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Mit leeren Händen auf die Heimfahrt

HAMBURG. Wieder nichts im Norden. Die Rhein-Neckar-Löwen unterlagen gestern Abend beim Spitzenreiter der Handball-Bundesliga, dem HSV Hamburg, nach 16:13-Pausenführung mit 31:32.

Und das nach einer packenden Partie, die zumindest so von den Löwen nach dem Champions-League-Auftritt in Kiel nicht zu erwarten war. Es gab ein paar Knackpunkte in diesem Spiel, der entscheidende aber trat vier Minuten vor Schluss ein. Die Löwen führten 30:29 und hatten die Chance, auf zwei Tore wegzuziehen. Doch Börge Lund machte mit zwei Fehlern die Arbeit der Mannschaft und vor allem seinen eigenen unglaublich engagierten Einsatz zunichte. Erst schoss er in die HSV-Deckung, was Hans Lindberg zum Tempogegenstoß und seinem einzigen Treffer verhalf. Wenig später leistete sich Lund ein Stürmerfoul, Guillaume Gille verwertete den Angriff zur HSV-Führung.

In der ersten Halbzeit hatten die Löwen die Mannschaft Martin Schwalbs gut im Griff, obwohl Johannes Bitter im HSV-Tor in den Anfangsminuten mutraubend gut hielt. Doch die konzentrierte Abwehrarbeit der Badener zahlte sich im Verbund mit einer besser werdenden Wurfausbeute aus. Schwalb bat früh zur Auszeit, es änderte sich vorläufig nichts. Doch nach dem Wechsel trat eine stark veränderte HSV-Mannschaft auf die Platte. Nicht personell, sondern von der Einstellung her. War es die Ansprache Schwalbs oder war es der Zwischenstand in Kiel (11:15 gegen Magdeburg)? Es dürfte von beidem etwas gewesen sein. „Wichtig war, das wir nach der Pause aus dem Drei-Tore-Rückstand schnell ein ausgeglichenes Spiel machen konnten“, erklärte Schwalb. Unerwähnt ließ er, dass dieser Rückstand praktisch in Unterzahl schmolz. Denn in dieser Phase kurz nach der Pause war die sonst bewegliche Löwen-Abwehr nicht sonderlich aufmerksam und die Offensive scheiterte immer wieder an der nun auf 3-2-1 umgestellten HSV-Abwehr.

„Wir stehen nach einer guten zweiten Halbzeit in Kiel und einem guten Auftritt hier mit leeren Händen da“, sagte Löwen-Manager Thorsten Storm, der zwar die Niederlage nicht als Beinbruch ansehen will, wohl sich aber über die durchaus vorhandene und letztlich vergebene Siegchance ärgerte. An den leeren Händen der Löwen war gestern auch Johannes Bitter beteiligt. Der HSV-Torwart hielt zwar lange sehr wenig, klärte aber in der Schlussphase bei besten Möglichkeiten gegen Tkaczyk, Gensheimer und schließlich auch den Nachwurf von Myrhol.

Der letzte verbliebene Rechtsaußen der Löwen, Patrick Groetzki, humpelte zum Duschen. „Ich bin Pascal Hens auf den Fuß getreten und umgeknickt, das wird langsam dick, ich weiß nicht, was das wird“, sagte der gebürtige Pforzheimer, der eben den „Knackpunkt vier Minuten vor Schluss“ nannte, aber auch einige Entscheidungen der Herren Geipel und Helbig ansprach. Die Schiedsrichter allerdings hatten sich auch beim HSV keine Freunde gemacht.

HSV Hamburg: Bitter, Sandström (3 Siebenmeter) – Marcin Lijewski (2), Kraus (2/2), Lackovic (6) – Lindberg (1), Jansen (3) – Vori (6) – Guillaume Gille (1), Duvnjak (6), Bertrand Gille (2), Schröder, Hens (3), Flohr

Rhein-Neckar-Löwen: Szmal, Fritz – Stefansson (2), Lund (3), Bielecki (6) – Groetzki (4), Gensheimer (11/6) – Myrhol (3) – Tkaczyk (2), Roggisch, Schmid, Gunnarsson, Sesum (n.e.), Ruß (n.e.)

Spielfilm: 5:5 (13.), 5:8 (16.), 7:9 (18.), 8:12 (21.), 12:14 (27.), 13:16 (Halbzeit), 17:17 (35.), 19:17 (38.), 19:21 (40.), 23:22 (44.), 29:30 (56.), 31:31 (59.) – Zeitstrafen: 6/2 – Siebenmeter: 3/2 – 6/6 – Beste Spieler: Duvnjak, Lackovic, Vori – Gensheimer, Lund – Zuschauer: 11.076 – Schiedsrichter: Geipel/Helbig (Steuden/Landsberg).

Von Dietmar Einzmann

 25.11.2010