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Löwen-Verstärkung auf der Außenbahn?

Heidelberg. Das ging aber schnell: Die Rhein-Neckar Löwen sind bei ihrer Suche nach einem zweiten Mann für die rechte Außenbahn möglicherweise fündig geworden: Die Verpflichtung vom 28-jährigen Rechtsaußen Thomas Bruhn, der noch bei Jespers Nielsens dänischem Klub AG Handball unter Vertrag steht, ist laut einem dänischen Internetportal nur noch Formsache.

„Das wäre unsere interne Lösung. Kent-Harry Andersson, unser Sportlicher Leiter, ist gerade zu Gesprächen in Kopenhagen“, berichtet Löwen-Manager Thorsten Storm. Die Absicht hinter der Stippvisite von Andersson ist klar: Bruhn soll bis zum kommenden Sommer beim Rudel anheuern – quasi als Platzhalter für den kroatischen Nationalspieler Ivan Cupic?! Am kommenden Montag, wenn das Training wieder aufgenommen wird, soll der Neue jedenfalls schon im Kronauer Trainingszentrum übers Parkett flitzen. Nach RNZ-Informationen klärt Bruhn derzeit letzte Details mit seiner Familie. Verständlicherweise, schließlich stünde ein Umzug an.

Kopfzerbrechen bereitet Storm aktuell aber eher ein anderes Thema. Und zwar nicht nur ihm. Die Macher mehrerer europäischer Topklubs fühlen sich verschaukelt: Schuld ist ein Beschluss, der am Wochenende bei einer EHF-Konferenz in Limassol auf Zypern getroffen wurde. Dort wurde ein verstärktes Mitspracherecht der Vereine bei der Abstellung der Nationalspieler abgeschmettert: „Die Verbände können die Spieler nun nach wie vor anfordern, wann immer sie wollen. Die Klubs haben keinerlei Eingriffsmöglichkeit“, erklärt Gerd Butzeck, der Geschäftsführer Group Club Handball im RNZ-Gespräch, der auch die Interessen der 16 mächtigsten Handball-Vereine Europas vertritt. Er sagt: „Unser Vorbild ist der Fußball, wo es 2008 zu einer Annäherung gekommen ist.“

Aus Insiderkreisen ist zu vernehmen, dass sich in Zypern unter anderem auch der DHB vehement gegen ein Umdenken ausgesprochen haben soll. Storm kann das nicht nachvollziehen: „Wir reden hier über Wirtschaftsunternehmen und Millionenbudgets. Über Vereine, die Top-Gehälter refinanzieren müssen. Das Fass ist nun wirklich übergelaufen.“

Laut dem 45-Jährigen ist mittlerweile sogar angedacht, dass die Vereine als Arbeitgeber – zusätzlich zum Gehalt – auch die Aufwandsentschädigungen, die ein Nationalspieler von seinem Verband erhält, versteuern müssen. Storm fordert schleunigst ein Umdenken, sagt: „Wenn man eine Kuh nicht füttert und ihr keinen Lebensraum lässt, gibt sie irgendwann keine Milch mehr. An den jüngsten Pleiten im Handball sind unter anderem auch diese Rahmenbedingungen schuld.“ Wobei es den Klubs nicht nur ums Geld geht. Vor allem eine Mitbestimmung bei der Planung des internationalen Turnierkalenders ist ein Anliegen.

Wie auch immer, für die EHF könnte der Beschluss in Zypern gravierende Folgen haben. Denn seit dem 1. April 2009 liegt der EU in Brüssel eine Klage von Group Club Handball vor, die sich genau mit diesem Thema befasst. „Im Frühjahr nächsten Jahres wird sich die Europäische Union dazu äußern – und dann wird es interessant“, betont Butzeck, der die Geschehnisse in Zypern deshalb auch nicht zwangsläufig als Niederlage für die Klubs wertet: „Ich sehe darin eher einen kurzfristigen Rückschlag für uns, aber möglicherweise einen langfristigen für die Verbände.“ Klar ist: Das EU-Urteil könnte weitreichende Folgen haben, die dann weit über den Handball-Tellerrand hinaus schwappen.

Von Daniel Hund

 28.10.2009