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Chaos vor dem Minden-Spiel

Heidelberg. Es sollte ein gemütlicher Abstecher in den Süden werden. Einfach mal abschalten, die Seele baumeln lassen. Kent-Harry Andersson (Foto: vaf), der Sportliche Berater der Rhein-Neckar Löwen, flog während der Länderspielpause zu seiner Tochter nach Marbella. Am Samstag wollte der Schwede zurück in Kronau sein. Doch da hatte der Handball-Fuchs die Rechnung ohne Eyjafjallajökull, den Asche spuckenden Inselberggletscher gemacht: „Der nächste Flieger wäre erst am kommenden Sonntag gegangen“, schmunzelt der 60-Jährige, „dann habe ich mich um ein Zugticket bemüht, doch da war alles ausgebucht.“

Also dachte er nochmals um, mietete sich ein Auto und fuhr am Sonntag los. 2.300 Kilometer lagen vor ihm. Gestern um die Mittagszeit waren noch rund 600 übrig. „Ich befinde mich gerade auf der Höhe von Lyon. Ich bin die ganze Nacht durchgefahren“, pustete Andersson tief durch, wirkte leicht erschöpft.

Morgen um 20.15 Uhr wird davon nichts mehr zu spüren sein. Dann hat ihn der Alltag wieder. Gemeinsam mit Löwen-Trainer Ola Lindgren will er Uwe Gensheimer und Co. in der SAP Arena zum Sieg gegen Minden brüllen. Denn das Schlusslicht darf nicht unterschätzt werden. Andersson wird energisch, mahnt: „Man muss jeden Gegner mit Respekt behandeln. Andernfalls kann es einen in der Bundesliga schnell mal erwischen.“ Und das darf auf keinen Fall passieren. Denn für das Rudel gilt: Verlieren verboten! Nur so kann der Traum von der direkten Champions-League-Qualifikation weiter geträumt werden. Sie haben nur noch Endspiele, die Löwen. Doch die scheinen ihnen zu liegen: Immer, wenn es um alles geht, beißen sie, kratzen sie, brillieren sie.

Gegen Minden wird das nötig sein. Andersson tippt nämlich auf einen heißen Tanz. Vor allem die Defensive des Kellerkinds hebt er hervor: „Seit mein Landsmann Ulf Schefvert dort als Trainer arbeitet, konzentriert man sich dort insbesondere auf die Abwehr, packt richtig hart zu.“ Angst, dass sein Personal abgelenkt sein könnte, sprich schon den sonntäglichen Champions-League-Knaller gegen den THW Kiel im Hinterkopf haben könnte, hat Andersson nicht. Im Gegenteil. „Das sind alles Profis, die müssen diesen Spagat einfach hinkriegen.“

Ein wenig müde könnte die Isländer-Fraktion sein. Denn die trudelte erst letzte Nacht in der Kurpfalz ein. Und zwar auf kuriose Art und Weise. Nach einem Zwischenstopp in Göteborg wurden Olafur Stefansson und Snorri Gudjonsson von Anette Nielsen – sie ist die Schwester von Jesper Nielsen, dem Aufsichtsrats-Vorsitzenden des Bundesligisten – nach Hamburg chauffiert, wo sie von Löwen-Mitarbeiter Christopher Monz und dem „Löwen-Taxi“ eingesammelt wurden.

Von Daniel Hund

 20.04.2010