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Zwei völlig verschiedene Halbzeiten

Löwen gewinnen bei der MT Melsungen nach hohem Rückstand

Die Rhein-Neckar Löwen haben keine 48 Stunden nach dem hart erkämpften 31:27 Erfolg in der VELUX EHF Champions League gegen RK Celje die nächsten zwei Pluspunkte in der Bundesliga eingefahren. Der  31:28 (14:18) Erfolg bei der MT Melsungen war allerdings ebenfalls hart umkämpft,  so lagen die Löwen in der ersten Halbzeit schon früh deutlich zurück, und benötigten einen wahren Kraftakt in der zweiten Hälfte um doch noch als Sieger das Feld zu verlassen.

„Wir haben heute eine unglaubliche Moral gezeigt, diese Partie doch noch zu drehen, deshalb bin ich sehr stolz auf meine Mannschaft. Mit der ersten Halbzeit kann ich dagegen natürlich überhaupt nicht zufrieden sein, es fehlt nicht viel und wir schmeißen hier nach einer Viertelstunde  ein ganzes Spiel weg, weil wir einfach nicht konzentriert sind“, bilanzierte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen nach der Partie.

„Mit Melsungen ist es immer dasselbe, die sind zu Beginn unheimlich heiß, bauen dann aber auch deutlich ab. Das haben wir in der entscheidenden Phase heute genutzt. Natürlich waren wir auch etwas müde, die Partie gegen Celje steckte uns noch in den Knochen, aber das darf keine Ausrede sein. Wir wollen Champions League spielen, und wenn andere am Donnerstagabend zu Hause auf der Couch sitzen und sich ein Bier aufmachen, kämpfen wir in der Königsklasse“, ergänzte Spielmacher Andy Schmid nach der Partie.

Den Löwen gelang zwar das erste Tor des Spiels durch eben Andy Schmid, die Anfangsminuten gehörten anschließend aber den Nordhessen, die sich zu Beginn der Partie in einen wahren Rausch spielten und die Löwen förmlich überrannten. Vier Fehlwürfe der Gäste, jeweils zwei durch Alexander Petersson und Kim Ekdahl du Rietz nutzte Melsungen zu eigenen Toren, nach nicht einmal sechs Spielminuten nahm Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen seine erste Auszeit, Melsungen führte dort bereits mit 5:1. Doch das Spiel der Gelbhemden wurde in den Folgeminuten nicht besser, eher schlechter. Zu langsam in der Abwehr, zu unkonzentriert im eigenen Angriff. Die Partie vom Donnerstag noch in den Knochen boten die Löwen wohl die schwächste Halbzeit dieser Saison. Die in den letzten Wochen keinesfalls überzeugenden Melsunger nutzten dagegen die Gunst der Stunde und bauten die eigene Führung, angetrieben von einem bärenstarken Torhüter Mikael Appelgren, weiter Tor um Tor aus.  Bis auf zwischenzeitlich sechs Tore schraubten die Nordhessen ihre Führung (9:3), auch weil Niklas Landin erst nach dreizehn Minuten seinen ersten Ball parieren konnte. Die Löwen fanden äußerst schleppend in die Partie. Ein sehenswertes Tor, nach toller Einzelleistung, von Andy Schmid schien dann so etwas wie der Weckruf für die Gäste zu sein, beim 10:13 Rückstand lagen die Löwen wenigstens wieder etwas in Reichweite der Gastgeber. Eine Zeitstrafe gegen Uwe Gensheimer nutzte Melsungen dann kurz vor der Pause um sich erneut deutlich abzusetzen. Zwei Treffer in Folge brachten die MT wieder auf 16:12 in Front, auch zur Pause führte Melsungen verdient mit 18:14.

Nicht einmal zwei Minuten nach der Halbzeit hatten die Löwen den Rückstand dann aber bereits halbiert, Alexander Petersson und Andy Schmid hatten nach starken Paraden von Niklas Landin getroffen, und als Kim Ekdal du Rietz anschließend einen Strafwurf herausgeholt hatte, erzielte Uwe Gensheimer vom Punkt den 17:18 Anschlusstreffer. Keine drei Minuten waren bis dahin in der zweiten Hälfte gespielt – die Löwen waren nun, zur Freude der zahlreichen und lautstark unterstützenden Fans, endlich im Spiel angekommen. Nikolaj Jacobsen schien in der Halbzeit seine Mannschaft mit deutlichen Worten aufgeweckt zu haben. Doch näher als zum Anschluss kamen die Löwen der MT zunächst nicht, beim 21:18 (38.) lagen die Nordhessen wieder mit drei Treffen in Führung. Doch die Badener präsentierten sich nun wie eine Spitzenmannschaft, gaben nicht auf und erkämpften sich in der Abwehr drei Bälle in Folge. Beim 21:21 durch einen „Hammer“ in den Winkel von Kim Ekdahl du Rietz wurde der Ausgleich geschafft. Als Momir Rnic im Gegenzug ein Stürmerfoul gepfiffen wurde erzielte Patrick Groetzki beim 22:21 erstmals seit dem 1:0 wieder die Führung für die Löwen. Melsungens Trainer Michael Roth unterbrach den Spielfluss der Gäste mit einer Auszeit, doch auch der nächste Ball der Hausherren landete in den Armen von Niklas Landin. Erneut traf im Anschluss Kim Ekdahl du Rietz, 23:21 für die Löwen, die nun die Partie mit einer unglaublich Kampf – und Kraftleistung gedreht hatten. Wie eine Wand präsentierte sich so in der zweiten Hälfte Niklas Landin im Tor, der Däne wurde zum Alptraum für die Melsunger Werfer und ermöglichte mit seinen Paraden seiner Mannschaft den Ausbau der Führung. Eine Viertelstunde vor dem Ende lagen die Löwen beim 24:21 durch das zweite Tagestor von Alexander Petersson erstmals mit drei Treffern vorn. Eine Zeitstrafe gegen Stefan Kneer nutze Melsungen dann in Überzahl um durch Vuckovic und Allendorf beim 23:24 den Anschluss zu erzielen. Als Alexander Petersson wenig später von Außen nur die Latte traf war es im Gegenzug passiert, Malte Schröder glich zum 24:24 aus.

Kopf an Kopf ging es in die letzten zehn Minuten der Partie.  Sieben Minuten vor dem Ende lagen die Löwen beim 28:26 wieder mit zwei Treffern in Führung, ehe auch der nächste Melsunger Wurf in den Armen von Niklas Landin landete. Kim Ekdahl du Rietz vergab anschließend die Entscheidung, der Schwede bekam ein Stürmerfoul gepfiffen, und so stand es weniger später statt drei Treffern Vorsprung für die Löwen nur noch 28:27. Drei Minuten waren da noch zu spielen. Doch der Rückraumspieler der Löwen machte seinen Fehler prompt wieder gut, im nächsten Angriff tankte sich die Nr. 60 der Badener durch die Abwehr der Nordhessen und traf, und als Uwe Gensheimer Alexander Petersson nach einem Ballverlust der Gastgeber wenig später auf die Reise  zu einem Tempogegenstoß schickte war beim 30:27 Zwischenstand zwei Minuten vor dem Ende die Entscheidung gefallen. Nach einer desolaten ersten Hälfte und einer kämpferisch sensationellen zweiten Halbzeit feierten die Löwen am Ende in Kassel mit 31:28 (14:18) den 12 Saisonsieg und bleiben damit weiterhin Tabellenführer der DKB-Handball Bundesliga.

 

MT Melsungen – Rhein-Neckar Löwen 28:31 (18:14)

MT Melsungen: Appelgren, Sandström (n.e.); Maric, Sellin, Fahlgren (2), Schröder (2), Hildebrand, Danner (6), Boomhouwer, Rnic (6), Allendorf (8/2), Vuckovic (4), Müller

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Rutschmann (n.e.); Schmid (5), Gensheimer (7/3), Kneer, Sigurmannsson (n.e.), Myrhol (2), Steinhauser, Mensah, Groetzki (5), Reinkind, Guardiola (2), Petersson (3), Ekdahl du  Rietz (7)

Trainer: Michael Roth – Nikolaj Jacobsen

Schiedsrichter: Jürgen Rieber / Holger Fleisch

Zeitstrafen: 2 – 2

Siebenmeter: 2/2 – 3/3

Strafminuten: Danner (2), Sellin (2) –  Gensheimer (2), Kneer (2)

Zuschauer: 4135

Spielfilm: 5:1 (7.), 9:3 (14.), 10:6 (18.), 13:10 (23.), 18:14 (HZ), 19:18 (34.), 21:22 (40.), 21:24 (45.), 26:28 (55.), 28:31 (EN)

Beste Spieler: Appelgren, Rnic, Allendorf – Landin, Groetzki, Ekdahl du Rietz