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Abschied vom eigenen Anspruch (MM)

Berlin. Die Bedeutung der Begegnung hätte eigentlich jedem Profi der Rhein-Neckar Löwen klar sein müssen. Doch daran musste man gestern Abend ernste Zweifel haben, nachdem die Badener in der Handball-Bundesliga bei den Füchsen Berlin mit 28:35 (12:17) verloren hatten. Mit hängenden Köpfen schlichen die Gelbhemden vom Feld, nachdem sie zuvor phasenweise vorgeführt worden waren.

„Wir waren chancenlos und hätten in dieser Verfassung auch gegen einen schwächeren Gegner verloren. Unsere Leistung war enttäuschend und dafür gibt es keine Ausrede. Berlin spielte am Sonntag noch in der Champions League, wir konnten uns dagegen in Ruhe vorbereiten“, meinte Geschäftsführer Thorsten Storm und legte nach: „Ich will nicht von einem Fernduell im Kampf um die Champions-League-Plätze sprechen. Wir sind weit davon entfernt, den Füchsen das Wasser reichen zu können. Da muss sich jeder Spieler fragen, warum wir chancenlos sind. Wir sind leider keine Spitzenmannschaft.“ Was nichts anderes bedeutet, als dass sich die Löwen offenbar vom eigenen Anspruch verabschiedet haben.

Auch Trainer Gudmundur Gudmundsson war restlos bedient: „Schon 16 Fehlwürfe in der ersten Halbzeit, elf technische Fehler. So kann man kein Spiel gewinnen, erst recht nicht in Berlin“, meinte der Coach, der überraschend Tomas Svensson und nicht Henning Fritz als zweiten Torwart nominiert hatte: „Das hatte nichts mit Hennings Leistung zuletzt zu tun. In Goran Stojanovic haben wir eine klare Nummer eins und dazu zwei weitere Torhüter im Kader. Ich habe mich diesmal für Tomas entschieden, weil er im Rhythmus bleiben soll.“

Die Löwen verschliefen vollkommen den Start in die Partie, während die Füchse gleich Vollgas gaben. Schlussmann Silvio Heinevetter krallte sich die ersten Versuche von Krzysztof Lijewski und Andy Schmid, mit einem schlampigen Passspiel machten sich die Gelbhemden früh selbst das Leben schwer. Kein Wunder, dass es nach so vielen Fehlleistung erst einmal 5:1 (6.) für den Hauptstadt-Klub stand.

Uwe Gensheimer verkürzte auf 8:9 (18.), und nachdem Goran Stojanovic einen Siebenmeter gegen Bartlomiej Jaszka pariert hatte und die Löwen in Überzahl spielten, lag der Ausgleich in der Luft. Doch daraus wurde nichts. Mit einem Mann mehr auf dem Feld kassierten die Gelbhemden das 8:10 (21.). Danach parierte Heinevetter gegen Ivan Cupic, Andy Schmid rutschte aus – das Katastrophen-Karussell hatte richtig Fahrt aufgenommen und die Löwen liefen einem 8:13 (23.) hinterher. Noch einmal rappelten sich die Gelbhemden auf und verkürzten auf 12:14 durch Lijewski (27.), doch auch das war wieder nur ein Strohfeuer. „Immer wenn wir am Drücker waren, haben wir wieder den Faden verloren“, kritisierte Gudmundsson.

An der Dominanz der Berliner änderte sich nach dem Seitenwechsel nichts. Beim 18:15 (35.) schöpften die Badener zum letzten Mal Hoffnung. Letztendlich trugen sie ihre Aktionen aber viel zu hektisch und durchschaubar vor. Phasenweise wurde den viel zu lethargischen Gelbhemden eine Lehrstunde erteilt, problemlos zogen die Füchse auf 24:16 (42.) davon.

Von Marc Stevermüer