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Am Anfang fast verfrühstückt

KIEL. Die Rhein-Neckar-Löwen mussten gestern erneut die Überlegenheit des THW Kiel anerkennen, vermieden aber durch einen Kraftakt im Hinspiel der Champions-League-Gruppe A mit der 27:30-Niederlage nach 9:17-Pausenrückstand eine richtige Klatsche.

„Wir haben in der letzten Viertelstunde irgendwie den Kopf verloren, das darf uns nicht passieren“, beschrieb der Marcus Ahlm die Schlussminuten, in denen sich die Mannschaft von Gudmundur Gudmundsson Tor um Tor heran arbeitete, ohne allerdings den Kieler Heimsieg vermeiden zu können.

„Mann des Tages“ war wieder einmal THW-Schlussmann Thierry Omeyer, der seiner Mannschaft auch den psychologischen Rückhalt für eine beeindruckende erste Halbzeit lieferte. Und eben den Löwen den Eindruck, sie würden hier „verfrühstückt“ (Löwen-Manager Thorsten Storm). Tatsächlich bekamen die „Zebras“ durch Omeyers Paraden eben jene Gegenzüge, welche die Löwen im Vorfeld unbedingt, wenn schon nicht vermeiden, so doch eindämmen wollten. Nichts war“s. Die Löwen-Abwehr war in dieser Phase allerdings auch bei Standard-Angriffen des THW in vielen Szenen schlicht überfordert, weil nicht aggressiv und aufmerksam genug. Slawomir Szmal, wenig unterstützt und zudem glücklos, verließ das Tor nach 18 Minuten. Henning Fritz steigerte sich nach Anfangsproblemen in die Nähe des Omeyer-Niveaus und sorgte dafür, dass der Rückstand nicht ins Unermessliche wuchs.

Allerdings war nach diesem Pausenstand klar, dass den Löwen nur noch eine enorme Steigerung und parallel dazu ein totaler Einbruch der Kieler würde helfen können, sich die Spitzenposition in der Gruppe A zu erobern. Es kam zwar gegen Ende die erwähnte Schwächephase des THW, das Wunder aber blieb aus. „Wir haben in der letzten Viertelstunde sieben technische Fehler gemacht, das ist sehr ungewöhnlich für uns“, meinte THW-Trainer Alfred Gislason. „Die Kieler haben ihre individuellen Fähigkeiten in mannschaftliche Klasse umgesetzt“, meinte Gudjon Valur Sigurdsson, dessen Knieverletzung ihn weiter zum Helfer seines Trainers verurteilt.

Tatsächlich fanden die Löwen spät, zu spät, jene notwendige Aggressivität und Schnelligkeit. Die Norweger Börge Lund und Bjarte Myrhol und auch Uwe Gensheimer hoben sich in dieser Phase durch Tor-belohnte Einzelaktionen hervor, die eben aus einer drohenden Blamage ein rein für die Statistik gesehen „normales“ Ergebnis machten. Die Korrektur ist – nach dem Bundesliga-Spiel am Mittwoch beim HSV Hamburg – am Freitag (19.15 Uhr) in der SAP-Arena beim Rückspiel möglich.

THW Kiel: Omeyer, Palicka (ab 55.) – Fernandez (6), Palmarsson (3), Jicha (9/2) – Sprenger (3), Lundström – Ahlm (6) – Kubes, Ilic (4/3), Dragicevic, Klein, Reichmann (n. e.)

Rhein-Neckar-Löwen: Szmal (bis 18. und ab 45.), Fritz – Stefansson (3), Lund (4), Bielecki (1) – Groetzki (4), Gensheimer (7/3) – Myrhol (7) – Roggisch, Schmid, Tkaczyk (1), Gunnarsson, Ruß (n. e.)

Spielfilm: 3:2 (5.), 7:2 (10.), 8:5 (14.), 10:5 (17.), 13:6 (20.), 14:9 (25.), 17:9 (Halbzeit), 21:13 (38.), 21:16 (40.), 25:17 (44.), 27:19 (51.), 28:22 (53.), 28:25 (56.), 29:27 (60.) – Zeitstrafen: 5/3 – Siebenmeter: 6/5 – 5/3 – Beste Spieler: Omeyer, Jicha, Fernandez, Ahlm – Myrhol, Lund – Zuschauer: 10.250 – Schiedsrichter: Canbro/Claesson (Schweden)

Von Dieter Einzmann

 22.11.2010