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„Auch in Östringen gibt es eine tolle Atmosphäre“

Andrej Klimovets vor dem Pokalduell gegen die MT Melsungen im Interview

Andrej Klimovets und der DHB-Pokal – das ist eine besondere Beziehung. Der gebürtige Weißrusse, der mittlerweile einen deutschen Pass hat, gewann den Pokal mit der SG Flensburg-Handewitt schon drei Mal, außerdem war er mit den Löwen vier Mal hintereinander beim Final Four in Hamburg dabei. Der Kreisläufer kann also berichten, worauf es im Pokal ankommt und was den Reiz dieses Wettbewerbs ausmacht. Klimovets, der sich in den zurückliegenden Wochen nach einer Knieverletzung wieder ins Löwenteam gekämpft hat, spricht im Interview vor dem Duell gegen die MT Melsungen (Mittwoch, 19:30 Uhr) in der Östringer Stadthalle aber auch über seine persönliche Situation und sagt, warum die Löwen 2009 nicht mehr mit der Mannschaft von 2005 vergleichbar sind.

Herr Klimovets, gegen den SC Magdeburg landeten die Löwen einen 40:21-Sieg. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Bei uns hat an diesem Abend einfach alles geklappt. Die Abwehr stand gut, wir hatten einen hervorragenden Torhüter und dadurch haben wir viele einfache Tore im Gegenstoß gemacht. Deshalb war es zum Schluss ein leichtes Spiel für uns. Es war schön, dass wir den Zu-schauern etwas bieten konnten. Für unsere Fans war das überragend. Diese Partie macht mir viel Mut für die kommenden Wochen.

Sie haben gegen den SCM viel Spielzeit bekommen, wie schätzen Sie Ihre eigene Leistung ein?

Wenn man ein Spiel gewinnt, ist man immer zufrieden. Meine Leistung muss nicht im Mittelpunkt stehen, der Erfolg der Mannschaft ist wichtiger.

Haben die Löwen gegen Magdeburg die beste Saisonleistung gezeigt?

Ich denke, dass unsere Partie in Lemgo noch etwas höher einzuschätzen ist. Immerhin handelte es sich dabei um ein Auswärtsspiel und ich bin mittlerweile seit 13 Jahren in der Bundesliga, hatte aber bis dahin noch nie deutlich in Lemgo gewonnen.

Vier Tage nach der Gala gegen den SCM geht es bereits weiter. Jetzt wartet die MT Melsungen im Pokal. Welche Unterschiede gibt es zwischen einem Pokalmatch und einer Begegnung in der Bundesliga?

Im Pokal gibt es eine besondere Konstellation. Jede Mannschaft hat die gleiche Chance. Jeder möchte in Hamburg beim Final Four dabei sein und entsprechend motiviert sind alle. Man kann kein Team auf die leichte Schulter nehmen. Hinzu kommt, dass man im Pokal nur eine Chance hat. In der Liga ist es möglich, etwas auszugleichen, aber im Pokal ist eine Niederlage das Ende. Und da wir unbedingt zum fünften Mal nach Hamburg kommen wollen, müssen wir absolut konzentriert in die Partie gehen.

Wie ordnen Sie die Melsunger ein?

Ich halte Melsungen für eine spielstarke Mannschaft. Wir haben in der Liga schon gegen sie gespielt und nur knapp gewonnen. An einem guten Tag kann Melsungen jeder Truppe Probleme bereiten. Wir müssen also aufpassen und dürfen uns keinen schwachen Moment erlauben. Wir müssen den Schwung aus dem Magdeburg-Spiel mitnehmen und hoffen auf die Unterstützung unserer Fans.

Am Samstag waren 10.000 Besucher in der SAP ARENA, gegen Melsungen wird in Östringen gespielt. Ist die Umstellung auf die kleine Stadthalle schwierig?

Nein, das denke ich nicht. Ich habe vor ein paar Jahren schon einmal ein Pokalspiel in Östringen gespielt und habe gute Erinnerungen daran. Es passen vielleicht nur 1000 Zuschauer rein, aber dafür ist die Halle eng und die Zuschauer sind nah am Spielfeld. Es ist nicht immer die Anzahl der Zuschauer entscheidend, ob die Stimmung gut ist. Ich glaube, dass wir eine tolle Pokal-Atmosphäre haben werden.

Sie sind mittlerweile wieder mittendrin im Löwenrudel, nachdem Sie zu Saisonbeginn Pech mit einem Innenbandanriss im Knie hatten. Wie bitter war es für Sie, sich die Blessur ausgerechnet im letzten Testspiel vor dem Bundesligaauftakt zuzuziehen?

Das war natürlich eine schwere Zeit, aber ich bin ein Typ, der immer 100 Prozent gibt und den Kopf nicht hängen lässt. Deshalb habe ich hart daran gearbeitet, so schnell wie möglich wieder auf das Parkett zurückzukehren und das habe ich auch geschafft. Etwas schade war es natürlich, auch deshalb, weil ich in der Vorbereitung sehr gut gearbeitet habe und in toller Form war. Aber mittlerweile bin ich wieder völlig fit, habe keine Beschwerden mehr und bin froh, dass ich wieder auf dem Feld stehen kann.

Mit Bjarte Myrhol, Oliver Roggisch und Carlos Prieto gibt es drei weitere Kreisläufer im Kader der Löwen. Belastet Sie diese Situation?

Nein, Konkurrenz ist doch normal. Außerdem ist es eine große Stärke in unserem Kader, dass wir so breit und gut aufgestellt sind. Dadurch schaffen wir es, das Tempo 60 Minuten lang hoch zu halten. Für mich gilt einfach, immer Vollgas zu geben und so gut wie möglich zu spielen.

Ist die aktuelle Löwen-Mannschaft die stärkste seit Ihrem Wechsel zu den Badenern im Jahr 2005?

Ja, auf jeden Fall. Wenn ich mich nur an das erste Jahr zurückerinnere. Damals hatten wir sieben wirklich gute Jungs, aber danach war das Niveau nicht mehr so hoch. Wenn sich ein Spieler verletzte, hatten wir schon große Probleme. Das ist mit der Situation jetzt nicht mehr zu vergleichen.

Sie halten einen tollen Rekord, weil Sie schon sieben Mal in Folge beim Final Four in Hamburg dabei waren, Ihr bislang letzter Sieg gelang Ihnen 2005 mit der SG Flensburg-Handewitt. Beschreiben Sie die Gefühlslage, wenn man den Pokal gewonnen hat.

Die Emotionen sind einmalig, man bekommt eine Gänsehaut, wenn man auf dem Podest steht und alle Kameras auf einen gerichtet sind. Das ist ein tolles Gefühl, wenn man den Pokal in der Hand hält und dieses Gefühl möchte ich unbedingt auch mit den Löwen erleben.

Bei den letzten vier Final-Four-Teilnahmen hat es aber nicht gereicht.

Ich denke, dass wir irgendwann einfach dran sind. Wenn man so viele Jahren nach Hamburg fährt, kommt einmal der Tag, an dem man selbst den Pott in den Händen hält. Wir waren  schon dicht dran, haben zwei Mal knapp im Endspiel verloren. Deshalb will ich es auf jeden Fall in dieser Saison schaffen, das fünfte Mal soll es unser Final Four werden. Aber bis dahin ist es ein steiniger Weg, wir dürfen Melsungen nicht unterschätzen.

In der vergangenen Saison haben Sie sich mit der gesamten Mannschaft das Finale live in der Color Line Arena angeschaut, nachdem Sie im Halbfinale gegen Kiel gescheitert waren. Was haben Sie dabei gefühlt?

Als sich das Spiel immer mehr zu Kieler Gunsten entwickelt hat und der THW schließlich den Pokal holte, war das schon eine schwierige und bittere Situation. Einerseits weiß ich ja, wie das Gefühl ist, zudem waren wir ganz dicht dran, die Kieler im Halbfinale zu packen. Das war gedanklich schon eine blöde Sache. Deshalb denke ich, dass wir lange genug gewartet haben und zunächst Melsungen schlagen. Wir wollen wieder nach Hamburg und uns den Pott krallen.