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Flensburg macht die Bundesliga wieder spannend

Heimniederlage für die Rhein-Neckar Löwen

Die SG Flensburg-Handewitt hat den Kampf um die Deutsche Meisterschaft wieder spannend gemacht. Der amtierende DHB-Pokalsieger entführte mit einem verdienten 25:22 (13:13) Erfolg am gestrigen Abend beide Punkte aus der SAP Arena und fügte damit den Rhein-Neckar Löwen die erste Heimniederlage der laufenden Saison zu. Durch den Sieg haben die Löwen als Tabellenführer nur noch einen Punkt Vorsprung vor Flensburg, punktgleich mit den Löwen ist nun der THW Kiel, der aktuell eine um 13 Tore schlechte Tordifferenz hat.

Es hat nicht gelangt für die Rhein-Neckar Löwen, das Spitzenspiel der DKB Handball Bundesliga gegen die SG Flensburg-Handewitt für sich zu entscheiden. In einer kampfbetonten Partie nahmen am Ende die Gäste verdient mit 25:22 (13:13) beide Punkte mit an die dänische Grenze. Dabei war alles zu der Top-Begegnung in der SAP Arena angerichtet. 13.200 Zuschauer in der ausverkauften Spielstätte gaben nicht nur einen würdigen Rahmen für die Partie zwischen dem Tabellenführer und dem Rangdritten ab, auch die Stimmungslage auf den Rängen war schon vor dem Anpfiff dank des sich in Hochform befindlichen Hallensprechers Kevin Gerwin bestens. Doch der berühmte Funke von den Rängen sprang leider nicht auf die Löwen über.

Entweder klemmte das Gaspedal oder die Schaltung, die Gastgeber kamen einfach nicht in Fahrt. Bei den Löwen stotterte der Motor besonders in der Anfangsphase, weil sich bereits zu diesem Zeitpunkt Mattias Andersson im Flensburger-Tor in blendender Form vorstellte. Da auch die offensive Löwen-Deckung keinen Zugriff auf die spielerisch bessere Truppe von SG-Coach Ljubomir Vranjes fand, musste Nikolaj Jacobsen schon  nach 13 Minuten beim Stand  3:5  sein Team zur Auszeitbesprechung bitten. Doch schlecht vorbereitete oder überhastete Würfe der Gelbhemden fanden in Andersson einen dankbaren Abnehmer, der in der Folgezeit  immer wieder mit Weltklassereaktionen aufwartete, sodass die Löwen-Schützen immer mehr Respekt vor dem SG-Keeper zeigten. Beim 5:8 (17.) war für die Badener noch Land in Sicht, wenig später leuchtete ein 5:11 von der Anzeigentafel, weil der blendend aufgelegte Rasmus Lauge von der Löwen-Deckung nicht zu bremsen war. Selbst zwei Zeitstrafen gegen Johan Jakobssen konnten die Gastgeber nicht nutzen, dem Spiel eine Wende zu geben. Erst sieben Minuten vor der Pause platzte bei den Hausherren der Knoten. Lautstark angefeuert  von den Fans spielten sich die Löwen in einen Rausch. Fünf Angriffe in Folge  brachten nach 7:12 den 12:12-Gleichstand (28.), an dem besonders der  ab der 17. Minute eingewechselte Borko Ristovski im Löwen-Tor maßgeblichen Anteil hatte. Die erneute Flensburger Führung durch Lauge egalisierte zwar Mads Mensah zum 13:13-Pausenstand, doch alle Zuschauer in der Arena spürten, dass die Halbzeit zur Unzeit kam, weil die Jacobsen-Schützlinge endlich Fahrt aufgenommen hatten.

Nach dem Wechsel zeichnete sich durch zahlreich vergebene Großchancen ein erneuter Löwen-Rückstand ab. Mattias Andersson nagelte seinen Kasten gegen Uwe Gensheimer, Mads Mensah zu, sodass erst in der 36. Minute Andy Schmid den Flensburger Zerberus zum 14:14 überwinden konnte. Als zwei Minuten später Patrick Groetzki, der in Durchgang eins mit zwei sehenswerten Treffern sein Comeback nach seiner langen Verletzungspause gefeiert hatte, akrobatisch einen Steilpass auf Hendrik Pekeler weiterleitete, der mit dem 16:15 nicht nur die erste Löwen-Führung markierte, sondern der damit auch die Lautstärke in der Arena um weitere Dezibel erhöhte. Prompt nahm SG-Trainerfuchs Ljubomir Vranjes eine Auszeit, um die aufkommende Euphorie der Gelbhemden zu stoppen. Und tatsächlich. Jetzt waren wieder die Norddeutschen am Zuge. Immer wieder war es „Teufelskerl“ Mattias Andersson, der die Löwen-Schützen zur Verzweifelung brachte und im SG-Angiff setzte Lauge seine „one man show“ weiter fort. Eine achtminütige Funkstille in der Offensive der Gastgeber ließ Flensburg-Handewitt vom 17:17 (41.) auf 21:17 (49.) davonziehen. Selbst mit sieben Feldspielern – Andy Schmid agierte mit dem grünen Torhüterleibchen –  und später mit einer offenen Manndeckung war den Norddeutschen nicht beizukommen. Beim 20:24 ( Lauge, 57.) und 21:25 (59.) jubelte bereits die kleine Schar der mitgereisten SG-Fans, ehe Mads Mensah mit  seinem einzigen Treffer in Halbzeit zwei für den 22:25-Endstand sorgte.

„Mit unserer Vorstellung bin ich sehr zufrieden, denn wir haben gegen eine Mannschaft gewonnen, die zuletzt phantastischen Handball gezeigt hat. Wir hatten uns vorgenommen, bis zum letzten Zentimeter zu kämpfen, und das haben meine Jungs wirklich gut gemacht“, sagte SG-Trainer Vranjes nach dem Schlusspfiff, ohne nicht seine herausragenden Akteure Mattias Andersson und Rasmus Lauge besonders  zu erwähnen. Für Kollege Nikolaj Jacobsen gab es an dem verdienten Flensburger Siege nichts zu deuteln, „weil wir nach der Aufholjagd der letzten zehn Minuten vor der Halbzeit und später danach unsere  Führung nicht weiter ausbauen konnten“. Dennoch zeigte sich der Löwen-Coach trotz der Niederlage sofort wieder kämpferisch, als er verkündete: „Noch ist nichts entschieden. Wir glauben noch immer an uns selbst“.

Rhein-Neckar Löwen – SG Flensburg-Handewitt 22:25 (13:13)

Löwen: Appelgren, Ristovski (ab 17.); Schmid (2),Gensheimer (4/1), Kneer, Baena (2), Steinhauser, Larsen (4), Pekeler (3), Reinkind (3), Guardiola, Petersson (1), Groetzki (2), Ekdahl du Rietz (1),

 Flensburg-Handewitt: Andersson, Moeller; Karlsson, Eggert (5/5), Glandorf, Mogensen (2), Wanne, Djordjic (2), Jakobsson (2), Toft Hansen (2), Gottfridsson, Lauge (10), Radivojevic (2), Kozina.

Schiedsrichter: Lars Geipel / Marcus Helbig (Leipzig/Landsberg)

Zuschauer: 13.200 (ausverkauft)

Zeitstrafen:  4 Min : 6 Min  (Pekeler, Schmid  –  Jakobsson/drei )  –  Rote Karte: Jakobsson nach der dritten Zeitstrafe –

Siebenmeter:   1/1  :  6/5 (Eggert scheitert an Ristovski)

Beste Spieler: Ristovski – Andersson, Lauge