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Erster Rückschlag für die Löwen (RNZ)

Göppingen. Kim Ekdahl du Rietz griff sich an den Kopf und brüllte seinen Frust lauthals heraus, doch der Schrei des Rückraumschützen der Rhein-Neckar Löwen ging im ohrenbetäubenden Jubel der 5000 Zuschauer unter. Nachdem der finale Freiwurf des Schweden eine Beute von Frisch-Auf-Schlussmann Primoz Prost geworden war, stand der erste Punktverlust der Bundesliga-Handballer aus Nordbaden fest, auf der anderen Seite feierten die bislang noch zählerlosen Schwaben das 23:23 (8:10)-Unentschieden wie einen Sieg. „Ich bin enttäuscht und sehe das als einen Punktverlust, weil wir so lange vorne waren“, gab Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson zu. Seine Spieler hatten in den letzten 20 Minuten einen Sieben-Tore-Vorsprung verspielt. „Wir haben es verpasst, den Sack zuzumachen“, haderte der Coach.

Ekdahl du Rietz redete ebenfalls nicht lange um den heißen Brei herum. „Nach so einer Führung müssen wir gewinnen. Aber dann verwerfen wir einige klare Chancen“, sagte der Halblinke, der insgesamt fünf Tore erzielte. Er selbst hatte in der dramatischen Schlussphase zwar mit zwei Treffern die Löwen noch in Front gehalten, in der Abwehr aber wie seine Nebenleute zu nachlässig agiert, so dass vor allem Momir Rnic zu leichten Erfolgen kam. Dragos Oprea sorgte mit seinem kuriosen Treffer in der Schlussminute, als der von Löwen-Schlussmann Niklas Landin parierte Ball doch noch über die Linie hoppelte, für das glückliche Ende der Aufholjagd.

Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer, mit acht Treffern erfolgreichster Werfer in dem von Gudmundsson als „Krimi“ bezeichneten Kampfspiel, fand denn bei allem Frust über die verspielte Führung lobende Worte für den bisherigen Tabellenletzten: „Auch als wir schon mit sieben Toren vorne lagen, haben sie noch alles gegeben. Die Moral der Göppinger war sehr gut.“

An der Moral der Löwen gab es ebenfalls nichts auszusetzen, an der Chancenverwertung schon. „50 Minuten lang haben wir wenig zugelassen, dann haben wir unsere Angriffe nicht zu Ende gespielt und die Göppinger eingeladen. Zum Schluss war es dann ein verdientes Unentschieden, weil Göppingen die letzten zehn Minuten gewonnen hat. Am Ende hat Rnic die Tore fast im Alleingang gemacht. Das müssen wir diskutieren. Die Spieler, die die Fehler begangen haben, wissen es. Es ist ein Lernprozess, der gehört dazu“, erklärte Manager Thorsten Storm.

Der bisherige Tabellenführer, der nach dem Punktverlust Meister Kiel wieder den Platz an der Spitze überlassen musste, war in der hektischen Partie nach einem Holperstart besser ins Spiel gekommen. Torhüter Landin hielt fast jeden Ball, so dass die Gäste ihrerseits immer wieder zu Gegenangriffen kamen. Weil die Frisch-Auf-Abwehr aber oft über die Grenzen des Erlaubten hinaus zupackte – teilweise erinnerte das Geschehen an griechisch-römisches Ringen – kamen die Gäste ebenfalls kaum zu Treffern. Dies spiegelte sich auch im 8:10-Pausenstand wider.

Zu Beginn der zweiten Hälfte hatten die Löwen dann ihre beste Phase und zogen bis zur 41. Minute auf 19:12 davon. Göppingens Trainer Velimir Petkovic nahm eine Auszeit – und den Löwen damit das Momentum. Vier Tore am Stück erzielten die Gastgeber, und weil die Löwen nach dem 16:19-Zwischenstand zu häufig am Tor vorbei oder im halben Dutzend an das Gestänge warfen, kam Göppingen immer näher.

Nach der Roten Karte für Kreisläufer Bjarte Myrhol in der 51. Minute fehlte den Löwen, die in der Liga noch weitere drei Auswärtsspiele nacheinander bestreiten müssen, dann in der Schlussphase auch die gewohnte Anspielstation in vorderster Front.

Weiter geht es für die Löwen am Donnerstag um 19 Uhr im Harres in St. Leon-Rot, wo zum Auftakt der Champions League der Gegner HC Motor Zaporozhye (Ukraine) heißt.

Rhein-Neckar Löwen: Landin – Schmid 1, Gensheimer(8/3, Roggisch, I. Guardiola, Manojlovic, Gorbok 1, Myrhol 5, Groetzki 2, Karason 1, G. Guardiola, Ekdahl du Rietz5

FA Göppingen: Kneule 1, Oprea 4,, Schöne 3, Beljanski 1, Lobedank 2, Pevnov 3, Rnic 5, Schiller 4/3

Zuschauer: 5000

Rote Karte: Myrhol,dritte Zeitstrafe (51.)

Stenogramm: 2:3, 4:6, 6:9, 8:10 (Halbzeit), 9:14, 12:19, 16:19, 23:23 (Endstand) 

Von Reinhard Sogl