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Aussichtslose Bemühungen nicht eingestellt (Rheinpfalz)

Die Rhein-Neckar- Löwen müssen sich neu orientieren. Das war eigentlich auf kommende Saison und wohl auch die weitere Zukunft gemünzt. Geschuldet der Tatsache, dass Geldgeber und Aufsichtsrat Jesper Nielsen sich künftig ganz auf seine neue „Spielwiese” AG Kopenhagen konzentrieren will.

Nielsens Sponsorenvertrag läuft (vorläufig?) noch bis 2015, zusätzliche Mittel sind von ihm nicht zu erwarten, so dass die  Löwen, anders als Griechenland, für sich selbst sorgen müssen. Nicht erst in der kommenden Saison, für die die Weichen bereits gestellt wurden. Einige Verträge wurden aufgelöst, andere nicht verlängert. So weit, so zukünftig. Am Mittwoch sah  Löwen-Manager Thorsten Storm „keinen Grund, die Saisonziele zu verändern, nur weil man in Kiel verliert”. Es hatte aber eine große Saison werden sollen für die Männer um Trainer Gudmundur Gudmundsson. Nun liegen schon fünf Minuspunkte zwischen dem letzten Champions-League-Platz, den derzeit der Noch-Meister HSV Hamburg festkrallt, und den  Löwen, die noch nach Hamburg müssen.

In der Sparkassen-Arena überraschten die Mannheimer in zweierlei Hinsicht. Seine Mannschaft sei wegen der englischen Wochen, der Busreise nach Kiel (Hotelfrühstück wegen Stromausfalls bei Kerzenschein) und diverser noch nicht völlig verwundener Verletzungen sehr müde gewesen, erklärte der Isländer. Was darauf schließen lassen müsste, dass da eine Mannschaft antritt, die sich wehrt, bis eben Muskulatur und Kopf nicht mehr genug hergeben. Falsch: In der zweiten Halbzeit spielten sie 16:16 gegen die überragenden „Zebras”, das Verhängnis hatte im ersten Abschnitt mit 9:17 seinen Lauf genommen. Uwe Gensheimer verwies darauf, dass THW-Trainer Alfred Gislason die Möglichkeit gehabt habe, gegen Ende noch frische Kräfte zu bringen, was bei seiner Mannschaft nicht mehr möglich gewesen sei. Das allerdings hätte höchstens eine Aufholjagd der Gäste eindämmen können, die aber wirklich nicht im Raume stand.

Die Kieler ließen so moderat nach, wie es ihr komfortabler Vorsprung zuließ, die  Löwen besannen sich darauf, dass man einen Ball nicht nur nicht wegwerfen muss, sondern ihn auch beim Mitspieler oder eben in Gegners Tor platzieren kann. Sprich: Sie bewiesen, dass sie trotz der Aussichtslosigkeit ihrer Bemühungen diese nicht einzustellen gedachten.

Das ehrt sie, wird ihnen aber nicht ersparen, diese, aus ihrer Sicht, grausamen ersten 30 Minuten in der Sparkassen-Arena zu analysieren. Dies sicher mit der Schlussfolgerung, dass sie einen wesentlichen Beitrag zur Kieler Unversehrtheit selbst geleistet haben. 6:7, 6:14, begleitet von gnadenlos ausgenutzten Löwenfehlern, strebten die Zebras zur Revanche für die Heimniederlage in der vergangenen Saison. An eine Wiederholung hatten in Anbetracht des Kieler Höhenflugs nur Berufsoptimisten geglaubt. Deshalb auch müssen die Ziele nicht neu formuliert werden. In Kiel zu verlieren, ist in der Handball-Bundesliga eher normal.

Von Dietmar Einzmann