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Bohmann rät zum Roggisch-Verzicht

Heidelberg. Spielt er oder spielt er nicht? Er spielt nicht! Die Rhein-Neckar Löwen haben sich vor dem heutigen Landesderby bei Frisch Auf Göppingen (19.30 Uhr/Sport1) gegen einen Einsatz von Oliver Roggisch entschieden: Der lange Blonde, der Defensivspezialist im badischen Rudel, kann sich bereits voll und ganz auf die Silvester-Feierlichkeiten konzentrieren. Storm: „Das Risiko ihn gegen Göppingen zu bringen, wäre zu groß! Wir würden eine nachträgliche Bestrafung riskieren.“

Die Gelbhemden reagieren damit auf den Machtkampf zwischen der Handball-Bundesliga (HBL), die den Nationalspieler für das Spiel gegen Frisch Auf „freigesprochen“ hat, und dem Deutschen Handball Bund (DHB), der auf eine 14-tägige Sperre pocht – die RNZ berichtete gestern exklusiv.

Frank Bohmann, Geschäftsführer der HBL, hat Storm übrigens zähneknirschend zu einem Verzicht geraten: „Falls Roggisch spielen würde und es käme zu einer Klage des DHB, wäre es nicht sicher, dass die Löwen Recht bekommen.“ Oder anders ausgedrückt: Eine Niederlage am „grünen Tisch“ wäre die Folge. Szenekenner glauben den Grund für das Kompetenzgerangel zu kennen: Auslöser soll eine Sitzung der HBL und sämtlicher Bundesliga-Clubs gewesen sein. Auf ihr wurde Mitte Juni 2010 beschlossen, dass eine 14-tägige Sperre keinen Sinn macht. Einstimmig sprach man sich gegen den DHB-Beschluss aus. Und plädierte für eine Ein-Spiele-Sperre. Der Haken: Der DHB wurde nicht mit ins Boot geholt, wurde quasi übergangen – und soll nun beleidigt sein.

Beleidigt hin oder her, Storm wurmt das Ganze mächtig: „Diese Selbstgefälligkeit ist schon erstaunlich. Wenn es um Abgaben, Erlöse oder sonstige Vorteile geht, werden wir zur Kasse gebeten und jetzt ist keiner zuständig.“

Konfrontieren konnte man den DHB damit gestern nicht. Die Geschäftsstelle ist zwischen den Jahren nicht besetzt. Auch die Handys sind aus. Lediglich Peter Rauchfuß, der Schiedsrichterwart des DHB,war erreichbar, aber der falsche Ansprechpartner: „Damit haben wir als Schiedsrichter nichts zu tun. Das ist Sache der Rechtsordnung und fällt somit nicht in unser Aufgabengebiet.“

Apropos 14-tägige Sperre, macht die überhaupt Sinn? Ein Beispiel: Würde Roggisch heute in Göppingen die Rote Karte sehen, würde die 14-tägige Zwangspause während der Bundesliga-Pause verpuffen. Bewerten will Rauchfuß die Zwei-Wochen-Sperre nicht. Nur so viel: „Manche Spieler verpassen dadurch drei Spiele, andere zwei, manche gar keins.“ Storm kontert: „Mich würde interessieren, wie es gelaufen wäre, wenn am Mittwoch ein WM und kein Liga-Spiel anstehen würde.“

Wie auch immer, die Löwen haben den Schwarzen Peter, sind in der Zwickmühle. „Wir sehen uns als Spielball der HBL und des DHB“, erklärt Storm, „die Kommunikation zwischen beiden ist einfach sehr schlecht: Letztlich leidet der Handball darunter, egal welcher Verein.“

Frust, der heute Abend ausgeblendet wird: Die Löwen müssen die Krallen ausfahren, ordentlich zubeißen, um im Landesderby etwas reißen zu können.

Von Daniel Hund