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Willkommen in der Realität

Mannheim. Die Handball-Gala von Lemgo war gerade einmal acht Tage her, da landeten die Rhein-Neckar Löwen gestern Abend nach 15 Spielen ohne Niederlage wieder knallhart in der Realität. Mit dem 26:30 (13:15) gegen die SG Flensburg-Handewitt gaben die Löwen im Kampf um die Spitzenplätze in der Liga wichtige Zähler ab. Noch enttäuschender als das Ergebnis war vor den 9133 Fans allerdings das fehlende Aufbäumen der Gastgeber im zweiten Durchgang. „Wir haben heute in der Abwehr nicht die nötige Aggressivität gehabt und natürlich sind auch 26 Tore zu wenig, um gegen eine Mannschaft wie Flensburg zu gewinnen“, zog Trainer Ola Lindgren eine ernüchternde Bilanz.

Plötzlich reißt der Faden

Die Partie begann zunächst verheißungsvoll für die Badener, die in der Abwehr stabil standen, mit Fritz den besseren Rückhalt hatten und vorn variabel ihre Chancen herausspielten. Vor allem Kreisläufer Bjarte Myrhol war kaum zu halten. Bis auf 9:5 (14.) setzten sich die Löwen ab, alles schien seinen Lauf zu nehmen. Doch dann wurde die Abwehr zunehmend löchriger und in der Offensive riss plötzlich der Faden, was nicht nur mit der „zweiten Sechs“ zu tun hatte, die nun auf dem Feld stand. Auch die Startspieler wie Olafur Stefansson oder Mittelmann Snorri Gudjonsson nahmen sich jetzt unvorbereitete Würfe und brachten damit auch den schwach gestarteten SG-Keeper Dan Beutler auf Betriebstemperatur.

„Da haben wir in der Abwehr nicht mehr den letzten Schritt gemacht“, beschrieb Rechtsaußen Patrick Groetzki das Manko. „Hier hat sich das Spiel gedreht und wir haben Flensburg wieder zum Mitmachen eingeladen“, stimmte ihm Coach Lindgren zu. Über 10:10 und 12:12 gerieten die Löwen in Unterzahl sogar mit 13:14 in Rückstand. Flensburgs überragender Linkshänder Per Carlen (7), nach dem die Löwen mit Blick auf dessen 2011 auslaufenden Vertrag bereits die Fühler ausgestreckt haben, traf mit seinem fünften Treffer in Durchgang eins sogar zum 13:15-Halbzeitstand. Nach nur vier Toren in 16 Minuten war dieser Rückstand allerdings nicht verwunderlich. Auch im zweiten Durchgang gelang es den Löwen dann nicht mehr, den Schalter umzulegen. Selbst die beiden Roten Karten für Heinl (41.) und Mogensen (53.) brachten die Nordlichter nicht aus dem Konzept, sie fanden immer wieder die Lücke, während die Badener vorn die „Big Points“ ausließen. Nur bei Gudjonssons 23:25 (54.) keimte noch einmal Hoffnung auf, die aber Pettersson und Knudsen mit einem Doppelschlag zunichtemachten.

Wie tief der Frust bei den Löwen saß, zeigte sich dann unmittelbar vor dem Abpfiff als sich Müller und Knudsen eine Ringkampfeinlage lieferten, und das folgende Gerangel mit Rot für Knudsen, Carlen und Müller endete. Die Flensburger steckten diese Strafen allerdings mit einem Lächeln weg. „Schade, dass unser Lauf ausgerechnet zu Hause endete, aber jetzt starten wir vielleicht wieder eine neue Serie“, versuchte sich Lindgren in den Blick nach vorn zu flüchten.

Von Thorsten Hof

 26.11.2009