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Alles in der eigenen Hand (MM)

Die schwächste Saisonleistung gezeigt, vor eigenem Publikum ein Debakel erlebt. Keine Frage: Die Rhein-Neckar Löwen hatten sich das Topspiel gegen den THW Kiel ganz anders vorgestellt. Eine Niederlage gegen den Branchenprimus an sich ist nichts Schlimmes, die Deutlichkeit hingegen schon. Nun müssen die Badener die richtigen Schlüsse aus diesem Ergebnis ziehen.

Denn auch wenn der THW richtig stark war, so gibt es ebenso Gründe für den Einbruch der Gelbhemden. Kim Ekdahl du Rietz wirkt seit Wochen überspielt, Alexander Petersson erwischte gegen Kiel einen rabenschwarzen Tag. Uwe Gensheimer fehlte verletzt. Alle aus diesem Trio bekamen im bisherigen Saisonverlauf kaum Pausen, obwohl es dazu Gelegenheiten gab. Bei Gensheimer ist es zu spät, darauf zu reagieren. Bei den anderen beiden nicht.

Die Löwen brauchen einen fitten Ekdahl du Rietz und einen frischen Petersson, wenn sie ihren guten Start vergolden wollen. Nach 14 Partien haben die Badener alles in der eigenen Hand und stehen auf dem zweiten Platz: mit erfrischendem Handball, gespielt von tollen Typen. Davon war mit Blick auf den Umbruch vor der Saison nicht auszugehen. Und was genauso wichtig ist: Nachdem die Badener in den vergangenen Jahren meistens mit fragwürdiger Personalpolitik, einem überheblichen Mäzen Jesper Nielsen, gebrochenen Versprechen und oft enttäuschenden Leistungen für Aufmerksamkeit gesorgt hatten, erspielen sie sich momentan mehr und mehr das Vertrauen der Fans zurück.

Die Badener zeigen Herz und Geschlossenheit auf der Platte. Das war zuletzt nicht immer der Fall, doch auf Leidenschaft und Identifikation mit dem Klub legen Fans genauso viel Wert wie auf Siege. Fest steht: Der erste Schritt nach dem Neustart ist den Löwen hervorragend gelungen. Auf und neben dem Feld. Daran ändert auch eine klare Niederlage gegen Kiel nichts.

Von Marc Stevermüer