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Die Löwen und Eulen schwitzen gemeinsam

Heidelberg. Die Fernsehkameras fingen ihn mehrfach ein. Mal von rechts, mal von links, mal von vorne. Alle Winkel waren dabei. Und alle vermittelten den gleichen Eindruck: Patrick Groetzki wirkte unglücklich, enttäuscht, fast ein wenig niedergeschlagen. Denn der Jung-Nationalspieler der Rhein-Neckar Löwen konnte nicht, durfte nicht zeigen, was in ihm steckt. Und das ausgerechnet bei den Berliner Füchsen, ausgerechnet im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga. Das 28:28-Remis erlebte er als Zuschauer, als zweiter Mann hinter Ivan Cupic.

Der Kroate stand 60 Minuten auf der Platte. Ohne Unterbrechung, ohne Auszeit. Es ist noch nicht lange her, da war das anders. Da wurde die Spielzeit brüderlich aufgeteilt, gesplittet auf jeweils 30 Minuten. Hat da mittlerweile ein Umdenken stattgefunden? Kommt Groetzki nun etwa nur noch, wenn die Partien bereits entschieden sind, wenn leichte Gegner auf dem Speiseplan stehen? Manager Thorsten Storm sagt nein. Mit Nachdruck: „Da gibt es keine Rollenverteilung. Das sind zwei wichtige Spieler mit unterschiedlichen Stärken. Bei ihnen verhält es sich ähnlich wie auf unserer Mittelmann-Position und im Tor.“ Okay, aber warum wurde Groetzki dann nicht eingesetzt? Storm: „Natürlich hätte man ihn bringen können. Und im nächsten Spiel wird das deshalb sicher wieder der Fall sein.“

Die Rückreise ins Badische haben übrigens nur die Wenigsten mit angetreten. Die Meisten reisten weiter zu ihren Nationalmannschaften. Auch Storm war gestern noch unterwegs. Gemeinsam mit Michael Notzon, dem Geschäftsführer von Löwen-Hauptsponsor Goldgas, weilte er Ihn Wien. „Seit Montag sponsert Goldgas nun auch die österreichische Nationalmannschaft und Michael Notzon wollte, dass ich bei den Gesprächen dabei bin“, berichtet Storm.

Im Kronauer Trainingszentrum ging es derweil beschaulich zu. Die, die da waren, übten für sich. Alleine, mit individuellen Trainingsprogrammen. Denn auch der Trainer ist weg: Gudmundur Gudmundsson geht in dieser Woche seinem „Nebenjob“ als Coach von Island nach. Faulenzen ist für die Daheim-Gebliebenen in dieser Woche aber trotzdem ein Fremdwort: Neben den individuellen Einheiten wird auch in Friesenheim bei den „Eulen“ geschwitzt. „Unsere Spieler werden dort ins Mannschaftstraining der TSG Friesenheim integriert“, verrät Storm. Am 3. November beim nächsten Heimspiel gegen die MT Melsungen sollen alle fit sein.

Zarko Sesum, der Rückraum-Allrounder, konzentriert sich hingegen auf sich. Der Neuzugang, der nach seiner Meniskus-Operation noch nicht bei hundert Prozent ist, hofft nach der Pause voll angreifen zu können. Sven Raab, Physiotherapeut der Löwen, soll ihm dabei helfen. Dass er das kann, er bei Bjarte Myrhol bewiesen: Der Norweger verletzte sich am Freitag vor dem Berlin-Spiel an der Wade, war mit Oliver Roggisch zusammengekracht. Storm: „Doch Sven hat ihn wieder hinbekommen. Er hat ihn quasi 48 Stunden lang behandelt.“ Im Fall von Sesum spekuliert Storm erneut auf seine „heilenden Hände“. Denn die Vorfreude auf den Serben ist groß. Der Manager: „Er wird uns mit seinem technisch starken Spiel weiterhelfen, wenn er seine physischen Defizite aufgeholt hat.“

Von Daniel Hund

 26.10.2010