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Begeisterung siegt über Müdigkeit (MM)

Beim Kantersieg in Lemgo berauschen sich die Löwen eine Halbzeit lang am eigenen Spiel / Samstag kommt der VfL Gummersbach nach Mannheim

Kim Ekdahl du Rietz trottete als einer der Letzten aus der Lipperlandhalle. Auf dem Weg Richtung Mannschaftsbus nahm sich der Halblinke der Rhein-Neckar Löwen Zeit für die Fans, posierte für Fotos, schrieb Autogramme. Die Strapazen, sie waren ihm nach dem deutlichen 39:28-Sieg beim TBV Lemgo kaum anzusehen – obwohl es dem Rechtshänder zuletzt schlecht ging. Zwei Tage hatte der Schwede mit Fieber im Bett gelegen, eigentlich hätte er in Ostwestfalen gar nicht spielen sollen. Doch dann fiel auch noch Mads Mensah Larsen (muskuläre Probleme) aus, weshalb Ekdahl du Rietz am Spieltag von Pressesprecher Christopher Monz in Heidelberg abgeholt und nach Lemgo gefahren wurde. „Es war ganz gut, dass Mads nicht konnte“, scherzte der 25-Jährige nach erfolgreich verrichteter Arbeit und lachte: „Ich habe seit zwei Jahren kein Spiel verpasst. Und wenn Mads fit gewesen wäre, hätte ich bestimmt nicht nachkommen dürfen.“

So aber stellte sich der Rechtshänder in den Dienst der Mannschaft, als Alternative stand noch Abwehr-Ass Stefan Kneer bereit. Vor seinem Wechsel zum Vize-Meister spielte der wurfgewaltige 29-Jährige bei all seinen vorherigen Klubs auf der halblinken Königsposition. „Ich denke, dass es auch mit ihm geklappt hätte“, meinte Trainer Nikolaj Jacobsen, der dann aber doch – wenn auch mit etwas Bauchschmerzen – Ekdahl du Rietz viel Spielzeit gab: „Kim hat das gut gemacht, aber er stand ein bisschen zu lange auf dem Feld.“ Der Plan sah eigentlich vor, ihn in der zweiten Halbzeit durch Kneer zu entlasten – was jedoch erst in der Schlussphase geschah. „Lemgo hatte die Abwehr auf eine 5:1 umgestellt. Da ist ein bisschen mehr Abstimmung notwendig und Kim liegt diese Variante mehr als Stefan“, erklärte Jacobsen, warum aus seiner ursprünglichen Idee nichts wurde. Es war der einzig störende Umstand an einem ansonsten rundum gelungenen Tag: „Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Hinter uns liegt eine harte Zeit.“

Champions-League-Aus am Sonntag in Szeged, Rückflug aus Ungarn am Montag, Busreise am Dienstag nach Lemgo – das geht an die Substanz, auch wenn davon in Lemgo nichts zu sehen war. Der Auftritt in Ostwestfalen erinnerte in keiner Weise an die Begegnungen in der Königsklasse oder den Arbeitssieg über Minden.

„Die Jungs sind einfach müde, jeder hat ein paar Wehwehchen. Aber jetzt ziehen wir das durch“, versuchte Jacobsen zu erklären, warum seine Mannschaft zuletzt nicht immer brillierte. Doch rechtzeitig vor dem Heimspiel am Samstag (15.45 Uhr/ 10 000 Karten verkauft) gegen den VfL Gummersbach und eine Woche vor dem Bundesliga-Gipfeltreffen am Ostersonntag beim THW Kiel scheinen die Löwen ihre Leichtigkeit wiedergefunden zu haben. In Lemgo siegte die Begeisterung am eigenen Spiel über die physische und psychische Erschöpfung. Nur drei Minuten und 41 Sekunden brauchten die Gelbhemden, um nach dem immer gleichen Muster von 12:9 auf 17:10 (24.) davonzuziehen: Ballgewinn, Gegenstoß, Tor – die Partie war früh entschieden. „Wir haben schnell gemerkt: Wenn wir gut in der Deckung stehen, können wir viele einfache Tore machen“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer: „Und wenn es einfach geht, macht es Spaß.“

 

Von Marc Stevermüer