Veröffentlichung:

20 traumhafte Minuten

MANNHEIM. Die Rhein-Neckar-Löwen zeigten beim 37:33 (21:15)-Achtelfinale-Erfolg in der Champions-League gegen BM Valladolid am Ostersonntag 20 Minuten Handball wie von einem anderen Stern. Nun folgt als nächster Gegner sicher ein Schwergewicht.

„Es ist egal, wen wir im Viertelfinale zugelost bekommen, wir wollen ins Finale“, fletschte Karol Bielecki zumindest verbal schon mal die Zähne. Vorschlussrunde und Endspiel finden im Rahmen des Final-Four-Turniers Ende Mai in Köln statt. Der Weg dorthin und auf den europäischen Handball-Gipfel wird allerdings kein weiterer Spaziergang, sondern führt entweder über einen Gletscher, eine Felswand, einen eisigen Überhang oder einen schmalen Grat. Ein Weg schwieriger als der andere!

Die vier möglichen Routen im Viertelfinale, das heute in Wien ausgelost wird, lotst die Löwen nämlich über das „Who is Who“ des europäischen Handballs. Es drohen der spanische Titelverteidiger Ciudad Real, Montpellier HB mit Nikola Karabatic, der deutsche Serienmeister THW Kiel oder KC Veszprém.
Die Ungarn sind dabei wohl die einfachste Route, in der Vorrunde gewannen die Löwen eine Partie gegen Veszprém. Trotzdem wollte am Sonntag kein Löwe einen Wunschgegner preisgeben. Manager Thorsten Storm mutmaßte lediglich: „Unserem Trainer Ola Lindgren wird Veszprém nicht unrecht sein.“

Trumpfen die Löwen allerdings so auf wie in den ersten 20 Minuten am Sonntag gegen Valladolid, müssen sie keinen Gegner fürchten. Sie setzten ein Ausrufezeichen für Handball-Europa! Die Lindgren-Sieben zauberte Handball beinahe wie von einem anderen Stern. Im Angriff spielten die Löwen „volle Pulle“ (Bielecki), effektiv (14 Treffer aus 19 Versuchen), variantenreich (sechs verschiedene Torschützen in den ersten acht Minuten), und im Spielaufbau waren sie von einem unglaublichen Ideenreichtum beseelt. In der Abwehr packten die Badener herzhaft zu, Torhüter Slawomir Szmal wehrte darüber hinaus zwei Drittel der Bälle ab. Das Ergebnis: Die entfesselt auftrumpfenden Löwen führten nach 22 Minuten mit 17:9. Die Spanier, im Hinspiel 29:30 unterlegen, hätten zu diesem Zeitpunkt schon mindestens neun Tore aufholen müssen. „Das waren wohl die besten 20 Minuten dieser Saison“, mutmaßte Uwe Gensheimer. Widersprechen wollte dem Nationalspieler niemand …

In der Folge erdeten die Löwen ihr Niveau zwar wieder, zeigten im Angriff Nerven, und die Abwehr schluderte hin und wieder, das Weiterkommen war allerdings zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Näher als fünf Tore konnten sich die Spanier erst in der Schlussminute heran werfen.

Von Thorsten Eisenhofer

 06.04.2010