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Der Bruch nach dem 13:9 (Rheinpfalz)

MANNHEIM. Die 9511 Zuschauer, die letztlich das Schiedsrichter-Zwillingspaar Bernd und Reiner Methe mit wütenden Pfiffen verabschiedeten, erlebten 20 Minuten, in denen, so THW-Trainer Alfred Gislason, die Kieler „wie der sichere Verlierer aussahen”. Tatsächlich spielten die Löwen ihren Gegner fast an die Wand. Gestützt auf Goran Stojanovic und eine sehr bewegliche Abwehr zog die Mannschaft von Trainer Gudmundur Gudmundsson über 6:2 auf 13:9 davon.

Doch dann kam der Bruch. Börge Lund und Karol Bielecki hatten die pausenbedürftigen Andy Schmid und Zarko Sesum, die das Spiel bis dahin auf höchstem Tempo hielten, abgelöst. In der Folge klappte im Angriff nicht mehr viel. „Da haben wir, wie auch später in der zweiten Halbzeit, einfach zu früh abgeschlossen. Man muss den Leuten, die von der Bank kommen, Zeit lassen, ins Spiel zu finden”, erklärte Michael Müller, der aus dem rechten Rückraum sieben Tore beisteuerte.

Kiels Linksaußen Dominik Klein sah das etwas THW-lastiger: „Alfred hat uns super vorbereitet, die taktischen Raffinessen waren genau die richtigen. Wir haben auf die jeweiligen Formationen der Löwen sofort reagiert und sind außerdem in der schwierigen Anfangsphase ruhig geblieben.” Gislason wechselte von der anfänglichen 3-2-1-Abwehr zur 6-0 und zurück. Nicht nach Belieben, sondern nach Bedarf. Es zeitigte Früchte. Unterstützt durch einige Fehler der Löwen kamen die „Zebras” nicht nur zum Ausgleich, sie sicherten sich bis zur Pause sogar einen Zwei-Tore-Vorsprung. Auch das monierte Michael Müller. „Wir hätten ruhiger spielen müssen, den einen oder anderen Zug länger ausspielen, um die noch bessere Chance zu bekommen, hätten sie auf mindestens zwei Tore Abstand halten müssen.”

Gegen die „schnellen und aggressiven Löwen” (Kim Andersson) half auch nach schwachem Beginn Torwart Thierry Omeyer aus der Tiefe. Allerdings gelangen ihm wenig spektakuläre Paraden, vielmehr wurde er mehrfach einfach angeschossen. „So haben die Kieler plötzlich die Gegenstöße bekommen”, meinte Henning Fritz, der als Ablöser von Stojanovic seine Mannschaft mit etlichen Paraden im Spiel hielt. Doch sie machten ein paar Fehler, nicht viel mehr als die Kieler, aber immerhin.

Da halfen in der Schlussphase auch die letzten Kraftreserven nicht mehr, zumal die Schiedsrichter Uwe Gensheimer wegen einer Lappalie für zwei Minuten auf die Bank schickten, was den Kielern den Weg zum 23:26 erleichterte. In das letzte Aufbäumen hinein, in der 57. Minute beim Stand von 26:29, unterlief dem ansonsten starken Zarko Sesum ein Fehlpass, den Dominik Klein per Tempogegenstoß zur Vorentscheidung nutzte.

Klein erzielte die meisten Feldtreffer für Kiel (6), Müller die meisten für die Löwen (7), Kreisläufer Robert Gunnarsson aber fünf spektakuläre. Doch ausgerechnet das oft zu riskante Anspiel an den Kreis sah Gudmundur Gudmunsson als einen Teil dessen, was schließlich den tollen Kampf der Löwen unbelohnt ließ. Und eben die Tatsache, dass die Löwen auf Bjarte Myrhol, Ivan Cupic und den als psychologische Stütze auf der Bank sitzenden Krzysztof Lijewski verzichten mussten. Was zwangsläufig zu der Müdigkeit führte, die Thierry Omeyer immer besser aussehen ließ, wie Löwen-Manager Thorsten Storm anmerkte.

Von Dietmar Einzmann