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Auch in der Königsklasse auf Augenhöhe (MM)

Rhein-Neckar Löwen verpassen beim 29:30 in Veszprem am zweiten Champions-League-Spieltag nur knapp die Überraschung / Letzter Ball an die Latte

VESZPREM. Einige Fans in der ersten Reihe der Veszprem-Arena machten sich gestern vor der Partie gegen die Rhein-Neckar Löwen schon einmal mit dem Stadtplan von Köln vertraut. Dass ihr Team Ende Mai 2014 um die Krone der Königsklasse spielt, scheint bereits ausgemachte Sache. „Kann ja nicht schaden“, meinte der MKB-Fans grinsend, doch der 30:29 (17:14)-Sieg gegen die Badener dürfte für die Ungarn ein Warnschuss gewesen sein.

In der Schlussphase hatten die Löwen trotz eines kapitalen Fehlstarts sogar noch die Gelegenheit, die Partie zu gewinnen und bewiesen bei einem der Mitfavoriten um den Titel damit eindrucksvoll, dass sie auch in der Champions League ein Wörtchen mitreden können. „Das ist unheimlich schade, dass wir am Ende nicht belohnt wurden“, war Trainer Gudmundur Gudmundsson zwar mit dem Auftritt seiner Mannschaft absolut einverstanden, hätte aber natürlich nur allzu zu gerne dieses Ausrufezeichen gesetzt.

Schnelle Auszeit zeigt Wirkung

Dabei sah es zu Beginn noch so aus, als sollten die Löwen im roten Hexenkessel von Veszprem einmal kräftig durchgerührt werden. 4:0 und 7:2 (10.) hieß es nicht lange nach dem Anpfiff für die Star-Truppe vom Plattensee. „Da waren wir irgendwie noch gar nicht auf dem Platz“, wunderte sich Kapitän Uwe Gensheimer. Doch die sofort verordnete Auszeit Gudmundssons sollte Wirkung zeigen. Gestützt auf den starken Niklas Landin, der die Weltklasseleistung seines Gegenübers Mirko Alilovic im Verlauf des Spiels sogar noch toppen konnte, kamen die Badener mit einer Vierer-Serie zurück in die Partie. Jetzt passte das Tempo, jetzt stachen die Gegenstöße. „Wir hätten sogar noch näher kommen können“, blickte Coach Gudmundsson auf den 17:14-Halbzeitstand, nachdem beispielsweise Gedeon Guardiola, die große Chance zum 12:11-Anschluss vergeben hatte. (21.)

Spätestens nach dem Seitenwechsel waren die Löwen dann endgültig auf Augenhöhe mit den Magyaren, konnten durch die aufmerksame Abwehr um den beweglichen Nikola Manojlovic immer wieder Ballgewinne verzeichnen und mit Patrick Groetzkis Gegenstoß beim 21:21 erstmals ausgleichen. Es schien, dass die Kurpfälzer Veszprem vor allem konditionell in die Knie zwingen könnten.

Dass es letztlich doch nicht reichte, nachdem beim 26:26 (50.) und 29:29 (57.) noch alles möglich war, lag an ein paar überhasteten Aktionen und einer gehörigen Menge Pech, weil Spielmacher Andy Schmid zunächst unbedrängt wegknickte und den Ball zum Gegenstoß für Veszprems 30. Tor freigab (58.), im letzten Angriff scheiterte der Schweizer an der Latte. „Das ist einfach nur saubitter“, versuchte der Regisseur seine Stimmung zwischen Stolz und Enttäuschung in Worte zu fassen, letztlich überwog die Erkenntnis, „dass wir auch auf europäischem Niveau eine ganz starke Mannschaft haben.“

Dem pflichtete Gensheimer bei, der in Veszprem „höchstes Niveau“ verortete. „Deshalb tut es weh, nach so einem guten Spiel hier nichts mitnehmen zu können. Diese Chance bekommt man nicht oft“, meinte der Linksaußen, dem das viele Lob für die Löwen deshalb nur bedingt zusagte. Für den Ex-Kieler Momir Ilic, der den Löwen mit seinen neun Treffern besonders ärgerte, war der starke Auftritt der Badener alles andere als eine Überraschung. „Wer in der Bundesliga auf Platz zwei steht, hat diese Qualität. Für uns war es der erste Vergleich auf diesem Niveau. Zum Glück hat es noch gereicht“, pustete Ilic durch, während sich die MKB-Fans wohl noch einmal den Stadtplan von Köln vornahmen.

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Stojanovic – Gensheimer (6/5), Myrhol (5), Groetzki (4) – Ekdahl du Rietz (4), Schmid (2), Petersson – G. Guardiola (2), I. Guardiola (2), Manojlovic (1), Prodanovic, Gorbok, Sigurmannsson (3), Roggisch (n.e.), Karason (n.e.).

MKB Veszprem: Alilovic, Fazekas (bei einem 7-Meter) – Ugalde (1)), Sulic (3), Gulyas (1) – Ilic (9), Rodriguez (4), Nagy (4) – T. Ivancsik (3), G.Ivancsik, Schuch, Ruesga (3), Jamali (2), Terzic, Pesic, Gyene.

Zeitstrafen: Petersson (2), Groetzki (2) – Nagy (4), Sulic (4), Ilic (2).

Beste Spieler: Landin, Myrhol – Alilovic, Ilic. -Schiedsrichter: Thierry Dentz/Dennis Reibel (Frankreich). – Zuschauer: 5019 (ausverkauft).

von Thorsten Hof