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Auftakt stimmt zuversichtlich
Uwe Gensheimer im Interview
Viel besser hätten die Rhein-Neckar Löwen in die laufende Saison wohl nicht starten können. In der Bundesliga unangefochtener Tabellenführer, und auch in der Champions League schaffte es bisher nur Vardar Skopje den Vizemeister zu schlagen. Kapitän Uwe Gensheimer spricht im Interview über die ersten Wochen der Saison und seinen kommenden Abschied im nächsten Sommer zu Paris St. Germain.
Uwe, dein Wechsel zu Paris St. Germain nach Ende der aktuellen Saison hat nicht nur die Löwen-Fans, sondern ganz Handball-Deutschland beschäftigt. Bist du froh, dass jetzt auch mit der offiziellen Bestätigung deines neuen Klubs alles geklärt ist?
Uwe Gensheimer: Es ist ja nicht so, dass mich das Thema so beeinflusst hätte, dass darunter meine sportliche Leistung gelitten hätte – aber klar: Jetzt haben alle Seiten Klarheit und das Thema Abschied, das nach 13 Jahren bei den Löwen sicher mit ein paar Emotionen verbunden sein wird, liegt zum Glück noch relativ weit weg. Bevor es soweit ist, haben andere Sachen Vorrang. Mein ganzer Fokus liegt weiter auf den Löwen.
Du hast in Paris bis 2019 einen Dreijahresvertrag unterschrieben. Gab es einen bestimmten Grund für diese Laufzeit?
Gensheimer: Das hat natürlich auch damit zu tun, dass es immer heißt, man benötigt zunächst einmal das erste Jahr, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Spätestens im zweiten Jahr will ich aber endgültig durchstarten, und auch die Verträge von Pariser Leistungsträgern wie etwa Nikola Karabatic laufen bis 2019. Außerdem sind drei Jahre ein guter Zeitraum, um sich als Sportler, aber auch als Mensch, im Ausland zu beweisen. Das war ja der Hauptgrund für meine Entscheidung. Es war keine Entscheidung gegen die Löwen oder die Bundesliga, sondern für die Option, noch einmal etwas Neues kennenzulernen.
Diese zukünftige Phase wird auch das erste Mal sein, dass du deine Familie für längere Zeit hinter dir lässt . . .
Gensheimer: Ja, aber das gehört letztlich zu dieser Bauchentscheidung dazu. Außerdem gehe ich ja nicht alleine nach Paris und die schnelle Zugverbindung nach Mannheim passt auch . . .
Hast du dir bei deiner Entscheidungsfindung auch Gedanken über mögliche Reaktionen der Fans gemacht, und hattest du Respekt vor dem ersten Auftritt in der SAP Arena nachdem deine Entscheidung öffentlich wurde?
Gensheimer: Jeder weiß, wie schwer ich mir diese Entscheidung gemacht habe. Man lässt nur schwer etwas zurück, was man jahrelang mitaufgebaut hat und wovon ich auch viel profitiert habe. Aber ich glaube, dass die Fans wissen, wie´sehr ich mich mit diesem Verein identifiziere und was er mir bedeutet. Deshalb habe ich mit dem Verständnis unserer Zuschauer gerechnet, und die große Mehrheit der Reaktionen haben meine Einschätzung bestätigt.
Den Abschied könntest du dir und den Fans mit einem Titel versüßen. Wie siehst du hier die Chancen in der Champions League und wie schätzt du den Start in der Königsklasse ein?
Gensheimer: Die Leistungsdichte in der Champions League ist natürlich extrem, und unser Fokus liegt aufgrund unserer tollen Ausgangsposition zuallererst auf der Liga. Aber wir können sicher auch auf europäischer Ebene mit dem Auftakt zufrieden sein. Die Ausbeute und auch die Art und Weise wie wir aufgetreten sind, hat gestimmt. Wir haben sehr stark in der Abwehr gespielt, unsere Torhüterleistungen waren sehr gut – das war bislang unser großes Plus und das hat uns ja auch in der Liga stark gemacht. Allerdings hatten wir bisher mit Kolding-Kopenhagen und Skopje erst zwei Reisen. Wie sich das über die gesamte Saison auswirkt, muss sich erst noch zeigen.
Am Wochenende geht es gegen MOL-Pick Szeged, die euch in der vergangenen Saison im Achtelfinale aus dem Wettbewerb geworfen haben. Ist da noch
eine Rechnung offen?
Gensheimer: Was heißt Rechnung offen? Szeged hat sich in diesen beiden Begegnungen verdient durchgesetzt, weil sie in beiden Spielen besser waren und das eine richtig gute Mannschaft ist. Dass wieder mit Szeged zu rechnen ist, hat schon ihr Auftaktsieg gegen Kielce gezeigt. Vor allem hat Szeged – wie wir mit Andy Schmid – mit Dean Bombac einen überdurchschnittlichen Spielmacher, der uns in der vergangenen Saison viele Probleme bereitet hat.
Auf den ersten Blick wirkt Dean Bombac nicht sonderlich beeindruckend, auch körperlich ist er nicht wie der absolute Top-Athlet. Was macht ihn so gefährlich?
Gensheimer: Vielleicht ist es ja gerade das. Bei ihm wirkt zunächst immer alles etwas behäbig, aber er hat einen unheimlich schnellen ersten Schritt, der den Abwehrspieler oft auf den falschen Fuß lockt – und dann ist es meistens schon zu spät.
Wie schätzt du die Mannschaft generell ein?
Gensheimer: Szeged hat sich im Schatten von Veszprem sehr gut entwickelt, und viele haben das nicht so richtig registriert. Aber mittlerweile sind dort viele erfahrene Spieler wie Rechtsaußen Roberto Garcia oder Linksaußen Jonas Källman. Diese Namen sprechen schon für sich, das wird erneut eine schwere Aufgabe. Ich hoffe sehr, dass uns unsere Fans unterstützen. Nach der Niederlage in Skopje wollen wir nun wieder den nächsten Sieg einfahren.