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„Auf uns werden harte Zeiten zukommen“

Heidelberg. Ein guter Rutsch war’s nicht, Ausrutscher trifft’s eher: Die Rhein-Neckar Löwen blamierten sich am Tag vor Silvester bis auf die Knochen. Ideenlos, orientierungslos, hilflos. Erschreckend war’s, was das badische Starensemble im Rahmen der 26:31_Pleite bei der TuS Nettelstedt-Lübbecke auf die „Platte“ brachte. Besonders ärgerlich: Mit einem Sieg hätten sich die Löwen auf den dritten Tabellenplatz schieben können, wären quasi im Soll gewesen. Die Chance sich schnellstmöglich zu rehabilitieren be_ steht nicht. Die Bundesliga pausiert: Vom 17. bis zum 31. Januar verlagert sich das Geschehen zwischen den beiden Kreisen nach Österreich, wo die Handball-Europameisterschaften ausgetragen werden.

Thorsten Storm, der Manager der Rhein-Neckar Löwen, erlebte den neuerlichen Untergang des blau-gelben Flaggschiffs von der Tribüne aus mit. Und was der 45-Jährige sah, ließ ihn sprachlos zurück. Mittlerweile hat er sich wieder gesammelt. Seine Enttäuschung kann der gebürtige Kellinghusener dennoch nicht verbergen, was sich im RNZ-Interview zeigte.

Thorsten Storm, die Rhein-Neckar Löwen überwintern mit elf Minuspunkten auf dem fünften Tabellenplatz, das ist frustrierend, oder?

Das ist sicherlich nicht das, was wir uns alle erhofft haben. Aber da hilft jetzt kein Jammern, sondern nur harte Arbeit: In der Rückrunde müssen wir es nun besser machen.

Welche der Niederlagen waren besonders bitter?

Das Spiel daheim gegen die SG Flensburg-Handewitt, die Partie bei den Füchsen Berlin und die kürzliche Niederlage in Lübbecke. Das waren allesamt Tage, an denen wir uns fast schon selbst schlugen.

Worauf sind die ständigen Leistungsschwankungen zurückzuführen. Schließlich hat man gerade gegen Lemgo oder Magdeburg gezeigt, dass man es deutlich besser kann…

In Stress-Situationen und unter Druck findet die Mannschaft leider oftmals nicht zu ihrer optimalen Leistung. Handball spielen, wenn es läuft, ist etwas völlig anderes, als kämpfen und sich wehren, wenn es mal hart auf hart kommt. Auf uns alle kommt jetzt viel Arbeit zu.

Kann es sein, dass der eine oder andere Spieler vielleicht nicht mit ganzem Herzen bei der Sache ist?

Das wäre schlimm. Aber ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Bei uns ist das eher eine Sache des Kopfes und der Hierarchie innerhalb der Mannschaft.

Demnach deutet vieles auf eine neue, weitere Umstrukturierung des Kaders hin, oder?

Wir wollen nicht jedes Jahr alles austauschen. Die Löwen brauchen Konstanz. Aber wir haben einen neuen Leistungsanspruch vorgegeben. Dazu gehören auch Veränderungen.

Den Torhütern allein die Schuld zu geben wäre zu einfach. Fakt ist aber, dass man aktuell in Sachen Keeper nicht zu den Topteams der Liga gehört!

Das stimmt. Wir haben nicht das Niveau anderer Spitzenteams und im Tor kann man sich nicht verstecken. Wir müssen uns hier leistungsmäßig verbessern. In der Rückrunde der vergangenen Saison hatten wir hier sowohl bei Henning Fritz als auch bei Kasa Szmal ein wesentlich höheres Niveau. Zurzeit helfen sie uns nicht, wie wir uns das alle wünschen.

Auch auf der Spielmacherposition fehlen oft die zündenden Ideen. Unmittelbar nach dem Lübbecke-Spiel sagten Sie, dass Sie sich das nicht bieten lassen wollen. Was heißt das konkret?

Nach Ergebnissen wie nun in Lübbecke bin ich einfach unglaublich enttäuscht. Ich liebe dieses tolle Projekt der Rhein-Neckar Löwen. Es ist mittlerweile zu meinem Verein geworden. Und wenn man mit dem ganzen Herzen dabei ist, sagt man eben auch mal emotionale Dinge. Aber generell reicht eben auch auf der Mitte die Leistung nicht aus. Unser verletzter Spielmacher Grzegorz Tkaczyk konnte bislang leider nicht adäquat ersetzt werden.

Karol Bielecki, der zu Saisonbeginn noch die ganze Liga mit seinen krachenden Toren aus dem Rückraum begeistert hat, tauchte zuletzt auch vermehrt ab…

Karol ist ausgepumpt. Er hat einen großen Schritt nach vorne gemacht. Aber auch er hat gerade im spielerischen und taktischen Bereich noch Defizite. Beziehungsweise noch Potenzial, das er noch nicht ausgeschöpft hat. Daran muss Karol arbeiten. Und das wird er auch. Die Löwen setzen auf Karol.

Im Umfeld wurden zuletzt auch vermehrt kritische Stimmen laut, die Trainer Ola Lindgren in Frage stellten. Wie sieht das der Manager?

Er steht nicht zur Diskussion. Ola Lindgren hat nach wie vor unser vollstes Vertrauen. Wir werden alle zusammen unsere Saisonziele erreichen. Aber klar ist: Auf uns alle werden harte Zeiten zukommen.

Trotz der derzeit unbefriedigenden Situation ist der dritte Platz, der zur erneuten Champions-League-Teilnahme berechtigen würde, realistisch, oder?

Ich persönlich bin immer Optimist. So ist meine Lebenseinstellung, die sich auch durch Begegnungen wie in Lübbecke nicht ändern wird. Nun müssen eben alle Spieler beweisen, dass sie zurecht unser Vertrauen genießen. Und das werden sie auch tun!

Von Daniel Hund

 02.01.2010