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Kiel bestraft Löwen-Fehler (SOAK)

Die Rhein-Neckar Löwen warfen gegen den THW Kiel alles in die Waagschale. Am Ende sollte aber auch das nicht reichen. Die Badener unterlagen nach großem Kampf mit 27:30 (16:18).

Während die Spieler des THW Kiel nach dem Abpfiff einen Kreis bildeten und hüpfenderweise immer wieder „Auswärtssieg“ riefen, ging es gestern Nachmmitag im Rund der Löwen deutlich ruhiger zu. Aufmunterung war gefragt, Kopf-hoch-Parolen machten die Runde. Und die waren durchaus berechtigt. Die Badener verlangten der aktuellen Übermannschaft der Liga schließlich alles ab. Um letztlich als Sieger vom Platz zu gehen, hätten die Löwen allerdings durchweg am oberen Level spielen müssen. Angesichts der dünn besetzten Bank fast ein Ding der Unmöglichkeit.

„Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen“, meinte auch Trainer Gudmundur Gudmundsson, der den Knackpunkt Ende der ersten Halbzeit verortete. „Da haben wir die Linie verloren“, monierte Gudmundsson. 14:11 führten die Gelbhemden nach einem Klasse-Start (6:2, 12:8) noch in der 23. Minute, doch plötzlich riss auch wechselbedingt der Faden. Während Andy Schmid und Zarko Sesum dringend ihre erste Verschnaufpause nehmen mussten, wurde auf einmal viel zu schnell abgeschlossen und der Weg an den Kreis mit riskanten Pässen gesucht. Kiel nutzte diesen Blackout mit sechs Toren in Folge zum 14:17. „Wir hatten bislang in jedem Spiel so eine Phase, aber eine Mannschaft wie Kiel bestraft das eben gnadenlos“, blickte Linkshänder Michael Müller – nach Kapitän Uwe Gensheimer (9/3) erfolgreichster Löwen-Werfer (7) – auf diese Phase zurück, in der sogar zwei Minuten Überzahl nicht halfen, die Zebraherde zu stoppen. „Da ist ja gar nichts gegangen“, meinte Müller.

Nach dem Wechsel egalisierten die Badener den 16:18-Rückstand zwar umgehend zum 18:18 und brachten die 9511 Fans in der SAP Arena wieder ordentlich in Wallung. Doch Kiel nutzte seine komfortable Situation, immer wieder frische Weltklasse-Profis aufs Feld bringen zu können und hatte nun auch Vorteile auf der Torwartposition. Bis zu Müllers 23:25 (50.) blieben die Gelbhemden immerhin in Schlagweite, Kim Andersson und Momir Ilic legten dann aber zum 23:27 (52.) nach. Wieder waren einfache Fehler der Löwen vorausgegangen, die der THW zur Vorentscheidung nutzte.

Kiel atmete nach dem Abpfiff durch. „Nach 15 Minuten sahen wir schließlich schon wie der klare Verlierer aus“, meinte THW-Coach Alfred Gislason, während Löwen-Kapitän Gensheimer das Positive aus der Partie mitnahm. „Wir haben gesehen, dass wir eine Mannschaft haben, die mit den Top-Teams mithalten kann. Wir müssen eben konstanter werden“, sagte Gensheimer, der in der aufgeheizten Stimmung zweimal gewaltig mit dem überhöhten Adrenalinspiegel des Kieler Torwarts Thierry Omeyer in Berührung kam. Doch der Linksaußen wollte das nicht überbewerten. „Emotionen gehören zum Handball dazu, und Thierry macht dieses Spiel gerne mit. Wir haben uns danach wieder die Hand gegeben, das ist schon in Ordnung.“

Von Thorsten Hof