sieg war“, sagte Löwen-Coach Ola Lindgren zum Auftritt seiner Schützlinge, die den bosnischen Meister mit 30:24 (13:11) bezwangen. „Wir sind stabil in der Abwehr gestanden und hatten einen starken Henning Fritz im Tor – deshalb haben wir die Partie auch weitgehend kontrolliert“, erklärte Lindgren und verwies darauf, dass diesmal andere Dinge im Vordergrund gestanden hätten.

Bereits vor der Partie in der Karlsruher Europahalle hatte der Schwede angekündigt, einigen Stammspielern eine Pause zu gönnen. Zudem sollten Bjarte Myrhol und Grzegorz Tkaczyk nach langer Pause erstmals wieder unter Wettkampfbedingungen aufs Parkett zurückkehren. Und der Coach ließ seinen Worten Taten folgen: Für den zuletzt überragenden Uwe Gensheimer, der wie Keeper Slawomir Szmal nicht im Kader stand, durfte Niklas Ruß auf Linksaußen ran. Als zweiter Torhüter wurde Maximilian Bender nominiert und kam in der 53. Minute zu seinem Profidebüt.

„Ich habe mich riesig gefreut, als ich am Freitag erfahren habe, dass ich im Kader stehe“, sagte der 19 Jahre alte Junioren-Nationalkeeper. „Ich war schon ein bisschen nervös, aber die Mannschaft hat mich sehr gut aufgenommen und mir geholfen“, erzählte Bender weiter. „Welcher 19-Jährige kann schon von sich sagen, dass er in der Champions League 60 Minuten auf der Platte steht?“, fügte Ruß hinzu. „Für beide ist es wichtig, dass sie auch Mal bei uns dabei sind, damit sie den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung machen“, meinte Lindgren, dessen Auswahl sich in ungewohnter Besetzung zunächst schwer tat, dann aber einem ungefährdeten Sieg entgegensteuerte.

Und in den kommenden Wochen hat der Coach zwei Optionen weitere mehr. Am Kreis meldete sich Myrhol eindrucksvoll zurück. Der Norweger hatte wegen einer Nackenverletzung seit der EM pausiert, rackerte aber bereits wieder unermüdlich und war mit sechs Toren bester Löwen-Werfer. Regisseur Tkaczyk merkte man zwar die fast achtmonatige Zwangspause durchaus noch an, doch der Pole zog schon wieder klug die Fäden. „Ich bin froh, endlich wieder auf der Platte zu stehen“, sagte der 29-Jährige und dankte den 3 214 Zuschauern: „Ich war natürlich ein bisschen nervös, bin vom Publikum aber toll empfangen worden – das hat es mir viel leichter gemacht.“

In der durchschnittlichen Partie hatte zuvor einer der zwei Referees aus Weißrussland unfreiwillig für einen der wenigen Höhepunkte gesorgt. Als Siarhei Repkin in der zwölften Minute gegen Gästeakteur Vedran Banic die erste Zeitstrafe des Spiels verhängte, riss ihm die Achillessehne. Nach kurzer Behandlung durch den Physiotherapeuten der Löwen, Sven Raab, pfiff Repkin weiter, wurde aber nach Spielende umgehend ins Krankenhaus gebracht – heute wird der Unparteiische operiert.

Rhein-Neckar Löwen: Myrhol 6, Harbok 5, Müller 4, Prieto 4, Ruß 3, Bruhn 3, Tkaczyk 2, Gudjonsson 2/2, Manojlovic 1.
Bosna Sarajevo: Kapisoda 8/1, Medic 5, Doborac 3, Arnaudovski 3, Banic 2, Cacic 1, Pucelj 1, Nekic 1.

Von Christof Bindschädel

 08.03.2010