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Bittere Pleite in der Hölle Nord

Karlsruhe/Flensburg (bin/ug). Bereits gegen Ende der ersten Halbzeit in der Flensburger Campushalle reckte Per Carlén, der Trainer der SG Flensburg-Handewitt, bei jeder gelungenen Aktion seiner Mannschaft triumphierend beide Fäuste in die Höhe. Nur wenige Meter entfernt herrschte auf der Bank der Rhein-Neckar Löwen zu diesem Zeitpunkt tiefe Tristess. Ola Lindgren, der Chefcoach des badischen Handball-Bundesligisten, stand mit versteinerter Mine an der Seitenlinie und war schockiert über die schwache Leistung seiner Schützlinge, die bereits aussichtslos mit 8:19 Toren im Hintertreffen lagen. Zwar waren die Gäste vor den 6 200 Zuschauern nach dem Seitenwechsel zumindest um eine Resultatsverbesserung bemüht, die bittere 25:32-Pleite konnten sie allerdings nicht mehr verhindern.

„Das war ein kompletter Aussetzter der gesamten Mannschaft“, meinte der ratlose Nationalspieler Michael Müller. „Wir haben nie unseren Rhythmus gefunden und die Angriffe viel zu früh abgeschlossen. Letztlich haben wir diese Partie schon in der ersten Halbzeit verloren“, ergänzte der Rückraumspieler, der zusammen mit seinen Teamkollegen mit hängendem Kopf vom Parkett schlich. Dabei hatten sich die Löwen für das Endspiel um die erneute direkte Qualifikation für die Champions League so viel vorgenommen: Nach zuletzt acht Siegen in Serie wollten Lindgrens Schützlinge auch in der „Hölle Nord“ bestehen und den direkten Konkurrenten im Kampf um den dritten Tabellenplatz mit einem weiteren Erfolg überflügeln. Allerdings ging diese Rechnung zu keinem Zeitpunkt der Partie auf.

„Sieben Tore in den ersten 24 Minuten sagen doch eigentlich schon alles“, grantelte Gästetrainer Lindgren, dessen Schützlinge kaum ein Mittel gegen die aggressive Deckung der Norddeutschen fanden und sich immer wieder zu überhasteten Würfen verleiten ließen. Diese waren meistens eine sichere Beute des starken SG-Keepers Dan Beutler, der – wie schon beim 30:26-Erfolg der Flensburger im Hinspiel – bereits frühzeitig den badischen Ballwerfern den Zahn zog. „Das war gerade in der ersten Hälfte eine inakzeptable Leistung. Da muss sich jetzt jeder selbst mal an die Nase fassen“, meinte Youngster Patrick Groetzki und sprach von der „schlechtesten Halbzeit dieser Saison“.

„Wenn man nur 50 Prozent seiner Leistung abruft, dann kann man in Flensburg nicht gewinnen“, ergänzte Torhüter Slawomir Szmal, der von seinen Vorderleuten immer wieder allein gelassen wurde. „Bei uns haben die drei Komponenten Abwehr, Torhüter und Gegenstoßverhalten einfach perfekt gepasst“, lobte dagegen SG-Coach Carlén seine Schützlinge.

Die Hausherren gingen vom Anwurf weg in der Abwehr aggressiver zu Werke und nutzten in der Offensive ihre Chancen konsequent, so dass die Begegnung bereits beim Seitenwechsel so gut wie entschieden war. Auch nach der Pause blieben die Norddeutschen stets Herr der Lage und ließen die Löwen nie näher als sieben Tore herankommen. Nicht zuletzt deshalb sei die Art und Weise, wie sich die Badener präsentiert hatten, enttäuschend gewesen, gab Löwen-Manager Thorsten Storm zu Protokoll und stellte fest: „Wir haben uns an die Wand spielen lassen.“

SG Flensburg-Handewitt: Christiansen 8/3, Mogensen 6, Svan Hansen 5, Carlén 4, Heinl 3, Pettersson 3, Karlsson 1, Fahlgren 1, Boesen 1.
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 7, Müller 5, Bielecki 3, Stefansson 3/2, Groetzki 2, Harbok 2, Myrhol 1, Manojlovic 1, Gudjonsson 1.

 10.05.2010