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Antrittsbesuch ohne Präsent

Mannheim. Die Vorfreude ist groß, sehr groß sogar. Ab der kommenden Saison wird Goran Stojanovic im Tor der Rhein-Neckar Löwen stehen – und das macht ihn glücklich. Er ist am Ziel seiner Träume angelangt, für seine harte Arbeit und seine guten Leistungen belohnt worden. Endlich. Im Sommer wird der Montenegriner dem Handball-Bundesligisten VfL Gummersbach den Rücken kehren und beim Champions-League-Teilnehmer anheuern.

Der Wechsel bedeutet dem 33-Jährigen viel, gleichwohl denkt er gerne an seine erfolgreiche Zeit beim VfL: „Ich bin seit 2006 bei diesem Klub. Wir haben den EHF-Cup und den Europapokal der Pokalsieger gewonnen.“ Für die absolute Spitze habe es mit den Oberbergischen aber eben nicht gereicht, meint Stojanovic – ohne sich darüber zu beschweren. „Wir haben uns in Gummersbach unsere Nische gesucht und zwei Titel gewonnen. Das waren wunderschöne Erlebnisse“, meint der Torwart, der sich vor allem aufgrund der sportlichen Perspektiven für die Gelbhemden entschied: „Die Löwen geben mir die Chance, Meister und Champions-League-Sieger zu werden.“

Der Wechsel zu den Badenern war für den Familienvater so etwas wie die letzte Chance auf einen Job bei einem der weltbesten Klubs – auch wenn er das nicht direkt zugibt. „Ich bin keine 25 mehr, das ist richtig. Aber ich bin kein Feldspieler, sondern Torhüter und befinde mich im besten Alter für diese Position. Ich bin mental stark und habe reichlich Erfahrung“, beschreibt der Montenegriner seine Vorzüge, die sie in Gummersbach zu schätzen gelernt haben.

Seit viereinhalb Jahren steht der 1,92-Meter-Mann mittlerweile im Tor des Traditionsvereins, für den er stets alles gibt. Bei seiner Vertragsverlängerung 2009 hatte der Schlussmann trotz herausragender Leistungen einer Gehaltsreduzierung zugestimmt. Keine Frage: Der 33-Jährige ist nicht nur ein starker Torhüter, sondern vor allem auch ein Mensch mit einem ehrlichen Charakter. Er identifiziert sich voll und ganz mit dem VfL – und wird das bis zum letzten Tag tun.

Alte Bekannte

Daran ändert auch nichts das nächste Spiel der Gummersbacher, das ausgerechnet in Mannheim stattfindet. Stojanovic tritt am Sonntag (17.30 Uhr) mit seinen aktuellen gegen die zukünftigen Kollegen an, trifft sogar einige alte Bekannte wieder. „Mit Gudjon Valur Sigurdsson und Róbert Gunnarsson habe ich zusammen beim VfL gespielt, Andy Schmid kenne ich noch aus meiner Züricher Zeit“, erinnert sich der Schlussmann, der am Sonntag aber keine vorzeitigen Einstandsgeschenke verteilen will: „Solange ich das Gummersbacher Trikot trage, werde ich alles dafür tun, dass die Löwen kein Tor erzielen.“

Gleichwohl ist ihm vor dem Auftritt in der SAP Arena ein wenig mulmig. „Das ist ein komisches Gefühl und eine vollkommen neue Situation für mich. Ich habe noch nie gegen meinen zukünftigen Arbeitgeber gespielt“, gesteht der 33-Jährige und lacht. Andererseits weiß der Schlussmann auch: Raubt er den Löwen den Nerv, widerlegt er zugleich alle Zweifler. Als Nachfolger von Slawomir Szmal tritt Stojanovic im nächsten Sommer ein schweres Erbe an. Dessen ist er sich bewusst. „Ich ersetze den Welt-Handballer, das bringt Verantwortung mit sich, spornt mich aber auch an.“

Von Marc Stevermüer

 10.12.2010