Veröffentlichung:

Abwehrchef Guardiola brennt auf seine Rückkehr (MM)

Gegen Minden will der Spanier den Rhein-Neckar Löwen am Mittwoch wieder helfen / 34 Gegentore gegen Szeged schmerzen den Defensiv-Spezialisten

Im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinales gegen Pick Szeged wärmte sich Gedeón Guardiola ohne sichtbare Einschränkungen auf. Diese Art von Bewegungstherapie dürfte nach seiner Schulterverletzung von vor drei Wochen wohl in die Kategorie Wiedereingliederungsmaßnahme gefallen sein. Doch als Stefan Kneer nach 22 Minuten schon zum zweiten Mal eine Zeitstrafe kassierte, ließ der spanische Abwehrchef der Rhein-Neckar Löwen hinter der Bank plötzlich die Schwingen kreisen und stand kurz vor einem Einsatz. „Nach der Zeitstrafe für Stefan mussten wir uns etwas überlegen“, erläuterte Trainer Nikolaj Jacobsen die Maßnahme, war trotz der 30:34-Niederlage gegen die Ungarn letztlich aber froh, dass er nicht zum ultimativen Notfall-Plan greifen musste. „Das wäre sehr riskant für Gedeón gewesen, wir haben noch viele wichtige Spiele.“

Den spanischen Leistungsträger frühzeitig zu verheizen, wäre mit Blick auf die vorhandenen Titel-Chancen im Pokal und in der Meisterschaft sicher kaum zu verantworten gewesen, doch schon am Mittwoch (19 Uhr, SAP Arena) gegen den Bundesliga-Drittletzten GWD Minden soll der Weltmeister von 2013 wieder mitwirken können.

„Für Minden ist er definitiv eine Option“, bestätigte Jacobsen. Auch Guardiola selbst ist bereit für sein Comeback, heute soll er ohne Einschränkungen wieder ins Mannschaftstraining einsteigen, nachdem er in der vergangenen Woche nur teilweise mit am Ball sein konnte. „Es ist besser gelaufen, als wir zuerst angenommen haben“, sagt der 1,99-Meter-Hüne und brennt auf seine Rückkehr. Von vier bis sechs Wochen Pause gingen die ersten Prognosen aus, nun ist er bereits nach drei Wochen wieder zurück. Das Zuschauen tat ihm dabei vor allem am vergangenen Freitag weh, als er mit ansehen musste, wie seine Teamkollegen gegen den ungarischen Vizemeister defensiv einfach keine Einstellung fanden und nicht weniger als 34 Gegentreffer kassierten.

Gerade für den zur Untätigkeit verdammten Abwehrchef sicher eine ganz besondere Qual. „Szeged hat irgendwie komisch gespielt“, versuchte Guardiola die ungewohnte Torflut zu erklären. „Mit ihren Kreuzbewegungen haben sie unsere Abwehr immer wieder auseinandergezogen“, beobachtete der 30-Jährige von außen.

Auch mit dem gegnerischen Kreisläufer hatten die Löwen im ersten Achtelfinale der Königsklasse so ihre Probleme, und da die 5:1-Abwehr als Alternative nicht griff, wurden auch in der sonst mit Guardiola so exzellent eingespielten 6:0-Abwehr die Schwächen offensichtlich.

„Wir haben gegen Szeged viele Fehler bei der Übergabe kreuzender Spieler gemacht“, analysierte Trainer Jacobsen den ernüchternden Auftritt in der Champions League. „Da hat man gesehen, dass uns Gedeón in bestimmten Momenten eben doch noch fehlt“, hofft der Coach auf Besserung – spätestens am Mittwoch gegen Minden.

 

Von Thorsten Hof