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Alleine feiern macht weniger Spaß (MM)

Mannheim. Die meisten trugen sein Trikot, die meisten wollten seine Unterschrift: Auch nach dem letzten Saisonspiel des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen gegen den Bergischen HC stand Uwe Gensheimer im Mittelpunkt. Die Fans umzingelten ihn. Hier eine Unterschrift, da ein Foto. Geduldig erfüllte der Linksaußen jeden Wunsch, Volksnähe und Bodenständigkeit zeichnen ihn seit Jahren aus. Leistungsträger, Anführer, Torjäger und Identifikationsfigur in einer Person – das ist Uwe Gensheimer.

Gegen den Bergischen HC steuerte der waschechte Mannheimer acht Treffer zum 30:28-Erfolg bei und sicherte sich damit endgültig den ersten Platz in der Bundesliga-Torjägerstatistik (247 Treffer). „Natürlich ist das eine schöne persönliche Auszeichnung und eine Wertschätzung meiner Leistung, aber lieber hätte ich etwas mit der Mannschaft gewonnen“, erwies sich der Weltklasse-Spieler einmal mehr als absoluter Teamplayer. Immer wieder unterstreicht der Publikumsliebling, wie froh er darüber ist, einen Mannschaftssport auszuüben. Es geht ihm in erster Linie nicht um seine Tore, sondern um das große Ganze: das Team, die Fans, den Klub.

Preise hat der 1,88-Meter-Mann schon viele entgegen genommen: Bester Spieler der Junioren-WM 2007, Handballer des Jahres 2011, Torschützenkönig in der Champions League 2011 und jetzt bester Bundesliga-Torschütze. Doch der ganz große Wurf fehlt. 2006 wurde er Junioren-Europameister, das stellt einen Mann seiner Klasse allerdings nicht zufrieden. Der trickreiche Linksaußen will mehr. Viel mehr.

Seit 2003 trägt Gensheimer das Löwen-Trikot, die „Uwe, Uwe“-Rufe in der Arena gehören zu jeder Partie. Längst könnte der Flügelglitzer in Kiel oder Barcelona spielen. Doch seine Heimat liegt ihm am Herzen – und Gensheimer wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich einmal einen Titel mit den Gelbhemden zu feiern. Nah dran waren die Badener oft, doch bislang bleiben sie die Jäger des verlorenen Pokals. Auch die vergangene Saison verlief auf keinen Fall nach Wunsch. „Natürlich hatten wir uns das anders vorgestellt, aber die Gründe sind ja hinlänglich bekannt“, spielt Gensheimer auf die Unruhe im Umfeld durch den Rückzug des Geldgebers Jesper Nielsen an: „Das war für die Mannschaft nicht einfach.“ Letztendlich habe sich alles anders entwickelt, als es einmal geplant gewesen sei.

Der Rechtshänder hat das abgehakt, sein Blick geht in die Zukunft: Er ist nach wie vor von den Löwen überzeugt und glaubt an die neue Philosophie mit jungen Spielern. „Ich bin gespannt auf die nächste Saison und hoffe auf mehr Ruhe, damit wir kontinuierlich arbeiten können“, sagt der Kapitän: „Ich bin überzeugt von unseren Neuzugängen und glaube, dass sie einen guten Charakter haben. Wir können etwas entwickeln und wollen unseren Fans attraktiven Handball bieten.“

Nationalteam und Urlaub

Keine Frage: Trotz des großen Umbruchs sieht Gensheimer die Badener für die kommende Runde bestens gerüstet, wenngleich es sicherlich schwer sei, die vielen Neuzugänge schnell zu integrieren: „Aber wir haben eine gute Mannschaft.“ In seinen Worten schwingt viel Euphorie mit. Man könnte meinen, dass die Nummer 3 der Löwen nur so vor Tatendrang sprüht und am liebsten gleich heute in die Saisonvorbereitung einsteigen würde. Dem ist aber nicht so. „Ich freue mich auf den Urlaub“, gesteht der 25-Jährige. Allerdings muss der Ferienflieger ein wenig auf ihn warten, zunächst stehen noch mit der Nationalmannschaft zwei WM-Play-off-Partien gegen Bosnien-Herzegowina an. Das Ziel ist klar: „Wir wollen im Januar bei der WM in Spanien dabei sein.“

Vielleicht wird er dann auch dort Torschützenkönig. Ihm würde das sicherlich viel bedeuten, seine große Sehnsucht hingegen bleibt eine andere: Endlich ein Titel mit den Löwen. Das wär’s. Ende August wird die Jagd wieder eröffnet. Gensheimer freut sich drauf. Denn er wird nicht aufgeben, bis sein Wunsch endlich in Erfüllung geht. Das wissen auch die Fans – und genau deshalb lieben sie ihn.

Von Marc Stevermüer