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Buhmann Omeyer (BNN)

Mannheim. Im Sommer 2013 läuft der Vertrag von Thierry Omeyer beim THW Kiel aus und der französische Nationaltorwart wird zu Montpellier HB zurückkehren. Im Badischen wird dem Weltklassezerberus dann kaum jemand eine Träne nachweinen. Mit seinem Auftreten im Top-Spiel der Handball-Bundesliga zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem deutschen Rekordmeister machte sich „Titi“ jedenfalls keine neuen Freunde – obwohl der 34-jährige Elsässer in der Mannheimer SAP-Arena mit seinen Paraden in der zweiten Halbzeit der Garant des 30:27(18:16)-Auswärtssieges des Tabellenführers war. Omeyer war vor 9 511 Zuschauern, darunter Bundestrainer Martin Heuberger, für die Höhepunkte zuständig – für die positiven wie auch die negativen.

Bei den sportlichen Verlierern hielt sich die Enttäuschung in Grenzen. „Die Jungs haben alles gegeben. Wir haben derzeit einen dünnen Kader und können deshalb nicht über 60 Minuten auf dem höchsten Niveau spielen“, sagte Trainer Gudmundur Gudmundsson. „Wir haben eine große Chance verpasst. Wir hatten uns vorgenommen, Kiel zu schlagen – und das wäre auch drin gewesen“, meinte Uwe Gensheimer. Der Nationalspieler war mit neun Treffern bester Werfer der Partie und bei zwei entscheidenden Szenen mittendrin statt nur dabei.

In der 50. Minute fing Omeyer einen Abwurf von Löwen-Keeper Henning Fritz ab, prellte den Ball in die Hälfte der Hausherren und bediente Daniel Narcisse, der zum 25:22 traf. Beim Zurücklaufen „geriet“ Gensheimer in Omeyers Laufweg. Der hakte sich geschickt bei dem 24-Jährigen ein, dem die schwachen Unparteiischen Bernd und Reiner Methe eine Zeitstrafe aufbrummten, während der die Kieler zwei Tore nachlegten. Fortan waren Omeyer und die Schiedsrichter-Zwillinge die Buhmänner in der Halle und wurden später mit einem Pfeifkonzert sowie „Schieber“-Rufen vom Publikum in ihre Kabine verabschiedet.

Zuvor waren die Emotionen erneut hochgekocht, als Omeyer nach einem Disput mit Gensheimer zu Boden sank und so eine weitere Zeitstrafe herausschinden wollte. Zwar durchschauten die Referees diese Schauspieleinlage (55.), doch Omeyer kam seinerseits ungeschoren davon. „Das war nichts Wildes. Emotionen gehören zum Handball dazu“, betonte Gensheimer – die Schiedsrichterleistung ließen die Löwen-Akteure unkommentiert. „Sonst wird’s teuer“, erklärte Michael Müller, einer der Aktivposten der Badener, die sich vorerst in der Verfolgergruppe einreihen, während der Rekordmeister einsam seine Kreise zieht.

Gestützt auf die Paraden von Goran Stojanovic dominierten die Hausherren bis zum 13:9 (18.), doch der THW schlug im Stile einer Spitzenmannschaft zurück. „Wir sind ruhig geblieben. Dann haben unsere taktischen Mittel gegriffen und wir haben aus Minus vier Plus zwei gemacht – das war richtig stark“, kommentierte Dominik Klein die Phase bis zur Pause, in der Kiel die Partie drehte. Zwar glichen die Löwen umgehend zum 18:18 aus, doch mit zunehmender Spieldauer schwanden die Kräfte. „Es ist keine Überraschung, dass der THW gewonnen hat. Aber sie mussten sich mächtig strecken, darauf können wir stolz sein“, sagte Löwen-Manager Thorsten Storm. Widerworte gab es keine, aber eben auch keine Punkte.

Von Christof Bindschädel