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Akribische Arbeit unter Zeitdruck

Kronau/Östringen. Da Gudmundur Gudmundsson keiner ist, der gerne etwas dem Zufall überlässt, drückte der Isländer auch gestern auf die Tube. Der Trainer der Rhein-Neckar Löwen bat seine Schützlinge zu einem ausgedehnten Videostudium und anschließend zu einer knackigen Übungseinheit im Kronauer Trainingszentrum. „Wir haben schließlich nicht viel Zeit“, erklärt der Coach des badischen Handball-Bundesligisten, der am Sonntag in der Champions League beim 37:22 gegen Chambéry HB brillierte und bereits heute Abend wieder im Kampf um Ligapunkte gefordert ist. Um 20.15 Uhr gibt der DHC Rheinland seine Visitenkarte in der Mannheimer SAP-Arena ab – und Gudmundsson weiß genau, dass gegen den Tabellen-15. jeder einen „Pflichtsieg“ von seiner Mannschaft erwartet.

„Aber auch dieses Spiel müssen und werden wir ernst nehmen“, betont der Isländer, der beim heutigen Gegner seine ersten Erfahrungen als Handballtrainer in Deutschland gemacht hatte. Zwischen 1999 und 2001 saß der 49-Jährige als verantwortlicher Chefcoach beim TSV Dormagen auf der Bank – der Traditionsverein und Europacupfinalist von 1993 geht seit diesem Sommer als DHC Rheinland an den Start.

„Natürlich kenne ich immer noch ein paar Leute von damals, aber richtigen Kontakt habe ich eigentlich zu niemand mehr – außer zu Uli Derad“, erzählt der heutige Löwen-Coach. Derad fungierte beim TSV damals als sportlicher Leiter und stand in engem Kontakt zu Gudmundsson. Mittlerweile zieht der frühere deutsche Nationalspieler als Geschäftsführer beim THW Kiel die Fäden.
Der DHC Rheinland, der nach wie vor von Kai Wandschneider betreut wird, hat in dieser Saison noch keine Bäume ausgerissen und sollte für die Löwen kein allzu großes Hindernis darstellen. Nur beim Tabellenschlusslicht MT Melsungen (28:24) verließ das Team um Routinier Jan-Olaf Immel das Parkett als Sieger, in den übrigen fünf Begegnungen setzte es – gegen meist starke Konkurrenten – teils empfindliche Niederlagen.

Zu der heutigen Partie erwarten die Löwen rund 7 000 Zuschauer. Auch Zarko Sesum wird seine neue Mannschaft in der Halle anfeuern. Der Serbe, der nach dem langwierigen Ausfall von Michael Müller vorzeitig zu den Badenern wechselte, ist seit gut einer Woche bei seinem neuen Arbeitgeber und schuftet für seinen ersten Einsatz. Der 24 Jahre alte variabel einsetzbare Rückraumspieler hatte sich erst kürzlich einer Arthroskopie am Knie unterzogen, will aber möglichst bald sein Debüt für die Löwen geben. Gegen den DHC Rheinland sollte Gudmundssons Mannschaft aber auch ohne ihn einen Heimsieg einfahren.

Von Christof Bindschädel

 12.10.2010