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Alles gegeben, aber am Ende reicht es nicht ganz

Löwen unterliegen bei der SG Flensburg-Handewitt mit 27:30

Dünner Kader, großer Kampf. Aber am Ende reichte es nicht ganz: Die Rhein-Neckar Löwen unterlagen am Mittwochabend bei der SG Flensburg-Handewitt mit 27:30 (16:16) und quittierten damit nicht nur die Minuspunkte acht und neun, sondern auch die erste Auswärtsniederlage in der Bundesliga-Spielzeit 2012/13 überhaupt. Nach der Partie in Flensburg konstatierte Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson: „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Wir haben alles gegeben, aber es hat leider nicht gereicht.“ Manager Thorsten Storm fügte an: „Beide Teams hätten heute gewinnen können. Unsere Jungs haben sich teuer verkauft. Flensburg konnte mehr wechseln und hatte den Heimvorteil. Zwei bis drei strittige Entscheidungen der Schiedsrichter gingen in der entscheidenden Phase in Richtung SG. Dann wird es ganz schwer für jeden Gegner in dieser Atmosphäre.“ 

Die Löwen begannen das Duell in der Flens-Arena mit den Tugenden, die sie zuletzt immer wieder ausgezeichnet hatten: Mut, Moral, Leidenschaft – und der Glaube an die eigene Stärke. Trotz eines dünnen Kaders.  Für den verletzten Rechtsaußen Marius Steinhauser (Kreuzbandriss), der einige Stunden vor der Partie in der Heidelberger ATOS-Klinik von Professor Holger Schmitt und Mannschaftsarzt Andreas Klonz operiert worden war, stand der 19-jährige Linkshänder David Schmidt aus der zweiten Mannschaft im Bundesligakader der Löwen. „Die Operation ist gut gelaufen“, berichtete Dr. Klonz zu „Steini“, der die Begegnung seiner Kollegen im Krankenbett vor dem TV verfolgte. Und mit ansah, wie die Löwen im hohen Norden die Zähne zeigten und beim 8:5 nach einem Doppelpack des bärenstarken Bjarte Myrhol zum ersten Mal mit drei Toren in Front gingen (12.). SG-Coach Ljubomir Vranjes hatte genug gesehen, Auszeit SG. Es folgte ein 3:0-Lauf der Flensburger. Ausgleich. Aber die Badener legten erneut vor, 12:9 (18.) und 13:10 (20.) für die Gäste – so lauteten die Zwischenstände basierend auf einer aggressiven Löwen-Abwehr, ehe die SG wieder den Anschluss schaffte. Auszeit. Diesmal genommen von Coach Gudmundsson. Und Alexander Petersson fand erneut die Lücke: 14:12 (25.), der vierte Treffer des Linkshänders. Aber die Hausherren drehten die Partie – Holger Glandorf erzielte in Überzahl das 16:15 für seine Farben. Bis dahin waren den Badenern in den zurückliegenden knapp zehn Minuten nur zwei Tore gelungen. Dann packte der Last-Second-Man Andy Schmid doch noch einmal den Hammer aus: 16:16 zur Pause in einem Duell auf Augenhöhe.

Die Frage war nun: Wie lange würden die Kräfte beim dezimierten, aber sehr gut eingestellten und engagierten Löwenteam reichen? Die Antwort: Die Badener (ohne die verletzten Spieler Gensheimer, Ekdahl du Rietz, Steinhauser und Djozic) präsentierten sich toll, gaben alles und sich nie auf. Am Ende entschieden Kleinigkeiten dieses Aufeinandertreffen.

Nach dem Wechsel hatten die Löwen zunächst zwei Mal durch Zarko Sesum vorgelegt, aber nach dem 19:18 (37.) gelang Anders Eggert per Siebenmeter die Zwei-Tore-Führung: 21:19 für die SG (39.), die nun kompakter in der Defensive stand und es den badischen Angreifern schwer machte. Zweite Auszeit Löwen. Als Sesum scheiterte, reagierte auf der anderen Seite Stojanovic prächtig. Der Montenegriner hielt seine Mannschaft in dieser Phase in Schlagdistanz. Und Rechtsaußen Patrick Groetzki nutzte den Abpraller. 21:20 (42.). Aber erneut Siebenmeter für Flensburg, den Eggert verwandelte und obendrauf gab es noch eine Zeitstrafe für Roggisch. In Unterzahl schlossen die Löwen zu schnell ab, Eggert zum 23:20. Aber die Badener kämpften, Groetzki verkürzte in Unterzahl und Stojanovic parierte. Erneut legten die Löwen aus dem Rückraum nicht die nötige Durchschlagskraft an den Tag. Trotzdem. Auf ihren unbändigen Kampfgeist konnten sie sich verlassen, sie wehrten sich. Auch beim 21:24 (48.). Mit einem isländischen Doppelpack: Petersson und Sigurmannsson – Anschluss. Aber in Unterzahl kassierten sie erneut zwei Tore – und nutzten selbst ihre Chancen nicht. Als Eggert seinen siebten Siebenmeter zum 27:23 verwandelte (54.) schien die Vorentscheidung gefallen. Aber Groetzki und Petersson sowie Schmid per Siebenmeter konnten jeweils noch einmal verkürzen. Noch 1:45 Minuten und Sigurmannsson humorlos zum 29:27. SG-Keeper Andersson parierte gegen Groetzki –  da machte Gustafsson schließlich den Deckel drauf: 30:27. Löwen-Abwehrchef Oliver Roggisch meinte nach der Schlusssirene: „Wir haben ein gutes Spiel gemacht, in Flensburg kann man verlieren. Hier muss man fünf Tore besser sein,  wenn man gewinnen will, das waren wir nicht. Am Ende entscheiden Kleinigkeiten so ein Spiel. Schade, dass es nicht zu einem Punkt gereicht hat.“

SG Flensburg-Handewitt: Andersson, Rudeck (bei einem Strafwurf) – Karlsson, Machulla (n.e.), Eggert (10/7), Glandorf (5), Mogensen (4), Svan Hansen (1), Weinhold (3), Heinl (4), Gustafsson (2), von Gruchalla (n.e.), Kaufmann (1), Knudsen.

Rhein-Neckar Löwen: Landin-Jacobsen, Stojanović (ab 16.); Schmid (5/4), Roggisch, Sesum (2), I. Guardiola, Sigurmannsson (4), Myrhol (5), Groetzki (5), G. Guardiola, Petersson (6), Bitz, Schmidt (n.e.), Kretschmer (n.e.).

Trainer: Ljubomir Vranjes –  Guðmundur Guðmundsson

Strafminuten:  Mogensen (2), Gustafsson (2), Knudsen (2) – Sesum (2), Myrhol (4), Roggisch (4)

Zuschauer:  6300

Zeitstrafen: 3/5

Spielfilm: 2:2 (5.), 4:6 (10.), 8:8 (15.), 10:13 (20.), 12:14 (25.), 16:16 (HZ), 17:17 (35.), 21:19 (40.), 23:21 (45.), 27:23 (54.), 30:27 (EN)

Siebenmeter:  7/7 – 4/4

Schiedsrichter: Martin Harms/Jörg Mahlich (Magdeburg / Stendal).

Beste Spieler: Andersson, Eggert, Glandorf – Groetzki, Petersson, Myrhol.