Veröffentlichung:

Zweite Liga, Dritte Liga, Champions League (MM)

Roko Peribonio hält den Sieg der Löwen in Zagreb fest / Normalerweise spielt der ehemalige Leutershausener für Großsachsen

ZAGREB. Nach dem Schlusspfiff wissen die Rhein-Neckar Löwen, bei wem sie sich bedanken müssen. Die Mannschaft versammelt sich auf dem Spielfeld, wirft Torwart Roko Peribonio unter lautem Jubel mehrfach in die Höhe. Keine Frage: Ohne den 22-Jährigen hätte die Champions-League-Reise nach Zagreb auch mit einer Niederlage ausgehen können, am Ende hält er die Punkte fest und rettet dem Handball-Bundesligisten einen 28:24 (13:12)-Sieg.

Peribonio, der Held. Ausgerechnet er. Ausgerechnet hier. Vor 20 Jahren gewann sein Papa Tonci als Torwart mit Zagreb den Europapokal der Landesmeister, er selbst spielte für die kroatische Junioren-Nationalmannschaft. Und jetzt feiert der Keeper in Zagreb einen wichtigen Sieg. „Ich habe mich richtig wohl gefühlt hier und nur darauf gewartet, rein zu kommen“, sagt der Matchwinner, der vor 6000 Zuschauern von seinem ganz eigenen Fanklub in der Arena gefeiert wird. Freunde von der Adria-Insel Vis jubeln ihm erst bei der Bekanntgabe der Mannschaftsaufstellung zu, dann beim Betreten des Spielfeldes und letztendlich auch bei jeder Parade. „Roko! Wir lieben Dich!“, steht auf einem Plakat – nach der Partie tun das auch die Löwen.

„Er war nicht nur gut, sondern der Beste. Ich freue mich unheimlich für ihn“, sagt Torwart- und Assistenztrainer Tomas Svensson, der seinen Schützling Sekunden nach Spielende fest an sich drückt. Chefcoach Gudmundur Gudmundur findet ebenfalls nur lobende Worte. Der Isländer senkt leicht den Kopf, schaut in die Statistik. „13 Würfe, achte Paraden“, liest er vor. Dann lächelt der Trainer, die Anspannung fällt ab: „Das war eine überragende Leistung von ihm.“

In den Kader der Löwen war Peribonio nur gerutscht, weil Goran Stojanovic wegen Knieproblemen erneut passen musste. Schon in der vergangenen Woche feierte Roko deshalb sein Debüt in der Königsklasse, beim klaren 34:26-Hinspielsieg gegen HC Zagreb kam er allerdings erst wenige Minuten vor dem Abpfiff rein, als alles entschieden war. Diesmal sind die Badener in Not, sie liegen nach der Pause 13:17 (37.) zurück, brauchen dringend einen Impuls. Und den gibt Peribonio, der eigentlich die Nummer drei im Tor ist und nach 41 Minuten für Niklas Landin kommt. „Ich war richtig heiß, aber die Jungs vor mir haben das auch gut gemacht und stark verteidigt“, sagt der Torwart, der mit einem Zweitspielrecht für den TV Großsachsen ausgestattet ist und dort normalerweise auch regelmäßig spielt. „Ich bin dem TVG sehr dankbar, dass er mir diese Chance bei den Löwen nicht verwehrt hat. Nicht jeder Verein hätte das gemacht“, sagt Peribonio, der den Großsachsenern am Samstag bei der Heimniederlage gegen Konstanz fehlte und zurzeit mit den Löwen trainiert: „Ich merke, wie ich mich mit riesigen Schritten weiterentwickele. Von Niklas Landin und Tomas Svensson kann ich unheimlich viel lernen – und zwar jeden Tag.“

In der vergangenen Saison stand der junge Kroate noch beim Zweitligisten SG Leutershausen unter Vertrag, dann unterschrieb der Schlussmann einen Vertrag bei der TSG Haßloch. Das Arbeitspapier galt allerdings nur für die Dritte Liga. Da die Pfälzer den angepeilten Aufstieg nicht schafften, war Peribonio wieder zu haben und schloss sich dem Leutershausener Lokalrivalen Großsachsen an. Jetzt spielt er Champions League – und kann es selbst kaum glauben: „Der Anruf der Löwen vor der Saison hat mich schon überrascht. Und dieses Spiel in Zagreb war natürlich etwas ganz Besonderes für mich.“

Von Marc Stevermüer