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Angst vor dem Gewinnen?

Heidelberg. Drei Spiele, drei Niederlagen. Die Wahrheit kann manchmal hart sein, richtig schmerzen. Das muss auch Jesper Nielsen, der mächtige Schmuckbaron, der Aufsichtsrats-Boss der Rhein-Neckar Löwen, dieser Tage erleben. Denn nach Flensburg und Kiel war nun auch Hamburg am Ende keine Reise wert für die Gelbhemden. In der Hansestadt setzte es gestern eine 31:32 (16:13)-Pleite gegen den HSV Hamburg. Aber eine ganz bittere: Die Löwen verkauften sich teuer, hätten mindestens einen Punkt verdient gehabt. „Leider haben wir uns in der Schlussphase mal wieder selbst um den Sieg gebracht. Irgendwie wirkt es manchmal fast so, als ob wir Angst vor dem Gewinnen haben“, analysierte Löwen-Manager Thorsten Storm. Und das Reden fiel ihm schwer. Er sprach langsam, konnte und wollte seine Enttäuschung nicht verbergen.

Die Löwen begannen stark, standen vor allem in der Abwehr bombensicher, machten die Räume ganz eng: Es dauerte knapp sechs Minuten (!) bis die Heimsieben ihr erstes Tor erzielte. Hamburg wirkte konsterniert, überrascht vom badischen Handball-Flaggschiff. Uwe Gensheimer, der Mannheimer „Bub“, avancierte zunächst zum HSV-Schreck. Vor der Pause traf „Gensel“ bereits sieben Mal, ballte immer wieder die Faust. So, dass sie jeder sehen konnte. So, als wolle er sagen: „Seht her, wir leben noch, sind zurück im Titelrennen. Flensburg und Kiel waren nur Ausrutscher.“

Doch da war noch ein anderer, der sich in den Vordergrund spielte: Olafur Stefansson. Der Routinier auf Halbrechts lenkte, organisierte, dachte für alle mit. Beeindruckend war’s, was er auf die Platte brachte. Seine Pässe, sein Auge, seine unglaubliche Präzision. „An Olafurs Leistung gibt es nichts zu rütteln“, betont Storm, „er hat ein richtig tolles Spiel gemacht.“

Mit einem 16:13-Vorsprung ging es in die Kabine. Nach der Pause stotterte der Löwen-Motor dann kurz. Die Hamburger legten einen 6:1-Lauf hin, führten plötzlich mit 19:17. Aber die Löwen bissen, kämpften. Es entwickelte sich ein Schlagabtausch mit offenem Visier, es ging hoch unter runter, vor und zurück. Die Entscheidung zu Gunsten der Hamburger fiel erst in den Schlussminuten. „Da haben wir es leider versäumt, die Big Points zu machen“, grübelte Storm, „wir müssen solche Spiele eben auch mal gewinnen.“

Heute um 9.40 Uhr steht für die Löwen der Rückflug an. Von Hamburg aus düst der Tross nach Frankfurt. Am Nachmittag ist ein lockeres Auslaufen in der Kronauer Trainingshalle geplant. Gedanklich werden Uwe Gensheimer und Co. aber schon einen Tag weiter sein: Beim nächsten Knaller-Duell, beim Champions-League-Rückspiel gegen den THW Kiel in der Mannheimer SAP Arena (Freitag, 19.15 Uhr).

Spielfilm: 0:1, 3:3, 5:6, 5:8, 7:11, 8:12, 10:14, 13:15, 13:16 (Halbzeit)15:16, 19:17, 22:22, 24:23, 27:28, 28:29, 29:30, 31:31, 32:31 (Endstand).

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 11/6, Groetzki 4, Tkaczyk 2, Bielecki 6, Roggisch, Myrhol 3, Lund 3, Schmid, Stefansson 2, Sesum, Gunnarsson, Ruß.

Von Daniel Hund

 25.11.2010