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Löwen-Train zerplatzt
FLENSBURG. Die Rhein-Neckar-Löwen haben gestern wohl die erneute Teilnahme an der Champions League der Handballer verspielt. Die SG Flensburg-Handewitt festigte mit einem überraschend klaren 32:25 (19:8)-Erfolg ihren dritten Rang.
Die Szene war irgendwie symptomatisch für das gestrige Spiel der Rhein-Neckar Löwen. Mitte der zweiten Hälfte zog Karol Bielecki nach links, kam leicht ins Straucheln und prallte genau gegen seinen Mannschaftskollegen Michael Müller. Der Ball flog dem Polen aus der Hand – so wie schon vorher den Badenern die gesamte Partie entglitten war.
Im Vorfeld war viel vom Schlüsselspiel um Platz drei die Rede, und nicht wenige sahen die besseren Karten bei den zuletzt stark auftretenden Rhein-Neckar Löwen. Doch im Grunde war nur acht Minuten lang ein Sieg für die Gäste möglich. Nach dem 4:4 brachen alle Dämme. „Auf dem Spielfeld zählt nicht, wer Favorit ist, sondern nur die Leistung“, bilanzierte ein geknickter Löwen-Coach Ola Lindgren. „Vier Tore in 22 Minuten – das spricht für sich selbst.“
Der kollektive Blackout hinterließ ratlose Handballer. „Ich weiß nicht, woran es lag“, sagte Snorri Gudjonsson. „Das war ein Katastrophen-Spiel“, gestand Slawomir Szmal, „die Flensburger waren sehr aggressiv‘, dagegen hatte ich bei uns das Gefühl, dass wir gar nicht hundertprozentig konzentriert waren.‘
Fünf Minuten vor der Pause – es hieß bereits 16:7 – waren die Messen im Prinzip gelesen. Hitzig ging es nur noch einmal zu. Nachdem Grzegorz Tkaczyk SG-Kreisläufer Jacob Heinl rustikal gefoult hatte, bildete sich ein Tumult mit Rangelei. Thomas Mogensen wie auch Uwe Gensheimer und Grzegorz Tkaczyk mussten zum Abkühlen auf die Bank. In der 5:4-Überzahl bauten die Flensburger den Vorsprung auf 19:7 aus, das Publikum tobte.
Im zweiten Durchgang agierten die Löwen ohne gestaltenden Spielmacher, dafür mit drei Schützen aus der zweiten Reihe. Mehr als Ergebnis-Kosmetik sollte nicht mehr herausspringen. „Gegen die ersten drei Mannschaften in der Bundesliga haben wir in dieser Saison kein Spiel gewonnen‘, bilanzierte der enttäuschte Löwen-Manager Thorsten Storm. „Ich dachte, wir wären schon weiter.“
Von Jan Kirschner
10.05.2010