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Krimi ohne Happy End

Löwen verlieren bei MKB-MVM Veszprem mit 29:30

Am Ende hat es nicht ganz gereicht: Die Rhein-Neckar Löwen haben im zweiten Duell der VELUX EHF Champions League beim ungarischen Serienmeister MKB-MVM Veszprem mit 29:30 (14:17) verloren und damit die erste Niederlage in einem Pflichtspiel in der Spielzeit 2013/14 kassiert. Die Entscheidung in dieser Sonntagspartie fiel in einer nervenaufreibenden Schlussphase, als es den Löwen erneut nicht gelang in Führung zu gehen und der letzte Wurf von Spielmacher Andy Schmid nur an der Latte landete. Damit blieben der Kampfgeist und die Leidenschaft sowie eine tolle Moral der Badener, die mehrfach einen Rückstand wettmachen konnten, unbelohnt. „Es ist unglaublich bitter, mit leeren Händen hier zu stehen. Wir haben uns nach dem Fehlstart so gut zurückgekämpft, hatten sogar zur Pause schon die Chance zu führen, wenn wir nicht leichtfertig die Bälle verwerfen“, gab der enttäuschte Schweizer Schmid zu Protokoll. Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson bilanzierte: „Nach einer schwächeren Anfangsphase sind wir unheimlich stark zurückgekommen. Wir hatten lange Probleme ins Spiel zu finden. Veszprem war frischer als wir und hatte einen Super-Start. In der Halbzeit habe ich gesagt, es ist noch alles drin. Leider sind die 50:50-Entscheidungen alle gegen uns gegangen, aber wir haben auch technische Fehler gemacht, die wir nicht machen dürfen. Schon gar nicht hier, wo es sehr schwer zu spielen ist.“

Im Hexenkessel Veszprem-Arena erwischten die Badener gegen den Favoriten auf den Gruppensieg – und den Titel – einen denkbar schlechten Start. Nervös, fehlergeladen im Angriff – und eiskalt bestraft: 0:4 lautete der Zwischenstand aus Löwensicht nach knapp fünf Minuten. Keeper Niklas Landin Jacobsen hatte noch keine Hand an den Ball bekommen, sein Gegenüber Mirko Alilovic zwei Mal gegen Patrick Groetzki und Bjarte Myrhol gestochen. Die Badener mussten auf eine Überzahl und Kim Ekdahl du Rietz warten, der den ersten Treffer für die Gäste erzielte. Aber die Ungarn ließen sich nicht beirren, blieben auf dem Gaspedal: zwei Mal Momir Ilic  und Sulic – 7:2 für Veszprem. Auszeit Löwen nach 9:11 Minuten. Die Folge: Ein 4:0-Lauf durch Myrhol, Ekdahl du Rietz und Gedeon Guardiola (2). Der Anschluss. Auch, weil Landin drei Mal bravourös parierte. Nach einer verschlafenen Anfangsphase hatte Gudmundsson seine Jungs aufgeweckt.

Unfassbar laut, unglaublich emotional – die Halle mit ihrer Wahnsinns-Atmosphäre machte ihrem Namen wieder alle Ehre: Sie gilt als ganz heißes Pflaster auf der europäischen Handball-Landkarte. Das den Dänen Landin in der nächsten kritischen Phase aber wenig beeindruckte: Der Zwei-Meter-Mann pflückte den Siebenmeter von Ilic, verhinderte mit seiner insgesamt siebten Parade den Vier-Tore-Rückstand in Unterzahl. Es war das Signal, das die Löwen brauchten: Sie verkürzten – auch aufgrund einer guten Abwehrleistung  – auf 10:12, Gedeon Guardiola scheiterte an Alilovic. Ilic machte es auf der anderen Seite besser: 10:13, da waren es wieder drei Treffer (23.). Und Ilic setzte noch einen obendrauf. Auch, weil die Badener zeitweise zu schnell abschlossen. Wie überhaupt die Schlussphase des ersten Abschnitts auf Seiten der Löwen zu hektisch und fast folgerichtig zu fehlerhaft war. Beim 13:16 vergeigten sie drei Angriffe in Folge, kassierten insgesamt zu viele einfache Treffer und mussten schließlich auch mit einem Drei-Tore-Rückstand in die Kabine gehen – 14:17.

Nach dem Wechsel in der insgesamt achten Partie für die Löwen in diesem September 2013 erwischten die Gäste den besseren Auftakt: Kapitän Gensheimer per Siebenmeter und Sigurmannsson – Anschlusstreffer. 18:19 durch Groetzki, die Badener blieben dran (35.). Wieder Groetzki – 19:20 (38.). Wenn da nur im Spiel nach vorne nicht immer wieder diese blöden Fehler passieren würden. Dann endlich: 21:21 (40.), der Ausgleich, Groetzki mit seinem dritten Tor. Auszeit Veszprem. Und den Ungarn gelang prompt ein Doppelpack: Sulic und Ilic. MKB setzte zum nächsten Zwischenspurt an. Aber Groetzki per Gegenstoß und Gensheimer per Siebenmeter hatten zunächst die richtigen Antworten parat: 23:24 (45.). Nach dem Doppelschlag von Ruesga und Rodriguez waren es dann doch wieder drei. Auszeit Löwen. Und Isaias Guardiola – Tor zum 24:26. Landin hielt seinen zweiten Siebenmeter und Gensheimer verwandelt seinen nächsten: Wieder Anschluss. Und Ausgleich: Sigurmannsson. 26:26. Die Löwen mit toller Moral. Aber auch zu wechselhaft. Diesmal wieder in der Abwehr. Erneut zwei vor für die Ungarn. Auch beim 27:29 durch Tamas Ivancsik (53.). Aber Ekdahl du Rietz krönt den Kampfgeist seiner Truppe: 29:29 (57.). Das war nichts für schwache Nerven. Noch 74 Sekunden zeigte die Tafel. Die Löwen mit der Chance zur Führung. Aber Schmid rutscht weg, der Ball ist auch weg: 29:30 durch Rodriguez. Noch 30 Sekunden. Auszeit. Gensheimer kommt mit dem Leibchen als zusätzlicher Feldspieler. Schmid übernimmt Verantwortung, trifft mit einem Hammer aber nur die Latte. Ein Krimi ohne Happy End für die Badener, die es verdient gehabt hätten, etwas Zählbares mitzunehmen. Das Fazit von Manager Thorsten Storm lautete: „Das war ein klasse Auftritt von unserer Mannschaft und ich gratuliere ausdrücklich zu dieser starken Leistung in diesem Hexenkessel. Ein Punkt wäre mehr als verdient gewesen und wir haben gesehen, dass wir mit einer Mannschaft wie Veszprem mithalten können. Jetzt müssen wir im nächsten Gruppenspiel versuchen, den ersten Sieg einzufahren.“

Direkt nach der Partie ging es für die Löwen mit dem Bus nach Budapest. Von der ungarischen Hauptstadt aus hebt am Montagmorgen der Flieger zurück nach Frankfurt ab. Die nächste Aufgabe in der Liga? Am kommenden Sonntag um 15 Uhr gastieren die Badener bei den Füchsen Berlin, ehe am Mittwoch (9. Oktober) um 20.15 Uhr wieder ein Heimspiel auf dem Plan steht: Dann wird der TBV Lemgo in der Mannheimer SAP Arena aufkreuzen.

MKB-MVM Veszprém – Rhein-Neckar Löwen  30:29 (17:14)
MKB-MVM Veszprém: Fazekas ( bei einem Strafwurf), Alilovic; Gulyas (1), Gyene, Ilic (9/1), Ivancsik G. (1), Ivancsik T. (2/1), Jamali (2), Nagy (4), Pesic, Rodriguez (4), Ruesga (3), Schuch, Sulic (3), Terzic, Ugalde (1).
 
Rhein-Neckar Löwen: Landin Jacobsen, Stojanovic (n.e.);  Schmid (2), Gensheimer (6/5), Roggisch (n.e.), I. Guardiola (2), Manojlovic (1), Gorbok, Prodanovic, Myrhol (5), Groetzki (4), G. Guardiola (2), Petersson, Ekdahl du Rietz (4), Sigurmannsson (3), Karason (n.e.).

Trainer:  Carlos Ortega  –  Gudmundur Gudmundsson

Strafminuten: Ilic (2), Nagy (4), Sulic (4) – Groetzki (2), I. Guardiola (2),G. Guardiola (2), Petersson (2) 
Zuschauer: 5019 (ausverkauft)
Zeitstrafen: 5 – 4
Siebenmeter: 5/3 – 5/5
Veszprem: Ilic und Ivancsik scheitern an Landin Jacobsen
Spielfilm: 4:0 (5.), 7:2 (10.), 7:6 (13.), 11:8 (19.), 14:10 (25.) 17:14 (HZ), 17:16 (33.), 21:21 (40.), 24:23 (45.), 26:26 (50.), 29:28 (55.)  30:29 (EN)
Schiedsrichter: Dentz / Reibel (Frankreich)
EHF Beobachter: La Cour (Dänenmark)
Beste Spieler: Alilovic, Ilic – Landin, Myrhol