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Auf dem Weg zu einer neuen goldenen Generation

Interview mit dem kroatischen Top-Talent Stipe Mandalinic vor dem Champions-League-Rückspiel der Löwen in Zagreb

Nach dem erfolgreichen Bundesliga-Intermezzo mit dem 30:27-Sieg gegen Aufsteiger Eisenach wird am Samstag der internationale Doppelpack der Rhein-Neckar Löwen gegen RK Croatia Osiguranje Zagreb in der kroatischen Hauptstadt fortgesetzt. Im Hinspiel setzten sich die Löwen locker und leicht mit 34:26 gegen den kroatischen Serienmeister durch, und dabei stand ein Spieler von Zagreb besonders im Fokus: Stipe Mandalinic. Der 21-Jährige war mit neun Treffern erfolgreichster Torschütze der Partie und gilt als größtes kroatisches Handball-Talent. Vor dem Rückspiel in der Arena Zagreb (Samstag, 18 Uhr, live auf Eurosport), in dem die Löwen im Falle eines erneuten Sieges einen Riesenschritt Richtung Achtelfinale machen können, äußert sich der Rückraumspieler zu den Chancen, seiner persönlichen Entwicklung und der Zukunft seines Klubs in diesem Interview.

Sie sind ein wichtiges Puzzleteil beim Neuaufbau der völlig verjüngten Mannschaft von Zagreb. Wird dort gerade eine neue goldene Generation des kroatischen Handballs aufgebaut?

Stipe Mandalinic: Wir sind wirklich alle sehr jung und dürfen dennoch an einem so bedeutenden Wettbewerb wie der VELUX EHF Champions League teilnehmen. Ich denke, die Mannschaft hat eine große Perspektive, aber dafür können wir uns nichts kaufen, wenn wir nicht hart arbeiten und uns weiterentwickeln. Wir sind noch weit entfernt von der europäischen Spitze, aber wenn alles optimal läuft, könnte in Zagreb wirklich gerade eine goldene Generation entstehen.

Stipe Mandalinic und Bjarte Myrhol

Ihre Mannschaft besteht ausschließlich aus kroatischen Spielern – ist das eine besondere Motivation und wird dies besonders von den Fans honoriert?

Stipe Mandalinic: Die finanzielle Situation in der ganzen Welt ist derzeit nicht rosig, und das schlägt sich auch im Sport nieder. Internationale Stars sind sehr teuer, und dies ist einer der Gründe, warum sich RK Zagreb dazu entschlossen hat, ganz auf einheimische Talente zu setzen und ihnen die Chance zur Entwicklung zu geben. Und die Fans wissen dies zu schätzen, sie stehen wie ein Mann hinter uns, mit ihnen im Rücken spielt es sich viel einfacher.

In den vergangenen Jahren haben viele Top-Talente wie zum Beispiel Domagoj Duvnjak Zagreb schon in jungen Jahren verlassen, um ins Ausland zu wechseln. Ist das auch Ihr Wunschtraum oder sehen Sie Ihre Zukunft eher in Zagreb?

Stipe Mandalinic: Jeder junge Spieler träumt davon, einmal bei einem großen europäischen Verein zu spielen, aber auch Zagreb ist eine gute Adresse im europäischen Handball. Wir haben eine lange erfolgreiche Handballtradition und unsere Gegner reisen mit Respekt nach Zagreb. Ich denke, für mich persönlich wird die Zukunft zeigen, wo ich spiele. Momentan bin ich stolz, Teil unserer Mannschaft zu sein, aber warten wir es ab.

Sie haben die Zuschauer angesprochen – wie wichtig ist die Unterstützung der Fans im Rückspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen?

Stipe Mandalinic: Wir erwarten eine volle Halle, und definitiv werden wir die Unterstützung der Fans benötigen, um gegen eine so starke Mannschaft wie die Löwen bestehen zu können.

Ihre Mannschaft war im Hinspiel klar unterlegen. Was muss sich am Samstag ändern?

Stipe Mandalinic: Wir müssen unseren Rückwärtsgang schneller einlegen, um die Löwen-Gegenstöße zu vereiteln, denn das ist ihre gefährlichste Waffe. Zudem müssen wir auch schneller von Abwehr auf Angriff umschalten und stabiler in der Defensive stehen. Außerdem haben wir gesehen, wie wichtig die Bewegung ohne Ball ist, daran müssen wir bis Samstag arbeiten.

Kann Zagreb am Samstag die Löwen überraschen?

Stipe Mandalinic: Natürlich wollen wir die Löwen überraschen, aber gegen einen solch starken Gegner ist das alles andere als einfach. Wir geben unser Bestes – und dann sehen wir, was dabei herauskommt.

Was kann sich Ihre Mannschaft von den Rhein-Neckar Löwen abschauen?

Stipe Mandalinic: Sie spielen voll konzentriert sowohl im Angriff als auch in der Abwehr, zudem kann jeder sehen, wie erfahren die einzelnen Spieler sind. Sie sind sehr eingespielt und abgezockt, und daher waren sie im Hinspiel deutlich besser als wir.

Ihr Trainer sagte vor dem Saisonstart, Zagreb kämpft in der Gruppenphase mit RK Celje um Platz drei – teilen Sie diese Meinung?

Stipe Mandalinic: Unser Ziel ist der dritte Platz – und genau dieses Ziel verfolgt auch Celje. Aber ich bin sicher, dass wir am Ende vor den Slowenen landen werden.

Langfristig, so Vereinsboss Ante Ancic, will Zagreb an die Tür zum VELUX EHF FINAL4 anklopfen. Ist das eine realistische Vision?

Stipe Mandalinic: Sie ist dann realistisch, wenn die Mannschaft in dieser Besetzung vier, fünf Jahre zusammenbleibt. Allerdings entwickelt sich der gesamte Handball weiter – und es ist schwer vorherzusagen, was in vier, fünf Jahren ist.

Ihr Name fällt immer wieder, wenn es um das derzeit größte kroatische Talent geht – belastet oder motiviert eine solche Fremdeinschätzung?

Stipe Mandalinic: Es hört sich natürlich toll an, wenn man so gelobt wird. Ich bin jemand, der hart an sich arbeiten kann, sein Ziel immer vor Augen hat und immer positiv denkt. Nur so kommt man weiter – wie weit, wird die Zeit zeigen.

Wie hart ist es für Sie als junger Spieler neben der kroatischen Liga in gleich zwei parallelen internationalen Wettbewerben – VELUX EHF Champions League und SEHA-Liga – aufzulaufen?

Stipe Mandalinic: Es ist nicht hart, im Gegenteil, es ist wichtig für die Entwicklung der einzelnen Spieler und der gesamten Mannschaft – denn nur internationale Erfahrung bringt uns voran. Vor allem die Champions League ist für uns alle sehr nützlich, denn dort können wir uns Woche für Woche mit den besten Mannschaften aus Europa messen. Natürlich ist der Terminkalender prall gefüllt, aber ich denke, wir haben mittlerweile unseren Rhythmus gefunden.